Kommentar

Der Weltuntergang, die Stiftung Schleife und das Sonntagsblatt

Der SVP-Bundesrat an der Bauernkonferenz. (Foto: schleife.ch)

Sorgen plagen die Schweizer Bauern. Vor einer Woche versuchte ihnen Bundesrat Ueli Maurer an der Konferenz der Winterthurer Stiftung Schleife Mut zu machen. In seinem Grusswort bezeichnete er die Landwirtschaft als Zukunftsbranche und betonte die «tragende Rolle» der Bauern, die für die Schweiz grundlegenden christlichen Werte «wieder aufleben zu lassen, sie zu leben und diese auch an unsere Kinder weiterzugeben».

Die «NZZ am Sonntag» (NZZaS), die über den kurzen Auftritt Maurers in Winterthur berichtete, mochte sich nicht bei der Endzeitstimmung im Schweizer Bauernstand aufhalten; für seine Nöte hat man im Hause NZZ traditionell wenig Gehör. Ärgerlicher ist, dass die renommierte Zeitung im Titel die Stiftung Schleife als «Sekte» hinstellt. Dies hat deren Freunde auf den Plan gerufen; sie haben mit einem Leserbrief (unten) protestiert.

Der NZZaS-Journalist fragte bei der Informationsstelle Infosekta nach. Gegenüber Livenet betont Regina Spiess von Infosekta nun, sie habe nicht von Sekte gesprochen; man vermeide diesen Ausdruck nach Möglichkeit (das Problem, das mit dem Namen «Infosekta» gegeben ist, kann Spiess nicht aus der Welt schaffen).

Problematisch ist der «Weltuntergang». Die Schleife verbreite den «Glauben, Nicht-Bekehrte seien nach dem nahen Weltende für immer verloren», schreibt die Zeitung - und das erzeuge bei Mitgliedern «grossen Stress». Welchen Reim soll sich der Leser auf diesen Satz machen? «Richtige» Sekten haben es bekanntlich darauf abgesehen, ihre Mitglieder in Sicherheit zu wiegen...

Fakt ist: Die «Schleife» ist keine Kirche, wie behauptet wird, sondern eine Schulungs-, Versöhnungs- und Seelsorge-Bewegung; sie hat Mitarbeitende in einer Dienstgemeinschaft, aber keine Mitglieder. (Dies hinderte den «Blick« nicht, am folgenden Tag von «Weltuntergangs-Freikriche» zu krächzen, Rechtschreibfehler inklusive.)

Solchen Details mag sich der Journalist der NZZ am Sonntag nicht widmen. Sektenverdächtig ist - der Eindruck drängt sich auf - schon, wer vom nahen Weltende, von Gut und Böse und von einer Trennung der Menschen spricht. Denn das, so wird behauptet, erzeuge Angst.

Dass Jesus selbst das Gericht über die Völker und die Trennung der Menschen nach ihren Taten ankündigte, dass er den krisenhaften Übergang in die neue Weltzeit, Erdbeben, Nöte und Kriege prophezeite, wird ausgeblendet. Jene Bewegungen und Kreise in der Kirchenszene, die das vernachlässigte (und deshalb von Endzeit-Filmen wie «2012» umso profitabler ausgebeutete) Thema aufgreifen, gelten als suspekt.

Regina Spiess unterscheidet Gemeinschaften, die vom Weltende sprechen, von jenen, die «darauf fokussieren». Dass die Stiftung Schleife dem US-Autoren Rick Joyner seit Jahren eine breite Plattform bietet, ein «Prophetisches Bulletin» herausgibt und Zukunftsfragen immer wieder aufgreift, wird niemand bestreiten.

Doch sollten die Medien auch rapportieren, wie dies geschieht. Gerade die Bauernkonferenz vermittelte Ermutigung und Anstösse zur Bewältigung schwieriger Lebenslagen. Aber eben: was kümmert dies den Journalisten, der den SVP-Bundesrat in die Ecke stellen will...?

Link zum Thema:
Bericht der Stiftung Schleife über die Bauernkonferenz


***

Brief von Schleife-Freunden an die «NZZ am Sonntag» und an den «Blick»:

Geri Keller als Oberhaupt einer (Weltuntergangs-)sekte? (Blick) Die Stiftung Schleife als Gemeinschaft von Bauernfängern? Ein Bundesrat Maurer, der religiösen Spinnern auf den Leim geht? Als Schnitzelbank an der Basler Fasnacht mag das ja durchgehen. Aber in der renommierten, seriösen NZZ? Wie ist da recherchiert worden?

Wenn die Konsumentenschutzorganisation Infosekta tatsächlich diese Auskunft gibt, so möchte man gern wissen, wie Frau Spiess und Frau Schaaf zu diesem Schluss kommen? Als Referenz erwähnt ist auch die evangelische Informationsstelle der Zürcher Landeskirche. Wir reiben uns die Augen. Moslems reagieren auf Beleidigungen sehr sensibel und werden entsprechend geschont. Niemand würde es wagen, die Katholische Kirche derart zu diffamieren. Müssen evangelikale und charismatische Gruppen zu Rechtsmitteln greifen, um in den Medien fair behandelt zu werden?

Verantwortliche aus Landes- und Freikirchen drücken mit diesem Brief ihre Solidarität aus mit Geri Keller, der gegen 40 Jahre reformierter Landeskirchenpfarrer war, und der Gemeinschaft Stiftung Schleife, die den Ehrencodex der SEA (Schweizerische Evangelische Allianz) trägt. Wir erwarten von der NZZ am Sonntag und vom Blick eine Entschuldigung und Richtigstellung.

Unterzeichnende: Wolfgang und Marianne Ackerknecht, Frauenfeld; Pfrn. Sabine Aschmann, Thayngen; Daniel Bachmann; Luzern; John Bachmann, Grabs; Hansjörg Baldinger, Bern; Pfr. Thomas und Katharina Bänziger, Schlatt TG; Yves und Franziska und Enderli, Würenlos; Marco und Iris Fontana, Glattpark; John Gerber, Bärau; Ernst Gysel, Frauenfeld; Pfr. Joachim und Erika Hermann, Aarburg; Hans Keller, Windisch; David Kleist, Bönigen; Matthias Kuhn, Thierachern; Bernhard und Claudia Mössner, Magden; Pfr. Martin Müller, Faulensee; Larwin und Silvia Nickelson, Basel; Hanspeter Nüesch, Boppelsen; Willy und Gertrud Oehninger, Althäusern; Robert Rahm, Hallau; Erich Reber, Einigen; Marcel Rebiai, Jerusalem und Gossau ZH; Dominik Reifler, Winterthur; Pfr. Roger Rohner, Basel; Andy und Esther Salathé, Bischofszell; Pfr. Ulrich Salvisberg, Hägendorf; Dr. Markus Schildknecht, Maienfeld; Pfr. Felix Schmid, Zürich; Claude und Marianne Schmutz, Muttenz; David Schneider, Winterthur; Nica Spreng, Zürich; Paul Veraguth, Wattenwil; Philipp von Orelli, Winterthur; Hans J. und Christa Wäckerlin, Wilchingen; Pfr. Markus Werner, Steinmaur; Tim Winkler, Olten; Walter Wieland, Grünenmatt; Johannes Wirth, Winterthur; Markus Züger, Engelburg.

Datum: 26.03.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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