Jesus als Vorbild (9): Ein Diener, der alles auf den Kopf stellt

Jesus als Vorbild

Endlich allein! Der Druck, der in Jerusalem allgegenwärtig ist, fällt in diesem Raum ab. Niemand ist ihnen gefolgt. Die zwölf Männer sehen sich an; sie freuen sich auf das Passamahl mit Jesus.

Die Spannungen im Tempel haben dramatisch zugenommen in den letzten Tagen. Der bejubelte Einzug in die Stadt – der Meister ist auf einem Esel geritten – und die Aktion gegen die Geschäftemacher im Tempelbezirk haben scharfe Diskussionen ausgelöst. Dabei ist jedem, der bei Sinnen war, die Ablehnungsfront klar geworden: Der Widerstand der religiösen Führer in Jerusalem gegen den Wanderprediger aus Galiläa hat sich verhärtet, zu Hass gesteigert. Sie wollen ihn erledigen.

Der Raum, in dem sich die Jünger und ihr Meister zum feierlichen Mahl einfinden, ist wie eine Oase der Ruhe. Wie wohltuend, das Passa zu feiern und dabei einen Abend lang plaudern zu können. Doch Jesus hat Anderes vor. Was will er? Er steht auf, legt sein Gewand ab und bindet sich einen Schurz um. Er leert Wasser in eine Schüssel, geht zum ersten seiner Freunde hin, kniet hin und – wäscht ihm seine Füsse!

Sprachlos, entgeistert sehen sie zu, die zwölf Männer: Warum verrichtet der Meister die Arbeit von Sklaven?? Es ist ihnen, die seit Jahren im Staub Galiläas und Judäas unterwegs sind, nicht in den Sinn gekommen, seine Füsse zu waschen – und nun übergiesst er die Ihren? Er geht von einem zum andern. Bei Petrus findet die Verlegenheit Worte: „Du, Herr, willst mir die Füsse waschen?“ – „Was ich tue, begreifst du jetzt noch nicht; aber später wirst du es verstehen.“ – „Nein“, ereifert sich Petrus, „das darf nicht sein. Du nicht, niemals – du bist der Meister!“

Jesus stellt das Ganze in einen neuen Zusammenhang: „Wenn ich dir nicht die Füsse wasche, gehörst du nicht zu mir.“ Darauf Petrus erregt: „Herr, dann aber – wasch mir nicht bloss die Füsse, sondern auch die Hände und den Kopf!“ Jesus blickt ihn an. „Wer bei mir ist und sich von meinen Worten hat bestimmen lassen, der ist schon gewaschen. Es reicht, dass ihm der Staub von den Füssen gespült wird.“

Jesus macht die Runde – wie ein Sklave dient der Meister allen seinen Freunden! Ebenso verlegen wie bewegt warten die Jünger ab. Was soll das alles? Nun legt er sein Gewand wieder an und kommt zum Tisch.

„Ihr nennt mich Lehrer und Herr – und mit Recht, denn das bin ich auch. Wenn nun ich, der Herr und Lehrer, euch die Füsse gewaschen habe, sollt auch ihr einander die Füsse waschen. Ein Beispiel habe ich euch damit gegeben; ihr sollt so handeln, wie ich an euch gehandelt habe. Denn das ist klar: Ein Diener ist nicht grösser als sein Herr, ein Bote nicht grösser als sein Auftraggeber. Wenn ihr dies begriffen habt, wird es euch glücklich machen, wenn ihr nach meinem Beispiel handelt.“

Zur Artikelserie:
Jesus als Vorbild (1): Freude am Leben – und Sehnsucht nach mehr
Jesus als Vorbild (2): Er liebt die Menschen
Jesus als Vorbild (3): Friedensstifter in unruhiger Zeit
Jesus als Vorbild (4): Ein grosses Herz für die Menschen
Jesus als Vorbild (5): Die Freundlichkeit Gottes in Person
Jesus als Vorbild (6): Jetzt können Versager hoffen
Jesus als Vorbild (7): Kraftvoll und gelassen
Jesus als Vorbild (8): Der Mann, der aneckt, weil er das Gute will
Jesus als Vorbild (10): König der Herzen
Jesus als Vorbild (11): Perspektiven für ein gelingendes Leben

Datum: 02.04.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung