Du hast auch schon vor mehreren 100 gestandenen Christen den Trottel vom Dienst gespielt. Was ging in dir vor? Was ist deine Mission? Wie reagierst du, wenn du merkst, dass man dich und deine Mission nicht ernst nimmt? Wie verbringst du deinen Alltag? Oftmals spürt man die Angst vor „Shows“ im Gottesdienst. Ist sie völlig unbegründet? „Theater gehört nicht in den Gottesdienst.“ Was ist dein wichtigstes Argument gegen diese Aussage? Wo hört für dich im christlichen Kabarett der Spass auf? Prediger ist eine Berufung, sagt man. Und Schauspieler? Du hast das „Christliches Theater-Forum“.gegründet. Warum? Wer ist hier angesprochen? Wie gehst du vor? Wie merkt ein fröhlicher Teenager, ob er dafür begabt ist? Ein bisschen Praxis noch: Formuliere bitte eine schriftliche Kabarettnummer in drei Sätzen! Interview: Andrea Vonlanthen, Chrischona-Magazin Kontakadresse:
Beat Müller: Es machte mir Spass! Das Publikum lacht ja nicht über mich als Beat Müller, sondern über die Rolle, die ich spiele. Zudem will ich mich nicht über irgendwelche einzelne Personen oder Randgruppen lustig machen. Ich versuche immer, gewisse falsche Denkweisen und Haltungen, die einen grossen Teil des anwesenden Publikums betreffen, überspitzt darzustellen. Wer also über den Trottel auf der Bühne lacht, lacht letztlich über sich selbst!
Durch Kabarett und Theater Menschen für die Botschaft der Bibel offen zu machen.
Es tut mir weh. Denn entweder sind es Nichtchristen, die den Inhalt meiner Botschaft ablehnen, oder es sind Christen, die eben das Wort „Leidenschaft“ noch nicht verstanden haben. Im Theater kann ich meine Kreativität und meinen ganzen Körper für Gott einsetzen. Dadurch wiederum können die Zuhörer und Zuschauer in Geist und Seele berührt werden. Genau das bedeutet für mich „Leidenschaft“: Ich will etwas mit meinem Verstand und gebe mich mit meinem ganzen Gefühl, meiner Kreativität und meinem Körper hinein!
Habe ich einen Einsatz, dann heisst es zum Beispiel: Morgens Auto laden – hinfahren – etwa 15 Uhr Ankunft – ausladen, aufbauen – persönliche Vorbereitung – 20 Uhr Vorstellung – abbauen – Auto laden – heimfahren – etwa 00.30 Uhr Ankunft zu Hause. An anderen Tagen gibt es Büroarbeit: Abklärungen mit Veranstaltern, Einsätze vorbereiten, Stücke schreiben, auswendig lernen, Requisiten basteln, neue Projekte planen, den ganzen administrativen Kram erledigen.
Nein, das ist sie bestimmt nicht! Sicher besteht die Gefahr, mit Effekthascherei und Unterhaltungselementen mangelnden Tiefgang zu überspielen. Doch nur weil ich einen Gottesdienst ganz gezielt und bis ins letzte durchdacht vorbereite und mit vielen kreativen Elementen gestalte, muss es noch lange keine „Show“ sein. Im Gegenteil, eine „Show“ ist es nur dann, wenn der Inhalt und die Aussagen nichts mit dem Leben der Zuschauer und der Verkündiger zu tun haben. Wenn ich mir aber lange und gründlich Gedanken über die Gestaltung des Gottesdienstes mache, wenn ich mir zum Beispiel Gedanken darüber mache, in welche Situation unseres Alltags der gewählte Bibeltext hineinspricht und wie ich das in einem Anspiel darstellen kann: dann wird diese Gefahr viel weniger gross sein als bei den meisten „traditionellen“ Gottesdiensten.
Was in einen Gottesdienst hineingehört und was nicht, sollte nicht von irgendwelchen traditionellen Vorstellungen bestimmt werden, sondern vom Ziel her. Das Ziel des Gottesdienstes ist doch, Gott zu begegnen, Menschen zu ermutigen und ihre Umgestaltung in das Vorbild von Jesus Christus zu bewirken. Theater kann einen hervorragenden Beitrag dazu leisten, dieses Ziel zu erreichen. Wo liegt also das Problem?
Ich versuche zwar oft mit Salz und Pfeffer, aber letztlich in Liebe mein Publikum auf etwas aufmerksam zu machen. Mein Ziel ist es, dadurch eine Veränderung zu bewirken. Wo dieses Ziel und die Haltung der Liebe fehlen und ich mich nur über bestimmte Dinge und Personen lustig mache, da hört für mich der Spass auf. Christliches Kabarett muss ein konstruktives Ziel haben.
Ja, ich fühle mich dazu berufen, diese Arbeit zu tun! Die Erklärung, warum das so ist, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Doch schon im Teenageralter habe ich meine Gaben in diesem Bereich entdeckt, und von Anfang an habe ich die Verbindung mit einer christlichen Botschaft gesucht. Seit meinem ersten offiziellen Auftritt hat Gott diesen Weg immer wieder bestätigt.
Und deine zentrale Botschaft?
Jesus gibt Hoffnung! Diese konkrete, lebendige Hoffnung, die wir durch Jesus Christus haben können, unterscheidet uns vom Rest der Welt. Darum heisst die Arbeit, die ich leite, ja auch „Schauspiel-Gesellschaft mit bestimmter Hoffnung“. Ich möchte alle zu einer leidenschaftlichen Nachfolge von Jesus Christus motivieren, weil Leidenschaft Körper, Geist und Seele umfasst.
Durch meine Arbeit begegne ich immer wieder Leuten, die davon träumen, dass Theater in ihrer Gemeinde einen Platz findet und die damit verbundenen Möglichkeiten effektiv genutzt werden. Doch sie wissen nicht, wie sie das anpacken sollen. Ihnen fehlen Wissen, Erfahrung, Mitspieler, Texte, gute Vorbilder usw. Diesen Leuten wollen wir helfen, von dem Wissen und den Erfahrungen anderer zu profitieren und vorhandene Ressourcen und Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen.
Jeder, der sich aktiv daran beteiligen will, Theater in irgend einer Form zum Bau der Gemeinde einzusetzen – alle vom absoluten Anfänger bis zum Bühnenprofi.
Das Forum wird durch einen Verantwortlichenkreis geleitet. Wir organisieren einmal im Jahr einen Theatertag.
Wenn er Spass am Theater spielen hat, soll er es versuchen, wo sich eine Gelegenheit bietet. Dann soll er darauf achten, wie das Publikum auf ihn reagiert und Leute mit Erfahrung in diesem Gebiet um ihre Meinung fragen.
Im nächsten Satz werde ich ein schlechtes Gerücht über einen bekannten Prediger verbreiten, was Sie, lieber Leser, als guter Christ natürlich gar nicht erst lesen werden! So, Sie sind also wie ich kein guter Christ, denn ich habe gelogen, und Sie sind dabei, den Satz zu lesen. Ich glaube, wir haben beide noch viel zu lernen!
Schauspiel „Gmbh“
Hardhofstrasse 17
8424 Embrach
Tel. 01 881 78 38
EMail: beatmueller@dplanet.ch
Webseite: www.schauspielgmbh.ch
Datum: 27.11.2003
Autor: Beat Müller
Quelle: Christliches Zeugnis