Gemeinde auf der Flucht

Ein irakischer Jugendpastor sät neue Hoffnung

Martin ist gerade mal 25 Jahre alt – doch als angehender Pastor liegt ihm die Jugend seiner Gemeinde am Herzen. Als alle Gemeindeglieder vom IS aus dem Dorf vertrieben wurden, blieb Martin bei ihnen. Heute unterstützt er «seine» Jugendlichen, organisiert Gebetstreffen und ermutigt sie, so dass viele von ihnen sogar das zerstörte Dorf wieder neu aufbauen wollen.
Der irakische Jugendpastor Martin macht einen Unterschied unter den Flüchtlingen im Nahen Osten
Martin ermutigt die Jugendlichen, auf Gott zu vertrauen

Es ist erstaunlich, kommt aber gerade in der Flüchtlingskrise immer häufiger vor: Menschen, insbesondere Christen, lassen ihre eigenen Probleme und Schwierigkeiten beiseite, um anderen zu helfen. So auch Martin, ein Jugendpastor aus dem Irak. Er musste aus seinem Heimatdorf Karemlash fliehen, als es im August 2014 vom Islamischen Staat eingenommen wurde. Der 25-Jährige hätte die Chance gehabt, mit seiner Familie das Land zu verlassen – doch er entschied sich dagegen!

Eine neue Art von Stress

Stattdessen blieb er allein zurück im Land und floh mit vielen anderen Dorfbewohnern und vor allem den Jugendlichen seiner Gemeinde in die Stadt Erbil. «So eine Vertreibung erzeugt eine Art von Stress, die wir noch nie erlebt haben», berichtet Martin, der von der Organisation «Open Doors» unterstützt wird. «Man muss verstehen, dass der IS nicht nur die Häuser der Leute genommen hat, den Ort, an dem sie sich wohl fühlten. Nein, der IS hat ihnen auch die Universität weggenommen, ihre Zukunft.» Als er das begriff, wurde ihm sein Ruf als Jugendpastor noch viel deutlicher. «Ich werde hier gebraucht, in diesem Moment, um meinen Leuten Liebe und Hoffnung weiterzugeben.»

Eine Gemeinde auf der Flucht

Die Mehrheit der Menschen, die aus Karemlash geflohen sind, gehörten zur lokalen christlichen Kirche – und ihre erste Frage am neuen Ort war nach einer Gemeinde. Thabet, ein anderer Gemeindeleiter, der mit Martin zusammen arbeitet, berichtet: «Die neue Kirche wurde aus Materialien für ein transportables Gebäude gebaut und dient einem wichtigen Ziel: Ohne Kirche sind wir alle zerstreut, aber wir müssen jetzt zusammenhalten. Hier in der Kirche können wir uns treffen und uns über den Glauben austauschen. Es gibt Gruppen zum Bibelstudium, Gebet und Aktivitäten für die Kinder. So ein Ort ist unendlich wertvoll. Wir müssen Gottes Wort hier jeden Tag verkünden. Durch das Bibellesen erkennen wir, wie wir uns als Christen in dieser Situation verhalten sollten. Wir besitzen keine anderen Waffen…»

Vertrauen wie Jesus

Martin liegen hierbei insbesondere die Jugendlichen am Herzen, die sich ohne ihre Uni, ohne ihr Studium und ohne Zukunftshoffnungen recht verloren vorgekommen sind. Er hat sie zusammengebracht und motiviert sie nun, sich gegenseitig zu ermutigen. «Das wichtigste, was ich den jungen Leuten beibringen möchte, ist, dass Jesus seinem Vater komplett vertraut und sich ihm ganz hingegeben hat, sogar in der schlimmsten Situation, nämlich am Kreuz. Ich möchte, dass sie sich sicher sind, dass wir Gott und Jesus komplett vertrauen können», erklärt der Jugendpastor.

Wiederaufbau geplant

Martin organisiert Ausflüge für die Jugendlichen, Gebetsgruppen, nimmt sie aber auch mit, um gemeinsam andere geflohene Dorfbewohner zu unterstützen. Auf diese Weise sind sie zu Freunden des gesamten Flüchtlingscamps geworden und haben selbst wieder Hoffnung bekommen. «Durch ihre Beharrlichkeit im Gebet und durch die Ermutigung bekommen sie nach und nach ihr Leben wieder zusammen. Sie erhalten neue Hoffnung. Viele haben sogar das Gefühl, genügend Kraft zu haben, um zurück in unser Dorf zu gehen und es wieder aufzubauen. Wir beten jetzt einfach dafür, dass das Dorf bald wieder befreit wird!»

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Datum: 10.09.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / CBN

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