Debatten vor der Konferenz

Dimensionen der Versöhnung

Was tragen Christen zur Heilung der Wunden der Völker bei? Die Weltmissionskonferenz der Lausanner Bewegung, die nächste Woche in Kapstadt über die Bühne geht, befasst sich auch mit Versöhnung.
Afrika

Zahlreiche Referenten haben ihre Gedanken vor Monaten online zur Diskussion gestellt, so dass Beiträge von Christen aus allen Ecken des Erdballs in die Beratungen in Kapstadt einfliessen können. Zum Hauptthema Versöhnung liegen Papiere über ökologische Fragen, ethnische Konflikte, die Kluft zwischen Arm und Reich und Haushalterschaft vor.

Zum Umweltbewusstsein erziehen

Zum Klimawandel schreibt der Inder Ken Gnanakan, dass Reiche und Arme miteinander handeln müssten. Die globale Gemeinschaft der Christen sieht Gnanakan angesichts des Versagens der Politik vor einer massiven Herausforderung: Umweltbewusstsein und Anleitung ökologisches Handeln müssten auf allen Ebenen vermittelt werden, und Christen sollten als Haushalter im Kleinen aktiv werden, besonders auch in der Hilfe an Arme. In der Evangelisation müsse die Botschaft von Jesus, dass sich Gott um seine Schöpfung sorgt, deutlich verkündigt werden.

Der Brite John Houghton spricht sich in seinem Papier für ein globales Zusammenwirken von Christen aus. Sie sollten und könnten der Milliarde Menschen in absoluter Armut das geben, was sie bräuchten. Wie Josef, der Ägypten durch sieben Hungerjahre brachte, sei mutiges Handeln gefordert.

Identität – nicht vom Nationalstaat

Der Brite Dewi Hughes hat ein Papier zum Spannungsfeld von ethnischer Zugehörigkeit und Identität verfasst. Bei der Entkolonialisierung und der Entstehung der heutigen Staaten Afrikas sei die ethnische Zugehörigkeit ihrer Einwohner zu Stämmen nicht respektiert worden. „Die Unabhängigkeit ruhte auf der Voraussetzung, dass ethnische Verschiedenheit eliminiert würde.“ Daher dürfe man das Versagen mancher Staaten nicht auf Tribalismus oder Ethnozentriertheit zurückführen.

Laut Hughes gibt es in der evangelischen Missionslehre heute kein schlüssiges, biblisch begründetes Verständnis dieser Zusammenhänge. Wenn Evangelikale das Stammesdenken verurteilten, bewegten sie sich meist im Fahrwasser modernistischer Denker. Der Autor verweist auf das grandiose Bild der Offenbarung; danach werden Menschen aus allen Stämmen und Völkern miteinander vor dem Thron Gottes anbeten. In dieser Gemeinschaft seien aber die Unterschiede nicht ausradiert, betont Hughes.

Neuanfang nach dem Völkermord?

Drei Autoren von verschiedenen Kontinenten beschreiben Wege zur Heilung ethnischer Konflikte. Die Waliserin Rhiannon Lloyd kam kurz nach dem Völkermord 1994 nach Rwanda. Sie lancierte Workshops zur Versöhnung. Seither hat sie auch im Osten Kongos gearbeitet und bei „Hunderten von entwaffneten Milizionären Leben verändernde Begegnungen mit Gott“ erlebt. Sie beschreibt die Schritte, welche das Verlangen nach Versöhnung erfordert: Jesus ist zu entdecken als der Erlöser „von allen Tragödien in unserem Leben wie auch von unseren Sünden“.

Lloyd schreibt: „Wenn wir das grössere Bild von Gott, der alles erlösen kann, festhalten, gibt uns dies Hoffnung im Blick auf die Zukunft.“ Die drei Autoren unterstreichen die Rolle, die Christen als Priester Gottes in der Versöhnung von Feinden spielen können – indem sie an deren Stelle Schuld bekennen und indem sie Segen aussprechen.

Datum: 15.10.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung