Mission – Evangelisation

Zwei Begriffe wieder positiv prägen

Bei Menschen der Postmoderne werden bei den Begriffen Mission und Evangelisation negative Assoziationen wach wie: radikale Missionare, Zwangschristianisierung, Gerichtsbotschaften, Kulturzerstörung oder gar Missbrauch. Warum eigentlich?
Der Stadt Bestes suchen heisst, ihr (das ewige) Licht bringen.

Ist es die schuldvolle Vergangenheit der Kreuzzüge? Bis ins dritte Jahrhundert war es ja so, dass Heiden und Juden die Christen verfolgt haben. Als dann das Christentum ab dem vierten Jahrhundert Staatsreligion wurde, kehrte sich das Blatt. Nun kam es zur Christianisierung mit Waffengewalt. Hier hat sich «das Christentum» schlimme Schuld gegenüber den Heiden und Juden aufgeladen. Auch später gab es immer wieder verwerfliche Verfolgung von anders Denkenden – auch durch Christen. Die Verbindung von Kolonisation und der Mission (18. und 19. Jahrhundert) belastet den Begriff Mission ebenfalls. 

In wie weit liegt der Grund der vielfach negativen Assoziationen mit dem Begriff Mission an unserer Geistesgeschichte? Das Christentum mit den jüdisch-orientalischen Wurzeln ist von der griechisch-römischen Kultur geprägt und in die keltisch-germanische Kultur eingegangen. Die Aufklärung brachte die Emanzipation des Menschen (18. bis 19. Jahrhundert). Die vom Christentum geforderte Befreiung von der Fremdbestimmung des Menschen hat vielerorts auch zu einem Verzicht auf Gott, wie er im Mittelalter verstanden wurde, geführt. Europa, das christliche Abendland, hat sich zu einem säkularisierten Kontinent entwickelt. Seit dem 2. Weltkrieg hat man Angst vor Autoritäten, darum auch Angst vor Mission, die einen Absolutheitsanspruch an den Tag legt.

«Jünger machen» heisst der Auftrag

Der Begriff Mission darf nicht (mehr) mit den Kreuzzügen verbunden werden (hier sind Menschen an Menschen schuldig geworden), sondern muss neu gefasst werden. «Mission geschieht immer im Dialog, im Gespräch auf Augenhöhe, das den Gesprächspartner ernst nimmt, aber gerade deshalb auch ihm das Zeugnis des Glaubens nicht vorenthält. Allerdings ist immer darauf zu achten, dass der inhaltliche Schwerpunkt der Mission immer im Missionsbefehl Jesu benannt ist: 'Machet zu Jüngern alle Völker'», sagt Peter Stuhlmacher. Es ist das Glauben weckende Zeugnis, das Mission zur Mission macht.

Es gibt einen weiteren Grund weshalb Mission und Evangelisation negative Gefühle auslösen: Menschen mit pietistischem oder freikirchlichem Hintergrund haben in den 70er- und 80er-Jahren erleben dürfen, wie nicht religiöse Menschen zum Glauben kamen und sich verschiedene christlich-soziale Arbeiten gebildet haben. Doch die euphorische Zeit mit grossem Gemeindewachstum ist vorbei. Freikirchliche Gemeinden bilden vielmals eigene Subkulturen, die sich als verschlossen gegen neue Leute erweisen.

Gottes Wort lebensrelevant weitergeben

Die postmoderne Gesellschaft, die aus dem christlichen Abendland entwachsen ist, reagiert kaum noch auf das Evangelium, wie es traditionell dargeboten wird. «Die moderne Gesellschaft ist eine heidnische Gesellschaft. Ihr Heidentum kommt aus der Verwerfung des Christentums und ist viel resistenter gegenüber dem Evangelium, als das vorchristliche Heidentum, mit welchem wir in kulturüberschreitendem Dienst vertraut sind», schreibt J. E. Lesslie Newbigin. Weiter warnt er davor, «Pfarrer dort einzusetzen, wo es genügend Christen gibt, die sie bezahlen ... Das ist das Gegenteil einer Strategie, welche Mitarbeiter in die Gebiete entsendet, wo das christliche Zeugnis am schwächsten ist.»

Wie können wir das Wort Gottes gesellschaftsrelevant, lebensrelevant weitergeben? Wo kann Herz zu Herz, Gedanken zu Gedanken sprechen und Mission neu geschehen? Wie suchen wir neu «der Stadt Bestes» – leben und begeistern für das Evangelium?

Datum: 29.04.2013
Autor: Andreas Reich
Quelle: wort+wärch

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