Israel-Aktionstag - das lässt nachdenkliche Reden, heftige Diskussionen und mahnende Resolutionen erwarten. Nichts von alledem beim Israel-Aktionstag des "Berliner Arbeitskreises der Deutsch-Israelischen Gesellschaft" am 25. September: Junge Menschen waren zu einem informativen, vor allem aber unterhaltenden Treffen in die Berliner Max-Schmeling-Halle eingeladen. Etwa 6000 Jugendliche und junge Erwachsene kamen. Der grosse Magnet und Höhepunkt des Treffens unter dem Titel "israel@deutschland" war ein Konzert der deutschen Popgruppe "Söhne Mannheims". "Ich will mich hier über Israel informieren", erklärt ein 29jähriger Teilnehmer auf Nachfrage. Als Fan der "Söhne Mannheims" will er auch wissen, warum sich seine Stars so für Israel einsetzen, deswegen sei er gekommen. Saskia hat erst vor kurzem an einer EU-geförderten Reise nach Israel teilgenommen und will nun noch mehr über das Land Israel und seine Menschen erfahren. Und Antje erwartet auf dem Aktionstag etwas über Israel zu erfahren, was sie über die Medienberichterstattung nicht geboten bekommt. 30 Gruppen, die für die deutsch-israelischen und die christlich-jüdischen Beziehungen arbeiten, sind mit Informationstischen und Ständen vertreten - sie bilden eine Info-Messe in der Halle. Das reicht von Versöhnungsinitiativen, bis hin zu Vertretern von Parteistiftungen und jüdischen Organisationen. Ein Gewinnspiel, Musik und Tanz bestimmen ansonsten den Aktionstag. Der Mix aus Information und Konzert ist ein Erfolg. Die Veranstaltung erreicht Menschen, die sich sonst kaum auf ein solches Thema ansprechen lassen würden, so die Organisatoren. Wohl selten kamen so viele junge Leute zum Thema "Israel" zusammen. Anlass der Veranstaltung in Berlin ist das 40jährige Jubiläum der Aufnahme der deutsch-israelischen Beziehungen. Für diese Freundschaft wollen sich die "Söhne Mannheims" mit ihrem Konzert einsetzen. Wochen zuvor hatten sie schon einmal ein Konzert in Jerusalem gegeben. Für Andreas Bodo Richard Winkler Bayless von den "Söhnen Mannheims" war das Konzert in Jerusalem schon von besonderem "spirituellem Interesse", schließlich sei Israel das "Heilige Land". Doch er könne nur für sich sprechen, das sei bei jedem in der Gruppe etwas anders gelagert. Zu dem Konzert in Berlin meint er: "Es gibt einen Gott. Wir treten für Verständigung ein. Wir gehen raus, damit die Leute das verstehen und etwas verändern, damit es ein wenig friedvoller wird." Mit in Berlin dabei war auch die israelische Band des Musikers "Mosh Ben Ariì" die auch beim Konzert in Jerusalem mit auf der Bühne waren. Was er sich für den Abend wünsche, sagte Ben Ari in einem Wort: "one" (deutsch:eins), womit er die Freundschaft und das Miteinander zwischen Deutschen und Israels meinte. Darum gehe es, dass sei es, was man zwischen seiner Band und den "Söhnen Mannheims" erlebt habe und durch das Konzert weitergeben wolle. Der Happening-Charakter des Israel-Aktionstages scheint so etwas wie eine Zeitansage zu sein, wenn man sich fragt, wie junge Leute heute zu Israel stehen. Zwar spielt das Thema "Holocaust" immer noch eine zentrale Rolle, aber das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen entkrampft sich, wird lockerer Das beobachtet auch Barbara Kraemer von ConAct: "Wir erleben im deutsch-israelischen Jugendaustausch der letzten Jahre, dass es entspannter zugeht. Natürlich bleibt die Vergangenheit ein Hauptthema, aber sie bestimmt nicht mehr nur das Verhältnis und das Miteinander." Kraemer ist pädagogische Mitarbeiterin von ConAct, einem Koordinierungsbüro, das im Auftrag des Bundesjugendministeriums, den nicht-schulischen deutsch-israelischen Jugendaustausch koordiniert. Die Gründung des Büros im Jahr 2001 mit vier Mitarbeiterinnen geht auf Bundespräsident Johannes Rau zurück, der den deutsch-israelischen Jugendaustausch neue Impulse geben wollte. Vor Ort ist das Büro in Trägerschaft der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e.V. in Wittenberg. Nach dem Ende der sogenannten zweiten Intifada nimmt die Zahl der deutschen Gruppen, die nach Israel reisen, seit 2003 wieder zu. Israel gehört zu den beliebtesten Zielen im Jugendaustausch. Fachleute gehen davon aus, dass die Bedeutung Europas im deutsch-israelischen Jugendaustausch an Bedeutung gewinnen wird. Junge Israelis suchen nicht nur spezifisch den Kontakt zu Deutschland, sondern zur Europäischen Union. Auf deutscher Seite sind die Motive sich mit Israel zu befassen oder das Land zu besuchen sehr verschieden, erklärt Barbara Kraemer: "Natürlich ist die Vergangenheit für viele ein wichtiger Beweggrund, auch im Zusammenhang mit der eigenen Familiengeschichte." Andere Motive sind christliche Grundüberzeugungen (sie wollen einen Versöhnungsdienst leisten oder betonen als Christen die Freundschaft mit Israel). Viele wollen eine andere Kultur und Mentalität erfahren. Und da übt Israel mit seiner Lage, seiner Geschichte und seiner Kultur auf viele junge Deutsche einen besonderen Reiz aus.Infos und Konzert
Veränderung zum Frieden
Verhältnis entkrampft sich
Israel – ein beliebtes Ziel
Datum: 01.10.2005
Quelle: Livenet.ch