Sozial- und Kirchenkrise

Bulgarische Christen setzen sich ein

Während die Wahl des neuen Partiarchen der Bulgarischen Orthodoxen Kirche noch nicht entschieden ist, sind die Christen der Evangelischen Allianz Bulgariens im Kleinen tätig – und erreichen die Bevölkerung nicht nur mit Gottes Wort.
Die Bulgarische Evangelische Allianz setzt sich auch für die ärmere Bevölkerung ein.

Die am Samstag begonnene Wahl eines neuen Patriarchen der Bulgarischen Orthodoxen Kirche zieht sich in die Länge. Nach dem Tod seines noch unter dem Kommunismus 1971 bestellten Vorgängers Maksim, sind die Differenzen unter den Bischöfen zwischen Ultraorthodoxen und Ökumenikern, gefügigen Helfern des Geheimdienstes vor der Wende und Vertretern einer Reform und Demokratisierung auch in der Kirche, neu aufgebrochen. Anzeichen für eine Krise in der bulgarischen Orthodoxie ist schon seit längerer Zeit die Hinwendung echt religiöser Kreise zu den evangelikalen Freikirchen des Landes.

Methodistische Bibelübersetzung wegweisend

Das ist nicht das erste Mal in der neueren bulgarischen Geschichte. Als 1857 die ersten Methodisten aus den USA in das damals noch türkische Land kamen, fanden sie bei den orthodoxen Christen eine tiefe Kluft zwischen dem gläubigen Volk mit seiner Pfarrgeistlichkeit und dem griechischen höheren Klerus vor. Es gab keine bulgarische Bibel. Alle Gottesdienste mussten auf Griechisch gehalten werden.

Die Bibelübersetzung des Methodisten Dr. Albert Long wurde wegweisend für die gesamte neue bulgarische Schriftsprache. Der Einfluss der methodistischen Gemeinden und Schulen war vor 1870 so gross, dass eine Reformation breitester orthodoxer Kreise erhofft wurde. Da griff jedoch der Sultan ein und errichtete eine eigene, von den griechischen Orthodoxen unabhängige bulgarische Kirche. Diese war und ist seitdem meist ein Spielball der Politik. Sie hat eng wie sonst nirgends im Ostblock mit den Kommunisten kollaboriert.

Blühende Arbeit der Evangelischen Allianz

Das war weder bei den bulgarischen Methodisten noch bei den nach ihnen ab 1880 ausgebreiteten Baptisten der Fall. Beide Kirchen hatten schwer unter der atheistischen Staatsraison zu leiden. Nach der Wende erstanden sie wie der Phönix aus der Asche, während die Orthodoxen von einer Krise in die andere stürzten.

1993 schlossen sich Methodisten und Baptisten mit dem Bund der Pfingstgemeinden und kleineren Denominationen zur Evangelischen Allianz Bulgariens zusammen. Diese hat in den letzten 20 Jahren blühende Arbeit geleistet. Das Evangelium wird nicht nur auf Bulgarisch verkündet. Die Mitglieder der Allianz bemühen sich gezielt um die Minderheiten der Armenier und Roma. Auch die Muslime – sie machen etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung aus – werden auf Türkisch angesprochen. 

An Menschen jedes Glaubens – oder Unglaubens – richten sich die sozialdiakonischen Werke der Allianz, gerade in diesen Tagen der Unrast: Durch die von der EU hinauf gejagten Strompreise ist die Monatsrechnung vieler Bulgaren höher als die Kleingehälter und -renten. Da wäre Christsein ohne Dienst für die Armen nicht glaubwürdig!

Datum: 18.02.2013
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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