EKD grenzt bibelgemässen Schöpfungsglauben von Kreationismus ab

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat im Streit über Evolutionstheorie und Schöpfungsglauben für die Überwindung falscher Alternativen und mehr Sachlichkeit geworben.
Wie kommt es, dass die Natur sich so vielfältig und schön präsentiert?
Friedrich Schweitzer, einer der Autoren der Studie, an einer Tagung, 2004.

Die EKD zieht in einer am Dienstag veröffentlichten Studie klare Grenzen zum Kreationismus, der die Evolutionstheorie zur Entstehung der Welt in Frage stellt. Sie kritisiert darin auch den neuen Atheismus von Richard Dawkins und Co., der den biblischen Schöpfungsglauben bekämpft. Beides seien «Irrwege».

Beide Sichtweisen thematisieren

In der Schule sollten die Evolutionstheorie und der Schöpfungsglaube thematisiert werden, wird empfohlen. Für Kreationismus gebe es jedoch keinen Platz im evangelischen Religionsunterricht. In der aktuellen Debatte gingen viele Beiträge davon aus, «dass entweder die Evolutionstheorie dem Schöpfungsglauben oder der Schöpfungsglaube der Evolutionstheorie weichen muss», erklärt der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, im Vorwort. Dies werde jedoch weder den Erkenntnissen von Naturwissenschaft und Theologie noch dem evangelischen Glaubensverständnis gerecht.

Zu Forderungen, im Biologieunterricht auch den biblischen Schöpfungsglauben und im Religionsunterricht die Evolutionstheorie zu behandeln, betont der Berliner Bischof, eine Klärung des Verhältnisses beider Perspektiven sei geboten. Dazu seien am besten «interdisziplinäre Unterrichtsobjekte» geeignet. Damit könnten «biologische und theologische Perspektiven jeweils in ihrer Eigenbedeutung zur Geltung gebracht werden», so Huber.

Alte Vorurteile aufgewärmt

In der neuen Debatte würden längst überwunden geglaubte Vorurteile gegen die Evolutionstheorie und die Biologie sowie gegen die Theologie und die Kirche vorgebracht, stellen die Autoren des EKD-Textes fest. Sie warnen vor einer Gleichsetzung des in den USA verbreiteten Kreationismus mit dem christlichen Schöpfungsglauben: «Der Kreationismus ist vielmehr eine Verkehrung des Glaubens an den Schöpfer in eine Form der Welterklärung, die letztlich dazu führt, dass das Bündnis von Glaube und Vernunft aufgekündigt wird.»

Das aus dem Kreationismus entwickelte Konzept eines «Intelligenten Design», wonach die Welt das Produkt eines intelligenten Weltentwerfers sei, wird in dem EKD-Text als pseudowissenschaftlich bewertet. Vor den Prüfkriterien strenger Wissenschaft hätten solche Hypothesen keinen Bestand.

Die Borniertheit der Atheisten

Anderseits wird dem „neuen Atheismus" von Dawkins und anderen in der EKD-Stellungnahme vorgeworfen, dass er „den eigenen Ansatz auf fundamentalistische Weise absolut setzt". Er nehme die Entwicklungen der wissenschaftlichen Theologie, die historisch-kritische Bibelauslegung sowie die ethische Kraft des Christentums nicht zur Kenntnis. Ein aufgeklärter Gottesglaube brauche sich vor dem Stand der Naturwissenschaft nicht zu fürchten, sondern suche einen Dialog mit den Wissenschaften.

Für Theologie und Naturwissenschaft besteht laut dem Papier die grösste Herausforderung darin, wie sie zu einem Leben in Humanität beitragen können. Die Orientierungshilfe unter dem Titel «Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule» wurde von den Theologieprofessoren Michael Beintker (Münster) und Friedrich Schweitzer (Tübingen) konzipiert.

Link zum Thema: EKD-Text 94 "Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule" als PDF

Quelle: epd, Bearbeitung: Livenet

Datum: 02.04.2008

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