Religionsfreiheit unter Druck

China verurteilt christliche Leiter zu Gefängnisstrafen

Die verurteilten Leiter
Geheim gehaltener Prozess, unter Druck gesetzte Angehörige und widersprüchliche Aussagen: Die Inhaftierung von drei christlichen Gemeindeleitern zeigt den Umgang mit religiösen Minderheiten auf. Dennoch wachsen Chinas Kirchen.

Drei chinesische Kirchenleiter sind wegen offenbar unbegründeter Betrugsvorwürfe zu Haftstrafen verurteilt worden, wie «Christian Solidarity Worldwide» (CSW) berichtet. Das Urteil und die verhängten Strafen stossen auf scharfe Kritik seitens Unterstützern und Gemeindemitgliedern, die betonen, dass die Männer lediglich die Kirchenkasse verwaltet hätten und das rechtliche Verfahren erhebliche Mängel aufwies.

Pastor Li Jie sowie die beiden Ältesten Han Xiaodong und Wang Qiang sind führende Mitglieder der «Linfen Covenant Home Church» in der Provinz Shanxi. Li Jie und Han Xiaodong wurden zu je drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt, während Wang Qiang eine geringere Strafe von einem Jahr und elf Monaten erhielt.

Eingeschüchtert und schikaniert

Li Jie und Han Xiaodong wurden im August 2022 verhaftet und Wang Qiang im November desselben Jahres, offenbar deshalb, weil er sich weigerte, eine Falschaussage gegen die anderen beiden abzugeben. Später wurde den Männern vorgeworfen, «unrechtmässige Einnahmen» erzielt zu haben, der Prozess begann erst im Mai 2025.

Die Ehefrauen von Han Xiaodong und Li Jie sowie weitere Gemeindemitglieder wurden Berichten zufolge vor Prozessbeginn von den Behörden eingeschüchtert und schikaniert. Die Verhandlung selbst fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Wang Qiang wurde im März 2025 gegen Kaution freigelassen, nachdem er zuvor bereits unter «Wohnüberwachung an einem bestimmten Ort» gestanden hatte – eine Massnahme, die von den Vereinten Nationen als Form des erzwungenen Verschwindens eingestuft wird, da die betroffene Person dabei vollständig isoliert bleibt. Die kürzere Haftstrafe wurde auf die bereits verbüsste Zeit angerechnet, sodass Qiang nun freigelassen wurde.

Kirche akzeptiert Urteil nicht

«Wir akzeptieren dieses ungerechte Urteil nicht. Unsere Brüder haben keinen Betrug begangen, und die Spenden unserer Gemeinde stellen keinen Betrug dar. Unsere Kirche bleibt eine Hauskirche, die an Christus als das alleinige Haupt der Kirche und an das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat festhält», schreibt die Gemeinde in einer Stellungnahme.

«Wir erkennen an, dass Li Jie, Han Xiaodong und Wang Qiang um der Gerechtigkeit willen leiden und bereit sind, gemeinsam mit dem Herrn das Kreuz auf sich zu nehmen. Mit einem dankbaren und gehorsamen Herzen nehmen wir das Urteil aus der Hand des Herrn an.»

Tonlage verschärft

Die Tonlage im «Reich der Mitte» hat sich zuletzt verschärft: So hat die Kommunistische Partei Chinas am 1. Mai neue Vorschriften für ausländische Missionare in Kraft gesetzt. Sie verbieten ihnen, ohne staatliche Genehmigung zu predigen, zu evangelisieren oder religiöse Organisationen zu gründen. Diese Massnahmen sind Teil der laufenden Kampagne zur Sinisierung des Christentums und anderer Religionen unter Präsident Xi Jinping.

Auch feierte China eine Zunahme der staatlichen Verfolgung religiöser Minderheiten im Jahr 2024. Nichtstaatliche religiöse Gruppen werden unabhängig von ihren tatsächlichen Überzeugungen pauschal als Sekten oder Kulte bezeichnet und bekämpft. «Die chinesischen Sicherheitsbehörden haben ihre Bemühungen verstärkt, sektenartige Organisationen zu zerschlagen», berichtete die «Global Times», ein von der Partei betriebenes Medienorgan, unlängst.

Einheimische Christen bitten um Gebet. Gleichzeitig gibt es auch Lichtblicke. Gleich ob registrierte Kirchen oder Hausgemeinden: Laut «China Partner» wachsen die Gemeinden.

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Datum: 08.07.2025
Autor: Christian Today / Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / ergänzte Übersetzung: Livenet

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