«Jeder ein Champion»

USA: Gottesdienste in der Schulhalle

Pastor Larry Bettencourt und seine «Champion Life Church» in Beaver Falls im Westen des US-Bundesstaates Pennsylvania feiern Gottesdienste in einer Schulhalle. Zwischen Miami und Seattle werden jährlich mehrere tausend Gemeinden neu gegründet.
Evangelischer Worship

«Champion Life», lanciert im Frühjahr 2011, ist evangelikal orientiert. Bettencourt, der 2‘300 Facebook-Freunde hat, wollte nicht warten auf eine «richtige» Kirche. Auf der Website der Champion-Gemeinde ist eine Tauffeier mit aufblasbarem blauen Plastikpool dokumentiert.

Im bunten US-Markt der religiösen Möglichkeiten mieten hunderte Gemeinden jeden Sonntag in staatlichen Schulen Räume, die dann professionell für die Dauer des Gottesdienstes «religiös» dekoriert werden. Gegen diese «indirekte Förderung von Gottesdiensten mit Steuergeldern» klagte eine Freidenker-Stiftung.

«Zumindest eine Zeitlang eine Kirche»

Im Juni urteilte ein Gericht in New York, die Bereitstellung staatlicher Schulräume für Gottesdienste kollidiere mit der US-Verfassung, der zufolge der Staat religiöse Organisationen nicht fördern darf. Bei dem Verfahren ging es um die Gemeinde «Bronx Household of Faith», die schon seit Jahren Räume in einer Schule anmietet. Die Richter fanden, ein mit Steuergeldern finanziertes Gebäude werde Sonntags «zumindest eine Zeitlang eine Kirche». Die Gemeinde hat gegen den Gerichtsentscheid Berufung eingelegt.

Alles für die «Portable Church»

Auch der Manager Brian Koehn aus Troy (US-Staat Michigan) ist verärgert über das Urteil. Schulen und Kirchen profitierten doch von den Mietverträgen. Überdies handelten Kirchen umweltfreundlich, wenn sie bestehende Gebäude nutzten. Koehn hat als Manager der Firma «Portable Church» (Bewegliche Kirche) auch ein kommerzielles Interesse am Rechtsstreit. Seit 16 Jahren hilft «Portable Church» Gemeinden ohne eigenes Gotteshaus bei der Logistik. Sie führt vor, wie man in wenigen Stunden in einem oft unattraktiven Saal eine «Kirchenatmosphäre» schafft, und hinterher wieder abbaut.

Zugänglicher als etablierte Gemeinden

Neue Kirchen stünden den Menschen näher, erläuterte Pastor Dustin Boles von der «Mosaic Church» in Ocean Springs (US-Staat Mississippi). Institutionelle Kirchen hätten «viele Türen», die Menschen fern hielten. In herkömmlichen Gemeinden müsse man «ein bestimmter Typ sein, bestimmte Kleidung tragen und keine ‚schlechte‘ Vergangenheit haben», um akzeptiert zu werden. Die Mosaic-Gemeinde sei da offener. Sie hat drei Jahre nach der Gründung 1‘500 Mitglieder.

Nach einer Schätzung werden in den USA jährlich 4‘000 neue Gemeinden gegründet. Im selben Zeitraum gehen einige tausend Gemeinden ein. Landesweit gibt es nach dem Hartford Institute for Religion Research ungefähr 335‘000 christliche Kirchengemeinden.

Datum: 12.08.2011
Quelle: Livenet / epd

Werbung
Livenet Service
Werbung