Walter Klaiber, Bischof der Methodistenkirche in Deutschland, betonte in einem Referat, dass das Thema ‚Endgericht' aus der Verkündigung von Jesus nicht ausgeklammert werden dürfe. Jesus trat auf, um die nahe Königsherrschaft Gottes anzusagen. Dabei standen die Verheissungen dieser ‚basileia', der damit verbundene Segen, die Lebensfülle Gottes besonders für die Armen und Ausgeschlossenen im Vordergrund. Mit der Einladung zur Gemeinschaft war jedoch die Aufforderung an die Menschen verbunden, sich nicht selbst davon auszuschliessen. Jesus weinte über Jerusalem und warnte die Städte Galiläas, in denen er am meisten Wunder gewirkt hatte, vor dem Gericht. Im Gleichnis vom grossen Festmahl wies er darauf hin, dass gerade religiöse Menschen die Einladung zur Gemeinschaft mit Gott ablehnten. Bischof Klaiber bezog verschiedene Gleichnisse von Jesus aufeinander. Einerseits zeigt sich darin, dass Gott keine Vorbedingungen für die Annahme stellt. Alle Empfänger der Botschaft werden gebraucht, sind gerufen, im Weinberg mitzuarbeiten. Dazu in Spannung steht die Frage des Herrn, der nach seiner Reise von seinen Knechten Rechenschaft fordert für das, was sie mit seinen Talenten getan haben. "Die uneingeschränkte Annahme durch Gott und die Anfrage nach dem, was dadurch im Leben geschehen ist, schliessen sich in der Verkündigung Jesu nicht aus", sagte Klaiber. "Nur wer auch anderen vergibt, kann auf Vergebung hoffen." Jesus machte in der Bergpredigt klar, dass nicht alle, die seinen Namen im Munde führen, ins Himmelreich eingehen werden, sondern die, die den Willen des Vaters im Himmel tun. Beim Apostel Paulus steht in der Verkündigung von Jesus Christus der Retter im Vordergrund, nicht der Richter. Und doch deckte der Apostel die Verfallenheit der Menschen ans Gericht auf. Paulus sah die Juden, die das Gesetz besassen, deswegen nicht schon als gerettet an. Jesus konnte die Rettung bewirken, weil er selbst die Verfallenheit der Menschen ans Gericht auf sich nahm, als er am Kreuz starb. Das Kreuz ist das Zeichen des Gerichts Gottes und zugleich des Heils: "Wer das Zeichen des über seinem Leben vollzogenen Gerichts annimmt, für den wird es Heil", sagte Klaiber. Aber auch Paulus fragte nach dem, was der Mensch, den Gott angenommen hat, aus seinem Leben macht. Die Offenbarung des Johannes, das letzte Buch der Bibel, schildert drastisch, wie nach der Schuldfrage (am Kreuz) auch die Machtfrage durch Christus gelöst wird: Die Gott feindlichen Mächte werden vernichtet. "Gottes Kommen heilt den menschlichen Schaden, aber offensichtlich gibt es auch Menschen, die sich ausgeschlossen haben aus dieser heilsamen Gegenwart Gottes. Und auch das respektiert das Gericht. Es gibt keine Zwangsbeglückung bei Gott." Bischof Klaiber betonte abschliessend, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Herrn zwar grundlegend sei für das Verhältnis der Menschen zu Gott. Doch bleibe die Frage: "Was ist dadurch geschehen? Was hat meine Zugehörigkeit zu Christus bewirkt?" Das Bekenntnis zu Jesus sei kein Passwort zum Himmel, dürfe nicht als Mantra verstanden werden. "Sondern der Name ist ein Programm. Die Frage ist: Ist mein Leben diesem Programm Gottes, das Jesus ist, gewidmet?" Klaiber warnte davor, über die Güte Gottes zu klein zu denken. Kein Mensch dürfe so angesehen werden, als wäre er von Gottes Gnade bereits aufgegeben worden. Und doch müssten die Verkündiger des Evangeliums die Menschen auf die drohende Verfehlung des Lebens hinweisen.Einladung angenommen oder abgelehnt
Rettung im Zeichen des Kreuzes
‚Keine Zwangsbeglückung bei Gott'
Bekenntnis ‚kein Passwort'
Datum: 11.03.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch