Kaum Weihnachtsstimmung in Bethlehem

Die Geburtskirche in Bethlehem.

Der Friseursalon im Zentrum Bethlehems hat einen Nikolausstiefel im Schaufenster. Doch das scheint derzeit in der Geburtsstadt Jesu der einzige Hinweis auf das nahende Weihnachtsfest zu sein.

Kommerziell lässt sich in Bethlehem die Adventszeit nicht ausschlachten. Es gibt kaum Touristen, kaum Arbeit, kaum Geld. Die Pilgergruppen, die trotz den Unruhen unter den Palästinenser sich ins Heilige Land wagten, kommen für höchstens einen Tag hierher. Vor allem den einheimischen Christen ist damit ihre Haupteinnahmequelle weggebrochen.

Hoffen auf Weihnachten

Umso mehr richten sich die Hoffnungen jetzt auf die Weihnachtstage. An Heiligabend war selbst in den vergangenen angespannten Jahren um die Geburtskirche herum stets kaum ein Durchkommen . Die meisten Hotels in Bethlehem werden dieses Jahr an Heiligabend leer bleiben. Denn auch das Gedränge während der Christmette verliert sich danach grossenteils wieder in Richtung Jerusalem und Umgebung.

Keine einzige Reservation…

Keine einzige Buchung hat zum Beispiel bislang das Nativity-Hotel. Erst für die Zeit nach Weihnachten erwartet Hotelmanager Shawqi Awwad wieder Pilger: "Die meisten kommen derzeit aus Osteuropa", berichtet der Manager. Aber nicht nur die Belegung, sondern auch die Preise seien seit Beginn der zweiten Intifada sehr schlecht geworden.

So zahlt man für eine Nacht mit Frühstück im Doppelzimmer des Mittelklasse-Hotels derzeit nur noch umgerechnet 25 Franken. Ganz hat Awwad die Hoffnung auf Weihnachten aber noch nicht aufgegeben: "Vielleicht melden sich spontan noch Christen aus Israel für die Feiertage an."

Alltagssorgen

Die Bethlehemer haben derzeit andere Sorgen: die Mauer, die Bethlehem abtrennt, die Arbeitslosigkeit, Behörden ohne Macht und ohne Zeit für die praktischen Probleme des Lebens.

„Kommt nach Bethlehem“

Im Internationalen Zentrum der lutherischen Kirche in Bethlehem begleitet Pfarrer Mitri Raheb eine Delegation muslimischer Frauen durch die Räume. Weihnachten scheint auch hier noch weit weg zu sein. "Bei uns gibt es diesen europäischen Vorweihnachtsrummel nie", sagt Raheb in perfektem Deutsch.Die Hoffnung auf bessere Zeiten hat Raheb noch nicht verloren. Er setzt sie in "die positiven Fakten, die wir selbst schaffen und den negativen Fakten entgegensetzen". Einen Weihnachtswunsch hat der Pfarrer auch. Wenn die Christen in aller Welt an Heiligabend Lieder über Bethlehem sängen, möchten sie doch auf die Worte der Hirten hören: "Kommt, lasst uns nach Bethlehem gehen".

"Dann", so Raheb, "werden sie nämlich sehen, dass wir hier nicht ein Dorf mit drei Hütten sind, sondern eine wirkliche Stadt mit wirklichen Menschen und wirklichen Problemen. Und sie werden sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen."

Datum: 22.12.2006
Quelle: Kipa

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