Gleichbehandlung im Abseits

Fussball mit Filter: Wer darf was sagen – und wer nicht?

Der Fussballer Cody Gakpo trägt während eines Spiels ein T-Shirt mit der Aufschrift «Ich gehöre zu Jesus»
Bei christlichen Botschaften wie «I belong to Jesus» droht Ärger – ideologische Symbole hingegen werden geduldet oder gar erwartet und vorgegeben. Der Fall von Liverpool-Star Cody Gakpo wirft ein Schlaglicht auf eine gefährliche Schieflage im Sport.

Cody Gakpo (25), der auch für die niederländische Nationalmannschaft spielt, erzielte kürzlich ein Tor zum zwischenzeitlichen 3:1 gegen Tottenham Hotspur (am Ende gewann Liverpool mit 5:1 und wurde englischer Meister). Beim Torjubel zog er sein Trikot aus und präsentierte ein Unterhemd mit der Aufschrift «I belong to Jesus» («Ich gehöre zu Jesus»).

Für das Ausziehen des Trikots sah Cody Gakpo sofort die gelbe Karte. So weit, so klar. Wer sein T-Shirt auszieht, bekommt die gelbe Karte, egal, was auf dem T-Shirt steht. Dagegen ist nichts einzuwenden.

Verwarnung durch den Verband

Doch laut Medienberichten droht dem 15-fachen niederländischen Torschützen Ärger mit dem englischen Fussballverband, er soll eine schriftliche Verwarnung erhalten haben. Im FIFA-Reglement heisst es wörtlich: «Die Ausrüstung darf keine politischen, religiösen oder persönlichen Slogans, Aussagen oder Bilder enthalten. Spieler dürfen keine Unterwäsche zeigen, die politische, religiöse oder persönliche Slogans, Aussagen oder Bilder oder Werbung ausser dem Herstellerlogo enthält. Bei Verstössen werden der Spieler und/oder die Mannschaft vom Wettbewerbs-Veranstalter, dem nationalen Fussballverband oder der FIFA bestraft.»

«Doppelmoral»

Andere christliche Spieler wurden bereits für ähnliche Aktionen gerügt. Vor fünf Monaten sorgte Marc Guehi, Verteidiger bei Crystal Palace und in der englischen Nationalmannschaft, für Aufsehen. Als Reaktion auf die Unterstützung einer LGBTQ-Organisation durch die Premier League schrieb er auf seine Regenbogen-Kapitänsbinde «I love Jesus» und «Jesus loves you». Im Nachhinein erklärte er laut «BBC», seine Aufschriften seien eine Botschaft der «Wahrheit, Liebe und Inklusion». Marc Guehi wurde zunächst auf die Regeln hingewiesen, trug dann aber wieder das beschriftete Stirnband – und wurde erneut verwarnt.

Einige Beobachter sehen darin eine Art «Doppelmoral» im Umgang mit christlichen Äusserungen. So wurde beispielsweise Sam Morsy, ein muslimischer Spieler von Ipswich Town, nicht bestraft, obwohl er sich geweigert hatte, eine Regenbogenbinde zu tragen.

Kommentar

Es ist kaum zu fassen, mit welch ungleichen Ellen hier agiert wird. Ein christlicher Spieler wie Cody Gakpo zeigt ein schlichtes «I belong to Jesus» auf seinem Unterhemd. Und sofort stehen eine schriftliche Verwarnung und der Hinweis auf FIFA-Regularien im Raum.

Gleichzeitig dürfen (oder müssen) Spieler demonstrativ politische oder weltanschauliche Symbole wie die Regenbogen-Kapitänsbinde tragen, ohne dass dies Konsequenzen hat.

Was ist das für ein Verständnis von Gleichbehandlung? Offenbar ist der Ausdruck religiöser Überzeugungen nur dann erlaubt, wenn er dem jeweiligen gesellschaftspolitischen Mainstream entspricht. Christlicher Glaube hingegen wird sanktioniert oder als problematisch dargestellt. Das hat mit Neutralität nichts mehr zu tun, sondern ist ideologisch motivierte Einseitigkeit, die die Religionsfreiheit mit Füssen tritt. Wer sich Toleranz und Vielfalt auf die Fahnen schreibt, sollte auch bereit sein, diese wirklich für alle gelten zu lassen – und nicht nur für die eigene Gruppe.

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Datum: 06.05.2025
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Christian Today / Goal.com

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