Kopten unter Beschuss

Tränengas und Bikinis gegen Mönche

Am 8. September überfielen 300 Soldaten des ägyptischen Innenministeriums das koptische Makarios-Kloster in Rayan-Tal bei Fayum. Obwohl die unbewaffneten 95 Mönche keinen Widerstand leisteten, wurden sie von den Soldaten mit Stöcken angegriffen und mit Tränengas gequält.
Brutal überfallen: Das koptische Kloster Makarios.


Laut einem Bericht des Nachrichtendienstes «Free Copts» wollte  die ägyptische Regierung «unbedingt ihre Muskeln spielen lassen, um die ‚ungläubigen‘ Mönche in Angst zu versetzen». Nach der Schilderung des leitenden Paters Paulus wurde das Kloster um 20 Uhr von über 300 bewaffneten Soldaten umzingelt. Sie bewarfen die Kopten mit Tränengasdosen und dann mit Steinen und Glasscherben. Zwei Mönche und ein Novize erlitten dabei massive Verletzungen und Brüche. Pater Paulus: «Es ist eine Schande für das ägyptische Regime, dass wehrlose Mönche überfallen werden, als ob sie Terroristen wären!»

Die Truppen zogen erst 27 Stunden später wieder ab. Die Mönche hatten ihnen klargemacht, dass sie das Kloster nicht räumen würden: «Diesmal und jedes Mal sagen wir ihnen: ‚Wir verlassen unser Kloster nicht und sind bereit, für unseren christlichen Glauben als Märtyrer zu sterben, was eine Ehre für jeden Christen ist‘.»

Touristinnen im «Naturschutzgebiet»

Laut dem Pater wollen die Behörden aus dem Kloster eine Touristenoase machen. Bereits sei neben Häusern und Gärten ein grosses Schwimmbad errichtet worden. Im Bikini badende Touristinnen sollen die Mönche «aus ihrem monastischen Alltag reissen» und vertreiben.

Pater Paulus und die anderen Mönche stehen seit 1997 unter Druck. Das Kloster bei Fayum, etwa 100 km südwestlich von Kairo, war im Jahr 1960 gegründet worden. Wie die Kopten betonen, hatte Staatspräsident Nasser damals keine Einwände. Unter Mubarak hätten die Schikanen begonnen. 1997 erklärte der wahabitische (nach saudischem Vorbild intolerant islamische; Red.) Gouverneur die Gegend zu einem Naturschutzgebiet. Die Kopten wichen nicht; sie wurden mit Bussen und kurzen Haftstrafen eingedeckt. Trotzdem stieg die Zahl der Mönche und Novizen, so dass derzeit 95 Männer auf engstem Raum leben. Acht teilen sich eine Zelle, was gegen die Richtlinien ist.

Schikanen seit dreizehn Jahren

Pater Paulus: «Alles, was wir wollen, ist in Ruhe zu Gott beten. Wir waren Beamte, leisteten den Wehrdienst und bezahlten die verlangten Steuern. Unsere Vorfahren und wir sind ägyptische Staatsbürger. Warum werden wir verfolgt?» Die Baugesuche wurden abgelehnt. «Als wir Baumaterial ins Kloster transportieren liessen, sah der ägyptische Staat rot.» Schon im Februar seien Lastwagen beschlagnahmt und ihre Fahrer in Haft genommen worden. «Die Baumaterialien sahen wir nie wieder und die Mönche werden weiter von allen Seiten gestört.»

Die Schikanen halten laut dem Bericht seit Jahren an: Ein Geschäftsmann, der den Mönchen Proviant bringen wollte, wurde von den Beamten der Umweltbehörde gestoppt. Als er darauf bestand, den Mönchen die Lebensmittel zu bringen, zerrten sie ihn zur Polizeistation! Er wurde bezichtigt, den Islam beleidigt zu haben, und drei Tage festgehalten. Als er den Bus nach sieben Tagen wieder erhielt, waren die Lebensmittel verfault und von Würmern zerfressen… Ein anderer Vorfall: «Kopten, die dem Kloster weisse Blocksteine spendeten, wurden zu 6000 Pfund Bussgeld verdonnert und ihre Führerscheine für ganze sechs Monate entzogen».

Gleiche Rechte für Kopten

Laut Pater Paulus steht das Kloster auf eigenen Füssen. «Wie eine Moschee nach der anderen überall in Ägypten gebaut wird, problemlos und auf Kosten des Staats, der auch von den Kopten Steuer kassiert, sollte es möglich sein, Kirchen und Klöster zu bauen oder zu renovieren.» Die Mönche des Makarios-Kloster fordern ein Ende der Diskriminierung von Christen in Ägypten, wo Medien und Politiker «oft von der religiösen Einheit und demselben Bürgerrecht für alle reden». Muslimische Extremisten, die Christen ermordet hätten, müssten zur Rechenschaft gezogen werden. «Wir verlassen uns auf Christus und wenden uns an seine Gerechtigkeit.»

Datum: 14.09.2010
Quelle: Livenet / Free Copts

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