Die Abstimmung im "Board of Education" über den Entwurf, der Zweifel an der Evolutionstheorie zum Lern- und Prüfungsgegenstand macht, fiel mit sechs zu vier Stimmen nur knapp aus. Ihr gingen heftige und teils persönliche Angriffe innerhalb und ausserhalb des Gremiums voraus. Die Regelung soll mit Beginn des Schuljahrs 2007 in Kraft treten. Verhindert werden könnte der Einzug des vor allem von bibelgläubigen Christen propagierten "Intelligent Design" in die Klassenzimmer allenfalls noch durch die Wahl eines anders zusammengesetzten Board of Education im Herbst nächsten Jahres. In den USA wird derzeit eine emotionale Debatte um die unter dem Schlagwort "Intelligent Design" zusammengefassten Denkrichtungen geführt. Diese verbinden wissenschaftliche Zweifel an der umfassenden Gültigkeit der Evolutionsbiologie Charles Darwins mit Vorstellungen eines noch immer eingreifenden Schöpfers und einer Welt, die sich nach einem intelligent gesteuerten Plan entwickelt. Für ein solches religiös begründetes pädagogisches Konzept tritt auch Präsident George W. Bush ein. Der Entscheid wirft hohe Wellen, weil in den öffentlichen Schulen der USA die Freiheit von jeglicher religiöser Beeinflussung jahrzehntelang auf die Spitze getrieben wurde. Die Entscheidung von Kansas ist weiter reichend als frühere in vier anderen Bundesstaaten, in denen "Zweifel an der Evolution" Teil des biologischen Curriculums sein können. In Kansas soll "Intelligent Design" (ID) ganz bewusst als Alternative zur wissenschaftlich weltweit akzeptierten Evolutionstheorie unterrichtet werden, deren Ursprünge auf Darwin zurückgeht. Jeder Schüler müsse die wichtigsten Erklärungskonzepte der Evolutionstheorie kennen, aber auch darüber informiert werden, dass einige dieser Konzepte durch neuere Forschungsergebnisse aus der Molekularbiologie und Fossilienkunde ernsthaft herausgefordert seien, begründete die Schulbehörde ihren Entscheid. Seine Befürworter, die politisch fast ausschliesslich im Lager der Republikaner angesiedelt sind, begrüssten das Votum als einen Sieg für Meinungsfreiheit und für die Unterrichtung eines breiteren Wissenschaftsverständnisses. Gegner des ID-Konzeptes sehen in der Entscheidung einen Erfolg der Kreationisten, die seit langem versuchten, religiöse Inhalte in den Schulunterricht einzubringen, was in den USA angesichts der strikten Trennung von Kirche und Staat im Schulwesen als unzulässig betrachtet wird. Die überwiegende Mehrheit US-amerikanischer Wissenschaftler lehnt das Konzept des "Intelligent Design" ab. Deren Enttäuschung artikulierte in einer ersten Reaktion Janet Waugh, eine der vier unterlegenen Board-Mitglieder. Sie sprach von einem schwarzen Tag für Kansas, der den Staat vor den Augen der amerikanischen Nation, wenn nicht gar der Welt lächerlich mache. Franciso Ayala, ehemaliger Präsident der American Association for the Advancement of Science (AAAS), bezeichnete die Entscheidung als Anschlag auf Wissenschaft, Bildung und die US-Verfassung. Quelle: Kipa / LivenetEmotionale Debatte
Kampffeld Biologie
Gegen das Monopol Darwins – „Sieg für Meinungsfreiheit“
„Anschlag auf die Wissenschaft und die Verfassung“
Datum: 12.11.2005