Neue Online-Spiele gehen ins Geld

Intergalaktische Schlachten, coole Autorennen, niedliche Zeichentrickpiraten oder vielleicht lieber eine virtuelle Pferdezucht? Online-Spiele gibt es für jeden Geschmack und angeblich völlig kostenlos. Trotzdem verzeichnen die Anbieter wie Bigpoint, Gamigo oder Gameforge nach Erkenntnissen der Verbraucherzentralen rasant wachsende Umsätze. Eine wunderbare Geldvermehrung - trotz Wirtschaftskrise?
Man sollte sich jedes Gratisspiel vorher ganz genau anschauen.

Laut einem Bericht von «Welt Online» sind neue Online-Spiele günstig oder sogar kostenlos. Doch die Rechnung folge später, wenn die meist jugendlichen Spieler Blut geleckt hätten. Denn dann würden für neue Funktionen immer wieder Gebühren erhoben. Dies könne rasch bis zu 1500 Franken ausmachen.

Schnell wird es teuer

«Das Spiel ist in der Basisversion meistens gratis», erklärt Karin Thomas-Martin von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Umsatz bringe vor allem das Zubehör, das teuer bezahlt werden müsse. «Pro Einkauf  fallen meist nur relativ geringe Beträge von zwei bis fünf Euro an», weiss die Expertin. Die einzelnen Einkäufe zwischen zwei bis fünf Euro addierten sich im Spielfieber schnell zu hohen Summen. Vielen Jugendlichen fehle zudem der Bezug zum tatsächlichen Wert der Einkäufe. Durch den bargeldlosen Ablauf hätten die Kids das Gefühl, es handle sich nur um virtuelles Geld. Dazu kämen die geringen Beträge und die sofortige Verfügbarkeit des Spielzubehörs.

Keine Einzelfälle

«Online-Spiele gehören für viele Jugendliche einfach zur Freizeitgestaltung dazu», sagt Medienpädagoge Horst Pohlmann vom Institut Spielraum an der Fachhochschule Köln. Besonders bei den 12- bis 14-jährigen Jungen sei die Begeisterung für die virtuellen Welten gross. Auch Mädchen würden zunehmend als Zielgruppe entdeckt. «Die meisten Jugendlichen verabreden sich mit Freunden und spielen gegeneinander», so ein Medienexperte. Auch der Gruppendruck spiele eine wichtige Rolle.

Nummern sperren?

Der Kauf läuft über übliche Zahlungssysteme. Am gängigsten seien teure 0900er-Nummern oder eine SMS-Freischaltung per Handy. «Am Festnetz sollte man alle 0900er-Nummern sperren lassen. Ausserdem sollten Kinder-Handys ausschliesslich mit Prepaidkarten ausgestattet werden», rät Verbraucherexpertin Thomas-Martin. Heikel werde es, wenn die Handys anderer Familienmitglieder benutzt würden. Auch Kids, die nicht im Traum in die elterliche Geldbörse greifen würden, hätten dabei kein schlechtes Gewissen. Deshalb sei die Hemmschwelle sehr niedrig. Ist der Schaden erst einmal da, werde es schwierig. Wer nicht zahle, lebe lange im Ungewissen. Erst nach drei Jahren sei der Anspruch verjährt. Dies bewege viele Eltern dazu, zähneknirschend zum Geldbeutel zu greifen.

Von Striktem Verbieten wird abgeraten

Striktes Verbieten der Online-Games führe Pädagogen zufolge nur zu Trotzreaktionen oder grenzten das Kind im Freundeskreis aus. Man solle sich aber jedes Gratisspiel vorher ganz genau anschauen. Oft seien mögliche Kosten auf den ersten Blick nämlich kaum zu erkennen. Entsprechende Hinweise fänden Eltern häufig erst nach längerer, intensiver Suche in der Tiefe des Internetauftritts des Anbieters. «Eltern sollten mit ihren Kindern im Gespräch bleiben», rät Medienpädagoge Pohlmann. Die Jugendlichen würden es meist gerne erklären, wenn man sich ehrlich dafür interessiere. Dabei sehe man dann, wann etwas zu kaufen sei, und könne auf die damit verbundenen Gefahren hinweisen.

Quelle: Welt Online

Datum: 29.01.2010
Autor: Rolf Frey
Quelle: Welt.de

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