Teheran. Einen Monat vor der Präsidentenwahl im Iran sichtet der Wächterrat der schiitischen Geistlichen die Kandidatenliste. Es wird erwartet, dass die allermeisten der 475 Personen, die sich für das Amt meldeten (auch 40 Frauen), von den Mullahs disqualifiziert werden. 2005 konnten bloss sechs Bewerber tatsächlich antreten.
Am ehesten Aussicht auf Erfolg gegen den Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad haben drei bekannte Politiker: der frühere Premier Mir Hussein Moussavi, der frühere Parlamentsvorsitzende Mehdi Karroubi und Mohsen Rezai, der einst die Revolutionswächter kommandierte.
Die drei Mitbewerber kritisieren Ahmadinedschad wegen seines Versagens in der Wirtschaftspolitik. Rezai, der ebenfalls keine gesellschaftliche Öffnung will, überraschte die Medien mit der Äusserung, bei einer Wiederwahl werde Ahmadinedschad Iran „über eine Klippe ziehen". Seine Aussenpolitik sei abenteuerlich.
Karroubi kritisierte Ahmadinedschads Hetze gegen die Juden und die Leugnung des Holocausts. Dies habe dem Iran auf der Weltbühne geschadet (die Wirtschaft leidet unter den Sanktionen; die Arbeitslosigkeit ist hoch). Moussavi prangerte die Sittenpolizei an, die Ahmadinedschad eingerichtet hat. Diese neuen Polizeieinheiten gehen gegen Frauen vor, die sich nicht islamisch-sittsam kleiden.
Frauengruppen nutzen den weiteren Spielraum vor den Wahlen für eine Koalition. Sie fordern die Revision von Gesetzen, die Frauen diskriminieren. Dies haben die Machthabenden scharf zurückgewiesen. Viele Aktivistinnen wurden im letzten Jahr in Haft gesetzt.
Ahmadinedschad hat viele Iraner enttäuscht, doch manche sehen ihn noch als frommen Muslim, der einfach lebt und seinem Land dienen will. Auch vonseiten der islamischen Geistlichen, die ihn 2005 unterstützten, hat er weniger Support, was seine Chancen schmälert. Anfang Mai kritisierte ihn Ayatollah Ali Khamenei, einst sein prominentester Förderer, in einem öffentlichen Brief.
Datum: 13.05.2009
Quelle: New York Times