Ich glaube (an) Gott

Christoph Wyss, Bern Fürsprecher/Rechtsanwalt; Präsident der IVCG

Ein Mann hat über der Tür seines Hauses ein Hufeisen angebracht, das nach altem Volksglauben Glück bringen soll. Als ein Bekannter ihn fragt: "Bist du denn so abergläubisch?", antwortet er: "Natürlich nicht; aber man sagt doch, dass es auch dann hilft, wenn man nicht daran glaubt."

"Fast zweifle ich, ob meine Zweifel an der Existenz eines Gottes noch gerechtfertigt seien..."

Mit dem Glauben und Zweifeln ist es so eine Sache! Glauben Sie auch an Gott? Und bilden Sie sich vielleicht etwas darauf ein? Nein, es ist absolut ernüchternd: An Gott glauben auch die finsteren Mächte, an Gott glauben auch Satan und seine Kumpanen! Damit ist nicht viel gewonnen. Fast möchte ich sagen: Mit diesem Glauben sind Sie immer noch in guter Gesellschaft... Auf jeden Fall bietet der Glaube als solcher noch keine Garantie. Die Vorstellung, dass es eine Himmelspforte gibt, die zu passieren nur jene Menschen berechtigt und in der Lage sind, die behaupten, an Gott zu glauben, ist naiv und falsch. Bis jetzt also keine gute Nachricht!

Vermutlich muss man nur das "an" streichen; statt "an Gott glauben" einfach "Gott glauben": "Ich glaube Gott" oder vielleicht noch persönlicher: "Gott, ich glaube dir: Was du sagst, stimmt. Du hast Recht. Wenn wir nicht einer Meinung sind, bin ich im Unrecht. Was du über mich, über die Menschen und über das Leben gesagt hast, stimmt - auch wenn ich nicht alles verstehe. Du bist Gott und ich bin das Geschöpf, dein Geschöpf; deine Idee und deine Ausführung. Wenn du mir erklärst, was oben und unten ist, will ich es nicht selber neu erfinden. Nicht ich will der Maßstab sein; sei du mein Maßstab. Ich will auf dich hören."

Dies allerdings ist wesentlich mehr, als die meisten - auch religiösen - Menschen jemals sagen. Glauben und danach leben! Ich rate davon ab ---

--- Ich rate davon ab, wenn es sich um irgend einen Gott handelt, dem ich glauben und vertrauen soll. Im Hinduismus soll es unzählige, vermutlich mehrere zehntausend Götter geben. Welchem darf man sagen: "Ich glaube dir...."? Nein, ratsam ist dies nur gegenüber einem Gott, der sich uns in seinem ganzen Wesen bekannt gemacht hat. Hier lohnt ein Blick auf Jesus Christus. Weil Jesus sinngemäß sagt: Schaut mich ganz gut an, dann erkennt ihr, wie Gott ist. Gott ist für dich, nicht gegen dich. Gott kennt dich und Gott liebt dich - in einer Radikalität und Herzlichkeit, die mit unseren Maßstäben gar nicht richtig wahrgenommen werden kann. Gott ist vorbehaltlos für dich und mich! Basta.

"Gott, dass du radikal für mich eingenommen bist, erstaunt mich über alle Massen. Ich will deiner Liebe keinen Widerstand entgegen stellen. Es genügt mir nicht mehr, an dich zu glauben. Wenn schon, will ich mit dir unterwegs sein. Wenn du meine Hand nehmen willst und mit mir ein Stück Weg gehen: Hier bin ich! Mit allem Drum und Dran. Aber Gott, das macht mir auch Angst. Verliere ich nicht meine Freiheit? - Ich kann es nicht fassen: Du willst mich ausgerechnet auf diese Weise in die Freiheit führen. Danke."

Wenn Sie mich fragen: streichen Sie das Wort "an". Es lohnt sich. Aber nur beim Gott der Bibel. Sonst nicht!

Christoph Wyss, Bern
Fürsprecher/Rechtsanwalt;
Präsident der IVCG

Datum: 06.05.2002
Autor: Christoph Wyss
Quelle: Reflexionen

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service