Berlin. Das Fernsehen kann nach Überzeugung des Medienwissenschaftlers und Philosophen Norbert Bolz helfen, einheitliche Werte in der Gesellschaft zu etablieren. «Wir haben heute keine Werte-Hierarchie mehr, sondern ein Werte-Karussell», sagte Bolz letzte Woche auf einer Veranstaltung der Produktionsgesellschaft UFA in Berlin. Es sei Aufgabe der Massenmedien, «uns dieses Problem vom Hals zu schaffen».
Bolz sieht vor allem Unterhaltungssendungen als Chance, die Gesellschaft zusammenzuhalten. «Wer lange genug den 'Tatort' sieht, wird ein guter Deutscher - und das ohne jeden Ethik-Unterricht», sagte der Forscher. Zuschauer würden in der Sonntags-Krimiserie der ARD geradezu vorbildlich konsequent mit positiv lancierten Werten bombardiert. Bolz erinnerte zudem daran, dass die Lindenstrasse seit jeher als «Schule der Deutschen» bezeichnet werde.
Auch Informationssendungen und die Werbung könnten helfen, in den Köpfen der Menschen einheitliche Wertevorstellungen zu verankern, etwa mit der ständigen Suche nach Schuldigen für Unglücke. «Dieser Sündenmechanismus hält die Menschen zusammen. Im Fernsehen sehen wir so, wie Gerechtigkeit geschieht», sagte Bolz. Damit entstehe eine «negative Wertegemeinschaft, die sich abends vor der 'Tagesschau' einig darüber ist, was richtig oder falsch ist». Werbung bewerbe zudem meist die guten Seiten des Lebens und schaffe damit auch einheitliche Werte in der Gesellschaft.
Datum: 04.05.2009
Quelle: Epd