Wegen Bibel: Christ des Landes verwiesen
Tiefblauer Himmel, der in der endlosen Weite scheinbar im Nirgendwo ins marineblaue Meer übergeht, ein Strand, dessen weisser Sand üppige Palmen beherbergt: Weder Ferienprospekt noch Postkarten lügen bei solchen atemberaubenden Bildern. Aber sie zeigen nur den schönen Teil der Realität. Auf den Malediven herrscht ein islamistisches Willkürregime, das einheimische Nicht-Muslime systematisch verfolgt. Für Touristen sind nur wenige Inseln erschlossen, das wahre Gesicht des Landes bleibt ihnen verborgen.
Der 30-jährige katholische Lehrer Shijo Kokkattu sei Ende September 2011 festgenommen worden, nachdem die Polizei bei einer Razzia eine Bibel und einen Rosenkranz in seinem Haus entdeckt habe, berichtet das Nachrichtenmagazin «idea». Die Polizei habe ihn auf einer Insel während mehreren Wochen verhört.
Im September habe das Ministerium für Islam-Angelegenheiten verschärfte Bestimmungen zum sogenannten «Gesetz für religiöse Einheit» erlassen. Es verbietet die Propagierung nicht-islamischer Lehren. Und, so «idea» auf Berufung des Nachrichtendienstes «Compass Direct» weiter: Nur staatlich genehmigte Prediger dürfen in der Öffentlichkeit über den Glauben sprechen. Verstösse werden mit Hausarrest oder Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren geahndet. Ausländische Täter werden des Landes verwiesen. Auch ist der Bau von Kirchen und anderen nicht-muslimischen Gebetsstätten verboten.
Nicht-Muslime können nicht Malediver werden
Das Inselreich duldet neben dem Islam keine andere Religion. Im Sommer vor drei Jahren, am 7. August 2008, erliess Präsident Mohammed Abdul Gayoom eine neue Verfassung, die von wenig Glaubensfreiheit zeugt:
Laut Artikel 2 sind die Malediven ein demokratischer Staat, der auf den Grundsätzen des Islam aufbaut. Artikel 9, Absatz d) erklärt, dass Ausländer, die nicht muslimisch sind, die maledivische Staatsbürgerschaft nicht erhalten, und Artikel 10 hält fest, dass kein Gesetz erlassen werden soll, das der Lehre des Islam widerspricht.
Der Staat versteht sich als Beschützer des Islam. Seit mehreren Jahren rangiert das Insel-Paradies in der «Top 10» des Weltverfolgungsindex von «Open Doors».
Datum: 28.10.2011
Autor: Daniel Gerber
Quelle: idea / jesus.ch