Registrierte Kirchen in China - wie frei sind sie wirklich?
Offiziell dürfen die Kirchen der Katholisch-Patriotischen Vereinigung und die der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung Gottesdienste abhalten und ihr Glaubensleben sichtbar leben. In der Praxis ist das leider nicht immer so. «Sie haben das, was sie relative Freiheit nennen», berichtet Erik Burklin, Leiter der Organisation «China Partner». «Sie besitzen nicht alle Freiheiten, wie wir sie haben, aber viele Pastoren der registrierten Kirche sagen uns und erinnern uns: ‘Hey, wir sind dankbar für das, was Gott uns gegeben hat. Es ist nicht mehr, wie es noch unter Mao Zedong war…’»
Damals war es illegal, in China irgendeine Religion auszuüben. Und obwohl die Regierung auch heute noch religiöse Organisationen und Treffen überwacht, sind sie laut Burklin erlaubt – sowohl Gottesdienste als auch Unterricht und Ausbildung in theologischen Seminaren und Bibelschulen.
Glaube ok, Politik tabu
Das betrifft das Glaubensleben – aber sobald sich ein Pastor zur Politik äussert, kann es auch für registrierte Kirchen gefährlich werden. «Es gibt natürlich immer noch Beispiele, wo Pastoren verhaftet oder verwarnt werden oder Geldstrafen zahlen müssen, und das passiert meistens, wenn Leute sich gegen das Regime aussprechen», sagt Burklin. «Die Konsequenzen sind sehr hart. Und die grosse Mehrheit der Pastoren spricht nicht über Politik.»
Als die Behörden vor einigen Jahren begannen, Kreuze von Kirchgebäuden zu entfernen (Livenet berichtete), sprach sich beispielsweise ein Pastor dagegen aus. Das brachte ihm eine sechsmonatige Haftstrafe ein. Deshalb konzentrieren sich die meisten Pastoren darauf, das Evangelium weiterzugeben und sich um die Gemeinde zu kümmern. «Und normalerweise sind es diese Gemeinden, die recht normal und frei in China existieren dürfen.»
Christentum wächst
Doch etwas haben registrierte und nicht registrierte Kirchen in China gemeinsam: Sie wachsen! «Es ist begeisternd, wenn man diese Geschwister in China trifft – sie sind ganz auf die Bibel konzentriert. Sie predigen Gottes Wort, sie lernen es auswendig, sie beten es und sie lieben Jesus. Ihre Liebe zu Jesus ist so überwältigend, dass sie auch auf ihre Nachbarn und Familienmitglieder überspringt.»
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Datum: 25.11.2024
Autor:
Alex Anhalt / Rebekka Schmidt
Quelle:
Mission Network News / Übersetzt und bearbeitet von Livenet