Ramba Zamba am Gardasee

Gaetano Florio
antidemon [Brazil]
Zyllah [Great Britain]
JayMay [USA]
peopledancing

«Rock on the Rock» in Manerba del Garda ist eines der ersten grossen christlichen Festivals in Italien. Organisiert von Schweizern.

Manerba del Garda ist ein halbwegs verschlafenes Provinzstädtchen mit 3821 Einwohnern. Dafür zählt der Ort 15 Zeltplätze und entsprechend viele Touristen. Und jetzt auch ein dreitägiges christliches Festival. Ende Juli ging es über die Bühne, die Erstauflage im vergangenen Jahr noch im nahegelegenen Salo. 13 Bands und zwei Hip-Hopper bestritten das Programm. Schweizer hatten es teilweise zusammengestellt. Livenet.ch sprach mit dem Bandmanager Gaetano Florio.

Daniel Gerber: Gaetano, wer hat «Rock on the rock» eigentlich ins Leben gerufen? Leute aus der Schweiz aus oder aus der Gegend hier?
Gaetano Florio:
Es waren zwei Missionarsfamilien, die hier am Gardasee tätig sind, Denny Hurst und seine Frau aus Amerika sowie David und Ursula Anania. Sie hatten die Sicht für ein christliches Festival hier am Gardasee entwickelt.

Und wie ist man dann auf Ihre Konzertmanagement-Firma gekommen?
Von Konzerten und Tourneen her kenne ich Denny Hurst seit über zehn Jahren. Wir waren schon mit Bands hier und haben zusammengearbeitet. Die beiden haben mir angerufen und von ihren Plänen erzählt.

Und wer organisiert das nun?
Eine Vereinigung, die sich «Contrasti» nennt. Sie betreibt im nahen Salo auch eine Skaterbahn und arbeitet unter Jugendlichen, die zum Teil Probleme mit Drogen oder der Polizei haben. Sie bietet ihnen Unterhaltung an.

Nun sind relativ viele Schweizer in die Organisation eingebunden. Wie ist es dazu gekommen?
Ursprünglich war es ja eine Idee von Christen hier aus der Gegend, von den Hausgemeinden. Nachdem ich selber dazu gestossen bin, habe ich auch mein Team mitgenommen. Zudem sind zwei Jugendgruppen aus der Schweiz dabei, eine aus Basel und eine aus Bern. Sie machen hier Ferien am Gardasee und helfen zugleich mit, das Festival zu organisieren.

Eine Art Jugendeinsatz, aber statt in der sibirischen Steppe hier in Europa?
Genau. Ihr Einsatz hier ist wichtig. Sie können hier am Reich Gottes mitarbeiten und dabei Ferien machen. Also statt in Sibirien am wunderschönen Gardasee.

An einem Abend haben ziemlich harte Bands gespielt. Viele Jugendliche tragen deren Shirts. Trefft ihr damit den Nerv der Leute?
Denny Hurst und David Anania haben die Bands ausgewählt. Sie arbeiten mit den jugendlichen Skatern zusammen, und die bewegen sich im Hardcore-Bereich. Darum kam der Wunsch, christliche Bands mit diesen Stilen zu engagieren. Bei der letzten Ausgabe war die Zusammenstellung noch brachialer. Heuer haben wir auf eine breitere Durchmischung geachtet, mit Bands aus dem Bereich von Ska, Pop, Rock, Heavy Metal, Emo Hardcore. Wir haben in diesem Jahr Stil-Themenabende angelegt.

«Rock on the Rock» wurde zum zweiten Mal durchgeführt, nun mit grossen Namen, wie Crushead und Seekers Planet. Werden künftig die ganz grossen hier spielen?
Das ist unser Wunsch. Aber wir können noch keine Gagen und Spesen bezahlen. Wir hatten Bands aus diversen Ländern dabei, wie Amerika, England, Deutschland, Kroatien, Polen, Holland, Argentinien und Brasilien, grosse und kleine Namen. Die kommen auf eigene Kosten hierher oder werden von ihrer Gemeinde oder Freunden unterstützt; von Leuten, die das eine coole Sache finden und es unterstützen wollen. Seekers Planet und Fort Knox haben im letzten Jahr hier gespielt und wollten wiederkommen. Crushead wollte ebenfalls unbedingt dabei sein. Day by Day hat auf Umwegen vom Festival gehört und ist aus Marseille hierhergekommen. Wir werden sehen, wie sich das Ganze weiterentwickelt.

Italien ist nicht gerade bekannt für freikirchliche Aufbrüche. Wie viele solche Festivals gibt es?
Es ist keine feste Szene mit Netzen von christlichen Veranstaltern wie in Amerika, England oder Deutschland. Irgendwie dümpelt jede Gemeinde vor sich hin. Es gibt ein paar regionale Verbindungen. Meines Erachtens ist dies das einzige Festival, das kontinuierlich Jahr für Jahr präsent sein und evangelistisch arbeiten will. Es gibt aber auch die Idee, eine ganze Woche daraus zu machen mit Camps, Workshops und Sportanlässen. Das dreitägige Festival wäre dann darin eingebaut.

