Reformierte unterwegs

Wie neue Gottesdienste Gemeinden verändern

Landauf, landab werden in reformierten Kirchen neue Gottesdienste gestaltet. Mit ihnen begeben sich Gemeinden auf einen kurvenreichen Weg. Das Landeskirchen-Forum führt am 30. Oktober in St. Gallen eine Tagung über Gottesdienstentwicklung durch.
Segenswünsche für den Täufling auf der Alp oberhalb Samedan.
Im 10ab10-Gottesdienst in Rorbas.
„Wenn wir regelmässig feiern, werden wir nicht einseitig“: Prof. Ralph Kunz (links) im Gespräch mit Samuel Jakob von der Zürcher Landeskirche.

„Innovation und Tradition des reformierten Gottesdienstes“: Die öffentliche LKF-Tagung mit dem St. Galler Kirchenratspräsidenten Dölf Weder und weiteren acht Referenten bringt die Spannung zum Ausdruck, in der Kirchgemeinden und Landeskirchen sich bewegen.

Der gesellschaftliche Wandel legt neue Formen nahe, aber als Volkskirche wollen die Reformierten jene mitnehmen, die das Bisherige gewohnt sind. Der Musiker Andreas Hausammann schildert, wie er die Gemeinde zum Singen bringt; in weiteren Workshops geht es u.a. um sanfte Erneuerung und familienfreundliche Gottesdienste.

Damit jede auf ihre Kosten kommt

Das LKF hat in einem Online-Dossier Praxisberichte zusammengestellt. In Rorbas im Zürcher Unterland feiert die Gemeinde nach festem Turnus vier verschiedene Gottesdienste, jeden mit klarem Profil. „Die Vielfalt der Stile und Formen gewährt, dass fast jede und jeder irgendwo auf ihre/seine Kosten kommt“, resümiert Pfr. Dieter Bühler die Erfahrungen.

Die Verantwortlichen hätten lange experimentiert; vor allem über Musik sei viel diskutiert worden. „Wir haben unsere jetzigen Gottesdienstgefässe gemeinsam mit der Gemeinde entwickelt, so dass ganz unterschiedliche Menschen sich mit ihren Begabungen einbringen können.“ Was Bühler freut: „Eine Mehrzahl der regelmässigen Gottesdienstbesucher lässt sich auf alle Formen ein.“

Ausserordentlich

Der Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Regelmässig sind mehrere Dutzend Gemeindeglieder in irgendeiner Funktion engagiert, vom Dekor über den Lobpreis bis hin zum Bistro. Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie an der Uni Zürich, wurde für das LKF-Dossier interviewt.

Ihn erstaunt nicht, dass Gottesdienstexperimente da und dort „eher am Kriseln sind, weil die Ressourcen knapp sind oder sich kein Erfolg einstellen wollte“. Das gehöre zum Phänomen der ausserordentlichen Angebote, meint der Theologe, der 2006 in einem Buch über Gottesdienstentwicklung für einen „liturgischen Wildwuchs“ plädiert hatte.

Lieder für dich – für mich – für alle?

Bernhard Jungen, Pfarrer in Ittigen bei Bern, hinterfragt in seinem Dossier-Beitrag die Bemühungen, mit verschiedenen Gottesdiensten der gewachsenen Vielfalt an Lebensentwürfen Rechnung zu tragen. Der Sozialdiakon Markus Dolder hat als Liedermacher für seine neue CD Psalmen vertont. Die Lieder führen, in Aufnahme traditioneller liturgischer Konzepte, durch die Thomas Fyr in Oberwangen bei Bern.

Pfr. Michael Landwehr berichtet, wie er in Samedan Gottesdienste eventmässig aufzieht. Weitere Beiträge runden das LKF-Dossier ab, in dem Ralph Kunz für die Erfolgschancen neuer Gottesdienste festhält: „Wenn ich nicht bereit bin, mich vom Heiligen Geist überraschen zu lassen, geschieht nichts.“

Datum: 22.10.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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