Ein Navigations App für jeden Bodenpiloten
entwickelt. Das App zeigt in Form von sechs digitalen Balken die momentane Lebenssituation an. In sechs verschiedenen Lebensbereichen jedes Menschen sind feine Navigationen möglich. Esslinger erklärt im Interview mit Livenet seine Idee.
Livenet: Herr Esslinger, Sie haben ein «Lebens-Cockpit» als App für iPhone und mobile Android-Geräte entwickelt. Die Idee klingt irgendwie exotisch.
Hans Esslinger: Die App ist jetzt auf dem Markt und überhaupt nicht «exotisch». Das Lebens-Cockpit ist etwas extrem Praktisches und Lebensnahes.
Können Sie das erklären?
Der Name Cockpit lässt uns sofort an ein Flugzeug und dessen Piloten denken. Diese Assoziation macht sich das Lebens-Cockpit zu Nutze. Im Cockpit werden dem Piloten die wichtigsten Flugparameter zeitnah und transparent vor Augen geführt. Er wird damit in die Lage versetzt, bei Abweichungen sofort einzugreifen, um das Flugzeug sicher ans Ziel zu bringen.
Und wie wenden Sie das an?
Die Vorteile des Cockpits, eine komplexe Situation so darzustellen, dass sie für den geübten Betrachter auf einen Blick überschau- und interpretierbar wird, machen sich auch Führungskräfte in der Wirtschaft zu Nutze. Auch sie erstellen sich ein sogenanntes Cockpit. Darin bündeln sie die wesentlichsten Kennzahlen ihres Unternehmens auf wenige Grafiken. So sind sie – den Piloten gleich – in der Lage, auf einen Blick die aktuelle Situation des Geschäftsverlaufes zu erkennen und erforderliche Korrekturen einzuleiten. Ich selbst habe mir über viele Jahre die Vorteile eines solchen Cockpits zu Nutze gemacht.
Und wie können Menschen, die nicht Pilot oder Führungskraft sind, das anwenden?
Ich habe mich eines Tages gefragt, wie ich mir die Vorteile eines solchen Cockpits über das Geschäftliche hinaus zu Nutze machen könnte. Wie überwache ich eigentlich den Verlauf meines eigenen, einmaligen und nicht wiederholbaren Lebens? Setze ich meine Lebensprioritäten richtig? Investiere ich meine Zeit zu einseitig und vernachlässige dafür Wichtiges? Wem und was widme ich meine Aufmerksamkeit? Wo ist bereits etwas aus dem Ruder gelaufen? An welchen Werten orientiere ich mich? Fragen über Fragen tauchten plötzlich auf. Und so begann die Sache richtig spannend zu werden.
Sie fokussieren also alle Lebensbereiche?
Ja, es kamen mir sechs Lebensbereiche in den Sinn, die mir so wichtig erschienen, dass ich sie fortan immer im Blick behalten wollte.
Und welche Bereiche sind das?
Erstens eine Persönlichkeit (wo stehe ich und wohin entwickle ich mich?), zweitens die Ehe (oder Partnerschaft bei nicht verheirateten Paaren), drittens Beruf und Karriere, viertens die Menschen um mich herum (Mitmenschen), fünftens Freiheit / Freizeit (wie und für was nutze ich diese?) und sechtens Glauben (wie navigiere ich durch mein Leben?). Natürlich stehen diese sechs Bereiche in einem engen Zusammenhang zueinander und beeinflussen sich gegenseitig.
Und wie funktioniert das nun mit der App im Lebens-Cockpit?
Mit dem «Lebens-Cockpit» wird uns unsere momentane Situation in den sechs oben genannten Lebensbereichen in Form von Balkenanzeigen transparent vor Augen geführt.
Das heisst, ich kann meine derzeitige Lebenssituation quasi auf einer «Instrumententafel» mit einem Blick überschauen?
Richtig. Dazu müssen aber Fragen beantwortet werden. Je ehrlicher jemand ist, desto aussagekräftiger wird das Ergebnis. Es sind viele Fragen – einhundertelf, um genau zu sein. Damit stützt sich das Cockpit auf eine genügend breite «Daten»-Basis ab.
Und wie geht man damit um, wenn ein Instrument einen tiefen Wert anzeigt?
Dank ergebnisbezogener Kommentare zu jedem «Instrument» bekommen wir wichtige Anhaltspunkte darüber, wie es z.B. mit unserer Lebens-Balance aussieht. Entspricht die momentane «Flughöhe» unserem persönlichen Potenzial? Wo sind Turbulenzen zu erwarten? Und so weiter.
Und was macht man damit?
Im Erkennen und Veranlassen erwünschter Kurskorrekturen liegt nun die anspruchsvolle Arbeit des «Piloten». Hier werden wir mit anregenden Reflexionshilfen unterstützt. Lohnenswert erscheinende Veränderungen und die Ideen zu deren Umsetzung, können wir in den zugewiesenen Notizbereichen festhalten.
Und wenn diese Fragen beantwortet wurden?
Die Fragen bringen einen zum Nachdenken über die momentane Lebensgestaltung, und man wird neugierig, wie man seine gewünschte «Flughöhe» erreichen könnte. Das Lebens-Cockpit kann deshalb beliebig oft neu erstellt werden. Sehr empfehlenswert ist, es auch von Dritten (z.B. Ehepartner, Freunden) erstellen zu lassen, um damit eine ergänzende Fremdwahrnehmung vom eigenen «Lebensflug» zu erhalten. Das motiviert zu nachhaltigen Veränderungsprozessen.
Sie geben Kommentare und Reflexionshilfen? Auf welchen Werten basieren diese?
Daran habe ich lange gearbeitet. Ich selber bin Christ. Aber nicht jeder Anwender oder jede Anwenderin teilt diesen Glauben. Deshalb habe ich die Fragen, Kommentare und Reflexionshilfen so formuliert, dass man auch mit einer anderen Lebensauffassung Anregungen zu Kurskorrekturen erhält. Sofern man solche überhaupt wünscht.
Datum: 11.05.2012
Autor: Iris Muhl
Quelle: Jesus.ch