Sind Sie schon daran, so etwas aufzubauen?
Das ist schwierig. Man muss sehr viel Überzeugungsarbeit leisten und den Leuten erklären, wer genau dahintersteht. Manche sind sehr skeptisch. Sie fragen, ob ein Schlagzeug christlich ist. Denny und David kümmern sehr viel um solche Fragen.

Diskussionen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor zehn, fünfzehn Jahren geführt wurden. Ihr leistet hier in Italien Pionierarbeit?
Ja, es ist eine wichtige Pionierarbeit. Italien ist einfach kulturell einen anderen Weg gegangen. Die katholische Kirche ist sehr aktiv. Sie unternimmt sehr viel. Unter dem jetzigen Papst wurde in der Jugendarbeit viel getan. Auf evangelischer Seite ist es hingegen ähnlich wie früher in der Schweiz, nämlich dass sich jede Gemeinde um ihr eigenes Gärtchen kümmert. Aber die Tendenzen zu Aufbruch und gegenseitiger Inspiration sind vorhanden.

Hattet ihr Schwierigkeiten, dieses Festival auf die Beine zu stellen? Hat vielleicht die eine oder andere Gemeinde oder die katholische Kirche davor gewarnt?
Es hat viele Probleme gegeben. Man braucht die Unterstützung einer politischen Gemeinde, Sponsoren, Helfer und eine Gemeinde, der mitarbeitet. Das sind so die Geburtswehen. Aber ich bin guten Mutes, dass mit diesem zweiten «Rock on the Rock» ein Pfahl ist eingeschlagen wird auf dem Weg, der auch weiterführt. Leute kommen, bringen andere mit, und die Mund-zu-Mund-Propaganda ersetzt manches Plakat.

Wie setzt das Publikum zusammen?
Das erste Festival war in Salo. Hier sind wir nun touristischer gelegen. Unser Gelände ist von mehreren Zeltplätzen umgeben und damit eine touristische Attraktion. Leute aus Frankreich, Deutschland, Belgien, England, Amerika machen hier Ferien. Viele werden angelockt vom Küchengeruch und vom Lärm. Dann gibt es Einheimische, die die Plakate gesehen oder einen Radio-Jingle gehört haben. Oder die einfach rauskriegen wollen, wo der Lärm herkommt. Sogar einzelne christliche Gemeinden haben sich angemeldet, zum Beispiel aus Turin oder Mailand.

Ihr wollt auf diesem Platz bleiben und zu einer Tradition werden?
Das ist unsere Hoffnung und unser Gebet. Wir haben hier eine sehr tolle Infrastruktur. Auf den Campingplätzen hier ist man begeistert von der Aussicht auf Workshops. Wenn Gott will, werden auch die nächsten Ausgaben hier durchgeführt.

Was müsste passieren, damit es nicht klappt?
Wir müssten ein riesiges Defizit einfahren. Oder die offenen Türen auf politischer Ebene – Bewilligungen, Unterstützungen – müssten sich schliessen. Keine Bands, die zu diesen Konditionen kommen; keine Mitarbeiter. Das wären die extremsten Negativpunkte, wegen denen wir noch einmal über die Bücher müssten.

Zeichnet sich so etwas ab?
Ich spüre nichts davon. Wir haben eine motivierte politische Gemeinde. Bei den Bands sieht man, dass sie begeistert sind. Sie wollen wiederkommen. Die Jugendgruppen in der Crew haben mir gesagt, wenn sie es früher gewusst hätten, wären sie auch eher hierher gekommen.

Das können sie ja im nächsten Jahr machen. Gestern hab ich ein Ehepaar mit der Polizei gestikulieren sehen. Wollten sie sich wegen Ruhestörung beklagen oder die Polizisten zu einer Laola-Welle animieren?
Keines von beiden. Es waren zwei Ortspolizisten auf Patroullie. Die haben hier ihre Motorräder abgestellt und wegen dem Sound etwas skeptisch geschaut. Aber sich auch etwas gegönnt. Für sie war es wichtig, zu sehen, dass alles in geordneten Bahnen läuft und dass wir die Zeiten einhalten.

Heute Mittag hab ich mit einem deutschen Paar gesprochen, das in der Nähe ein Häuschen hat. Sie waren sehr aufgebracht wegen dem Lärm. Aber wir hatten ein gutes Gespräch. Sie sind auf uns zugegangen und wollten nicht die Polizei anrufen. An sich fanden sie es eine gute Sache. Aber wenn sie auf der Terrasse nicht mehr miteinander reden könnten, hätten sie ein Problem. Sie haben sich dann ein Getränk genehmigt und uns einen schönen Abend gewünscht.

Datum: 09.08.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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