Impulstag «Rüste dich für die Zukunft»
Manfred Tanner: Wir sind keine Gemeinde, sondern eine Stiftung, die zum Zweck gegründet wurde, Menschen unterschiedlichster Herkunft Impulse für ein gesundes, heilendes Leben zu geben. Als überzeugte Christen versuchen wir, mit unseren Fachkompetenzen den Mitmenschen zu dienen – dies natürlich vor allem im Kontext von Kirchen und Freikirchen. Die Arbeit hat drei Schwerpunkte: Einzel- und Paarberatung, Impulstage zu aktuellen Lebens- und Glaubensfragen und das Männer-Angebot «Aufstieg zum Ausstieg – gemeinsam aus der Pornofalle».
Der
nächste solche Impulstag hat den Titel «Rüste dich für die Zukunft». Was wollen
Sie den Teilnehmern dort mitgeben?
Es
geht um drei Impulse, die aus dem Studium der prophetischen Bücher des Alten
und Neuen Testaments geboren sind:
1.) Den geschärften Blick für Gottes Wesen und Wirken in turbulenten Zeiten, in
denen er uns oft fremd, lieblos und verborgen erscheint.
2.) Grössere Klarheit über Gottes Pläne mit seiner weltweiten Gemeinde
angesichts des Zerfalls von Gesellschaft und Schöpfung.
3.) Sicht für die Entwicklung des persönlichen Lebens. Dabei geht es um die
Entdeckung, dass das Leben hier und jetzt immer im Zusammenhang mit der
zukünftigen, ewigen Welt Gottes steht.
Ohne
schon zu viel von Ihren Referaten vorweggreifen zu wollen, aber wie gibt Gott
Ihrer Meinung nach Einsicht in seine Pläne mit der weltweiten Gemeinde?
In
der Bibel, besonders in den prophetischen Texten des Alten und Neuen
Testaments! Die Propheten sahen unter der Wirkung des Heiligen Geistes in die
nahe und ferne Zukunft. Allerdings nicht, um einen «Fahrplan» der Weltgeschichte
zu erkennen, sondern um in die Tiefen der Liebe und Fürsorge Gottes zu schauen! Aus meiner Sicht haben wir auf die
Stimmen der biblischen Propheten in den letzten Jahrzehnten kaum mehr gehört.
Ein Blick in die Kirchengeschichte verrät uns aber, wie wegweisend die
Auslegung dieser Texte in den Umbrüchen der aktuellen Zeitgeschichte war!
In
der Ausschreibung des Impulstages ist auch davon die Rede, dass Gott für unsere
Zukunft vorsorgt. Sie beziehen sich dabei auf unsere menschlichen Wege der
Absicherung mit Altersvorsorge, Versicherungen, usw. und wie diese Dinge im
Kontrast mit Gottes Vorsorge stehen. Wie kann man das verstehen?
Gott
sorgt sich in allem um uns! Doch als Wohlstandschristen verstehen wir seine
Vorsorge sehr oft als Absicherung für die Zukunft. Die prophetischen Texte
schildern uns allerdings ein zentrales Vorsorgeanliegen unseres Gottes, das uns
fremd geworden ist. Amos hört es so: «Ist auch ein Unglück in der Stadt, das
der Herr nicht tut. Gott der Herr tut nicht, bevor der seinen Ratschluss seinen
Knechten, den Propheten offenbart hat» (Amos, Kapitel 3, Verse 6-7). Er will demnach, dass sein Volk von den zukünftigen
Geschehnissen und deren Bedeutung erfährt. Er offenbart also seine Absichten!
Wenn
Sie die aktuelle Weltlage anschauen, was liegt Ihnen da mit Blick auf die
Zukunft auf dem Herzen? Welche Entwicklungen – auch unter den Christen –
erleben Sie als hoffnungsvoll?
Gott
hat in den letzten zwanzig bis dreissig Jahren unter Christen vieler Länder ein
tieferes Verständnis für sein grenzenloses Erbarmen gewirkt. Seine Vaterliebe
hat sich vielen neu offenbart. Ebenso entstand eine grössere Sehnsucht nach
seinem übernatürlichen Wirken. Und es ist schon bald mit Händen zu greifen,
dass Gräben zwischen Denominationen zugeschüttet werden. Es formiert sich zusehends
das eine Volk Gottes aus «Juden und Heiden». Das ist sehr hoffnungsvoll. Auf der anderen Seite stehen wir als
Christen aus Wohlstandsländern in der Gefahr, Gottes Liebe als Mittel zum Zweck
zu verstehen: Sie macht unser Leben angenehmer. So streben wir bloss einen
geistlichen Wohlstand an.
Und
welche Entwicklungen betrachten Sie eher als problematisch?
Aus
meiner Sicht stehen wir an der Schwelle zu einer globalen Verwirrung und kaum
überblickbaren Erschütterungen von Natur und Gesellschaft. Als Christen gilt es
nun, neu zu entdecken, dass uns der Vater im Himmel in Zukunft noch viel tiefer
in seine Liebe hineinführen will. Viele prophetische Texte berichten uns, dass
Gott seine geliebten Kinder auch erschüttern und «im Feuer läutern kann», damit
sie als Leuchttürme in stürmischen Zeiten festgegründet stehen. Und es ist in
diesen Texten nicht zu übersehen, dass diese Läuterungen immer ethische
Konsequenzen haben. Viele Sünden, die wir Christen heute fröhlich unter der «Gnadendecke»
ausleben, werden durch diese Erschütterungen hindurch erkannt, bekannt und
beseitigt. Meine Sorge ist mehr eine Fürsorge. Ich möchte mit vielen anderen
zusammen dazu beitragen, dass wir schon jetzt erkennen, dass uns Gott als
einzelne Menschen, als Volk und als Völker auch ganz unsanft anpacken kann – aus
reiner Liebe und Fürsorge!
Zur Webseite:
Stiftung «Impuls für xungs Läbe»
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Datum: 01.02.2019
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet