Foundfree: Fertig, Schluss!

foundfree, live in action
Frontmann Boppi
foundfree

Foundfree gehört Mit 3500 verkauften CDs zu den grossen Hoffnungen der christlichen Musikszene in der Schweiz. Gehörte – denn die 7-köpfige Band hört auf. Andreas Boppart alias Boppi, Frontmann der berichtet darüber aus erster Hand.

Immer wieder höre ich die Frage: „Wieso hört ihr auf? Das darf doch nicht wahr sein!“ Schön, das zu hören. Eben deshalb ist es genau der richtige Moment, hier den Schlussstrich zu ziehen. Wir hatten eine gewaltige und eindrückliche Zeit, in der wir gemeinsam durch die Schweiz zogen. In den letzten Monaten haben sich aber unsere Prioritäten sehr stark verschoben. Einige haben geheiratet oder möchten sich vermehrt in andere Projekte oder in ihre Gemeinde einbringen. Die Konzerte waren immer wieder Highlights, wurden aber auch oft zur zeitlichen Belastung, da wir uns nur noch auf der Bühne sahen. Wegen der grossen Distanzen blieben auch unsere Freundschaften ein bisschen auf der Strecke. Also „back to the roots“!

Neue Mundart-Anbetung

„Manchmal braucht es mehr Kraft, etwas loszulassen, als daran festzuhalten.“ Wir haben uns entschlossen loszulassen und freuen uns darauf, was Gott mit uns vorhat. Die grösste Freude ist es natürlich, dass wir durch die freiwerdende Zeit wieder Energie für ein ganz neues Projekt haben. Wir schreiben an Mundart-Worship-Songs, werden diesen Sommer gemeinsam eine Woche in die Ferien gehen und dort gerade vor Ort diese Songs einspielen. Wird ganz sicher eine herzhafte Platte, da Gott im Moment unsere Herzen stark in die Anbetung zieht. Lasst euch überraschen.

Anreise zum letzten Konzert

Bereits am Freitag reisten wir an. Hasle-Rüegsau stand auf dem Programm. Gar nicht mal so leicht zu finden, irgendwo hinter Burgdorf beim Kreisel geradeaus. Habe es dank meinem super Computer-Wegbeschreib direkt gefunden – na gut, zweimal knapp daneben, aber sonst direkt. Besichtigte das ganze Gebäude, und dann plätscherten meine Freunde von foundfree alle langsam rein. Alle? Nein; wäre ja was ganz Neues gewesen aufs letzte Konzert hin. Natürlich durfte das obligate SMS nicht fehlen. Es kam tatsächlich von der noch fehlenden Person ... „Um welche Zeit treffen wir uns morgen?“ Morgen? Zu viele Konzerte mit bangendem Hoffen auf das vollständige Erscheinen der Band hatte ich bereits hinter mir, als dass mir so etwas noch hätte Angstschweiss auf die Stirn treiben können. Aber für ein Schmunzeln reichte es allemal!

Genußvoller Abend vorher

Der Abend war ganz auf Beziehungspflege ausgerichtet, mit einem Schuss Nostalgie. Wenn wir uns treffen, dann Gnade den Instrumenten, denn die werden unbarmherzig malträtiert! Wäre spannend, einmal die Gedanken einer Klaviertaste oder einer Gitarrensaite lesen zu können.

Es wurde spät. Wir sassen alle im grossen Saal, der Beamer warf in Sekundenbruchteilen die Bilder von drei Folgen der Simpsons auf die riesige Leinwand. Natürlich lässt sich jetzt über den geistlich-theologischen Aspekt dieser Serie streiten ... Wir stritten uns jedenfalls nicht, sondern verpennten teilweise den dritten Streifen, was uns dann doch dazu bewog, mit unseren Matratzen auf Horchdienst zu gehen. Im Kinderzimmer. Nachdem die ersten zwei Kissen und ein riesiger Teddy die Luft über unseren Köpfen unsicher gemacht hatten, war die Schlacht auch schon wieder vorbei. Man wird älter.

Müde Musiker am Morgen

Samstagmorgen, 8 Uhr: Aufstehen! Beim Frühstück bereits wieder Diskussionen über Musik und Arrangements, während im Player die Scheibe der News Boys ihre Runden drehte. Musiker. Wahrscheinlich streichen wir auch unsere Butterbrote im Takt und benutzen die Gabel beim Sprechen als Mikrofon. Muss mal darauf achten. Dann kam der harte Alltag: Anlage aufstellen, Soundcheck und die Songs wieder durchackern. Wie schon oft war die Stimmung leicht gereizt, weil alle ziemlich müde waren. Ich habe da eine wagemutige Theorie entwickelt: Vielleicht besteht ein direkter Zusammenhang zwischen zu wenig schlafen und der Müdigkeit?!

Leider haben wir dann bis 15 Uhr geprobt, und als wir uns eine Pizza bestellen wollten, waren die Öfen schon ausgeschaltet. Tja … einmal mehr war der MacDonalds unsere letzte Rettung. Ich vermute, dass der durch unsere Konzerte und Proben eine 100-prozentige Gewinnsteigerung erzielen konnte.

Was ist schöner als ein Applaus??

Kurz vor dem Konzert kam doch tatsächlich mein alter Freund, der Nervo Sität, zu Besuch, seit langem wieder das erste Mal. Aber sonst war ich gefühlsmässig doch ziemlich ruhig, was nicht weiter erstaunte, da wir uns seit einigen Monaten mit diesem Schlusspunkt beschäftigt und innerlich bereits losgelassen hatten. Das Konzert wurde dann zu einem Highlight in unserer Konzertkarriere. Von weinenden Gesichtern bis zu tanzenden Hüpfern war alles zu sehen an diesem Abend. Und wenn wir etwas gelernt haben, dann das: „Gib den Abend aus deinen unfähigen Händen in die starke Hände Gottes, und er wird sich zeigen!“ So stark wie an diesem letzten Abend haben wir es aber noch selten erlebt. Und das ist schöner als jeder Applaus – das Wissen, dass Gott seinen Segen bis zum Schluss nicht von uns genommen hat!

Einmal gehen die Lichter aus ...

Und dann war’s schon wieder vorbei. Das letzte Mal zusammen auf der Bühne. Das letzte Mal unsere Lieder gespielt. Um noch heimzufahren, dafür war es für uns Bündner zu spät. Und zum Schlafen war der Abend zu schön gewesen und die Gefühl zu sehr aufgepeitscht. Während einige im Korridor noch nach Mitternacht einen Fussball malträtierten, beglückten sich die anderen mit einem Film. Aber ums Schlafen kam man schliesslich nicht herum.

Irgendwie hatte ich doch ein wenig wehmütige Gedanken bei mir ausmachen können. Um mit den Worten eines unserer Songs zu sprechen: „Eine Zeit ist vorbei, die niemals wiederkommt …“ foundfree als Konzertband ist gestorben. Die Songs werden hoffentlich immer wieder Mal aus diversen Boxen zu hören sein.

Und trotzdem geht’s weiter

Was wir weiterhin in unseren Herzen tragen werden und hoffentlich viele von euch auch schmecken durften ist folgendes: Foundfree heisst freigesprochen. Ihr, die ihr mit Gott lebt, seid von ihm von aller Schuld freigesprochen. Freie Menschen! Also lebt doch auch so, als wärt ihr freigesprochen!

Christsein hat nichts mit nackter Theologie zu tun, sondern mit echtem Leben, mit tiefen Beziehungen und mit Ewigkeitswert. Wenn wir unsere Herzen mit Gottes Herzen verbinden, dann werden wir ein überzeugendes und ansteckendes Leben haben – und daran sollen euch die Menschen erkennen!

Danke für alle, die während Jahren zu uns gehalten haben, für eure ermutigenden Worte und Mails und alles, was wir mit und dank euch erleben durften. – Seid mutig und kämpft für eure Träume. Gott sei mit euch allen!

Autor: Andreas Boppart

Datum: 25.02.2005
Quelle: revolution-one.ch

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