Katholische Kirche

Heimat für viele Kinder und Jugendliche

Dem oft gehörten Generalurteil, die katholische Kirche habe die Jugend verloren, ist zu widersprechen, sagte der Grazer Bischof Egon Kapellari am Ende der Jugendwallfahrt vom 13. bis 15. August in Mariazell. Es gebe aber gerade in Österreich sehr viele Kinder und Jugendliche, die in Beziehung zu Pfarreien, Orden, Jugendbewegungen und apostolischen Bewegungen in der Kirche beheimatet seien.
Kinder.

Die jüngste Mariazeller Jugendwallfahrt habe die Buntheit und Vielfalt kirchlicher Jugendseelsorge und ihrer Früchte auf erfreuliche Weise unter Beweis gestellt, sagte Kapellari. Die fast vollzählig anwesenden österreichischen Bischöfe begegnen auch sonst immer wieder jungen Menschen in verschiedensten Milieus.

Weder Jammern noch «heisse Eisen»

Das Treffen in Mariazell sei «keine Jammerveranstaltung» gewesen und auch die sogenannten «Heisse-Eisen-Themen» seien dort kaum zur Sprache gekommen. Das heisse nicht, dass nicht auch Jugendliche teilweise davon bewegt werden, stellte der Bischof fest. Der Tenor jugendlicher Interessen und Erwartungen sei aber offenbar ein anderer: «Es geht auch um die Gottesfrage und um die Frage der Freundschaft zu Christus.»

Die der katholischen Kirche verbundenen Kinder und jungen Leute sprechen insgesamt mehrere und sehr unterschiedliche kulturelle und religiöse Sprachen, dies besonders auch in der Musik, so Kappellari weiter. Neben Gottesdiensten mit lauter Musik gebe es auch die leisen Töne, wie sie von jeher in Taizé und von Taizé aus zu hören waren und bleiben.

Prinzip «Stellvertretung» immer wichtiger

Auf die Frage, ob die von der Katholischen Kirche erreichten Jugendlichen nicht doch eine Minderheit seien, sagte Bischof Kapellari, dass dies für den Religionsunterricht im Ganzen überhaupt nicht zutrifft und dass im Übrigen in der Kirche Mittel- und Westeuropas das Prinzip «Stellvertretung» immer wichtiger werde.

Junge und ältere Christen sollten begreifen, dass sie vor Gott immer auch für die Mehrheit der anderen stehen und zu ihm beten, die ihn nicht oder noch nicht kennen. Eine ausgeprägtere Spiritualität der Stellvertretung könnte den Katholiken in Österreich ein stärkeres Selbstbewusstsein geben, als dies jetzt angesichts von Umbrüchen und Abbrüchen weithin der Fall ist.

Die kleine Gemeinschaft von Frauen und Männern, die beispielsweise eine Wochentagsmesse feiern, würde sich Gefühle der Verlassenheit ersparen, wenn sie begreifen könnte, dass sie für die ganze Christenheit, ja für die ganze Menschheit die Eucharistie feiert. In der Liturgie werde ja wörtlich gesagt, dass dieses Opfer für «das Heil der ganzen Welt» gefeiert wird.

Krise ist differenziert betrachten

Der Generaldiagnose, dass sich die katholische Kirche in einer fundamentalen Krise befinde, müsse man mit Blick auf die Weltkirche massiv differenzierend begegnen. Die Kirche lebe dort, wo sie verfolgt wird, vital und authentisch - so etwa in China und Vietnam. Sie sei auch im globalen Süden trotz und wegen vieler Probleme von tiefer Freude am Glauben geprägt. Europa befinde sich gesamtkulturell in einer Phase des Übergangs, «in einer Spätzeit, die auch die Kirche schwächt und das Beste in ihr herausfordert». Auch hier gelte das Bibelwort «Schon wächst Neues, merkt ihr es noch nicht?».
 

Datum: 18.08.2010
Quelle: Kipa, Bearbeitung: Livenet

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