Die Liebe Christi «schliesst ein»
Hauptredner der Jahreskonferenz der Europäischen Vereinigung von christlichen Erziehenden (EurECA) war der schottische Professor Donald MacLeod, Direktor des «Center for Inclusion and Equity» (Zentrum für Inklusion und Gleichberechtigung) in Aberdeen. Der Lehrerausbildner und Trainer für «Inklusion und Besondere Bedürfnisse» mit 30-jähriger Erfahrung betonte: «Die Liebe Christi ist inklusiv. Das bedeutet, dass sie sich nach jedem Menschen ausstreckt und jeden Menschen als ein von Gott geschaffenes Wesen sieht, das diese liebevolle Beziehung nötig hat». Diese Sicht decke sich erstaunlich mit der modernen Gesetzgebung in den Bereichen Menschenrechte oder Kinderrechte, welche für alle Kinder das Recht auf angemessene Ausbildung im Sinne von effektiv Beteiligten und selbstkompetenten Menschen postulieren mit dem Ziel, verantwortliche Bürger zu werden.
Integration und Inklusion
MacLeod unterschied zwischen «Integration» als rein organisatorischer Massnahme, um Behinderte zu beteiligen, von «Inklusion» als einer verinnerlichten Verpflichtung, jedem Kind eine «Heimat» anzubieten. Seine eigene Erfahrung als Kind einer gälisch sprechenden Familie, dem in der Schule alles Gälische verboten wurde, prägt ihn bis heute als glühenden Vertreter der Inklusion.
Der schottische Pädagoge folgert dennoch: «Es gibt keine inklusive Schule – es gibt nur den inklusiven Schulleiter, die inklusive Lehrerin, das inklusive Kind, den inklusiven Erziehungsdirektor, die inklusive Sozialarbeiterin ... Zusammen versuchen sie, eine Kultur und ein Klima, aufzubauen, welche Inklusion für alle ermöglicht». Dazu gehörten dann auch die Strukturen und ein entsprechender Lehrplan, so MacLeod. Voraussetzung dafür sei die Bereitschaft, kontinuierlich «unsere Vorstellung von Schule und unsere Prämissen über Lehrplan, Rollenverteilung, Erfolg und Werte kritisch zu überprüfen». Der Pädagoge betont dazu: «Um jedem Kind gerecht zu werden müssen wir seine Geschichte kennen.» Denn: «Die Geschichte des Andern zu kennen und zu verstehen war zentral in den Begegnungen von Jesus mit Menschen. Es muss auch zentral sein für uns und unser Bestreben, den Kindern zu dienen.»
Ausschliessen oder einschliessen
John Shortt, der scheidende Reisesekretär der EurECA, wies in der Eröffnungsfeier darauf hin, welche Bedeutung die Bibel dem «Fremdling in unserer Mitte» beimisst. Als Bild dafür nahm er die Plastik von George Segal «Abschied von Ismael» und Zitate aus Miroslav Volfs Buch «Exclusion and Embrace» und bezog sie auf die Situation im Klassenzimmer. Lehrer und Schüler müssen lernen, die als «anders» Wahrgenommenen willkommen zu heissen – statt sie, wie so oft, zu verdrängen oder zu beargwöhnen.
Shortt zitierte dazu den südafrikanischen christlichen Lehrer Samson Makhado: «Schüler werden kaum glauben, dass sie etwas zu bieten haben, wenn da nicht jemand ist, der sich dafür freudig empfänglich zeigt. Wir entdecken unsere Gaben durch die Augen der Empfänger.»
Zum Thema:
Die EurECA: European Educators Christian Association
Datum: 19.07.2011
Autor: Matthias Kägi / Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch / EurECA