Albanien: „So kann es nicht weitergehen“

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Erion Veliaj, der Gründer der Initiative „Mjaft“.
Heute findet man Poster von „Mjaft“ überall im Land.

«Genug ist genug!» So etwa kann das albanesische Wort „Mjaft!“ übersetzt werden, das überall in Albanien mit einer roten Hand als Zeichen aushängt. Mit „Mjaft“ soll die grassierende Korruption, Menschen-Schmuggel, Racheakte und Blutfehden, Armut und die miserablen Dienstleistungen bekämpft werden.

Hinter der Kampagne „Mjaft“ steht Erion Veliaj, der Gründer der Initiative. Er ist ein überzeugter Christ, der von seinem Studium in den USA nach Albanien zurückgekehrt ist.

Angesichts der Misere auf allen Ebenen in seinem Land, hat er sich wie einst Josua in der Bibel dazu entschlossen, nicht zu resignieren, sondern zu sagen: «Ich aber und mein Haus werden dem Herrn dienen».

Erion ist überzeugt, dass jede Person und Familie aufstehen sollte, um zu erklären, dass sie genug von solchen Zuständen in ihrem Land hätten. «Auch wenn es so aussieht, als ob niemand alleine etwas bewegen könnte, so sollte doch jeder eine Gelegenheit bekommen zu erklären, dass er sich nicht mit den Zuständen abfindet. Mit der Zeit und mit mutigen Initiativen könnte das Klima der passiven Tatenlosigkeit durchbrochen und ein Klima für positive Veränderungen geschaffen werden», ist Veliaj überzeugt.

Erion Veliaj führt ein Beispiel für die Schwierigkeiten in Albanien an: "Die niederen Polizeibeamten in Albanien verdienen im Monat im Durchschnitt 100 Euro. Sie sind daher für Extrazahlungen sehr empfänglich."

Eine Idee beginnt zu greifen

Heute findet man Poster, Plakate und „Mjaft“-Programme überall im Land – die Idee beginnt zu greifen. In Shkodra, der Präfektur Albaniens, die am meisten durch Blutfehden betroffen ist, gingen Hunderte auf die Strasse, unter ihnen betroffene Witwen, bekannte Schriftsteller, Lokalpolitiker, Studenten, Medienleute und Ausländer, um gegen diese schreckliche Tradition zu protestieren.

In Shkodra allein sind mehr als 250 Familien und über 2000 Einzelpersonen gegenwärtig durch die Blutrache betroffen. In Nordalbanien stehen 1370 Familien und wenigstens 7000 Einzelpersonen unter effektivem Hausarrest – aus Angst vor Blutrachen. Doch nur «Genug!» zu rufen ist nicht genug, so Erion Veliaj. Ihm geht es darum, dass eine Bürgerbewegung entsteht, die ein neues Gefühl für Gemeinschaft entstehen lässt.

Der Weltbank zufolge ist Albanien Europas ärmstes Land. 2002 lag das Prokopfeinkommen bei 1500 USD. "In Albanien leben 750.000 Menschen unter der Armutsgrenze, 23 Prozent sind offiziell arbeitslos, nur 18 Prozent von ihnen haben eine kontinuierliche Stromversorgung.

Datum: 12.04.2005

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