„Rahmenbedingungen für das Wirken Gottes“

Die Casa Moscia vom See aus gesehen.
Das heutige Leiterpaar, Cornelia und Peter Flückiger.
Leiterinnen in den bisherigen 50 Jahren.

Nicht nur die EU feierte am vergangenen Wochenende ihr 50-jähriges Bestehen, sondern auch eine viel unscheinbarere Institution: Die Casa Moscia der Vereinigten Bibelgruppen (VBG) im Tessin.

Die Casa Moscia ist mehr als ein Ferienzentrum, mehr als ein Hotel. Das VBG-Zentrum möchte vielmehr gute Rahmenbedingungen für das Wirken Gottes schaffen, betonte der VBG-Leiter Dr. Benedikt Walker am 50-Jahr-Jubiläum vom 24. bis 25. März in Moscia/Ascona. „Die Casa Moscia soll ein Ort bleiben, an dem Menschen Gott begegnen. Dabei werden Familien und Jugendliche auch in Zukunft eine wichtige Zielgruppe sein.“

Unglaubliche Zustände

Die Casa Moscia hat eine spannende Geschichte. Die promovierte Psychologin und spätere Paartherapeutin und Supervisorin Ago Bürki hatte sich zusammen mit ihrem Mann und VBG-Gründer Hans Bürki 1957 für das Jugendferienzentrum am Lago Maggiore entschieden. Schon für die Finanzierung war ein Wunder nötig. Und fast unglaublich waren auch die Umstände für das erste Leitungsteam. „Zu viert haben wir 150 Gäste versorgt, ohne dass wir dazu ausgebildet waren“, staunt Ago Bürki noch heute. Erst in der zweiten Saison stiess eine Köchin zum Team. „Es war wie auf einer Missionsstation“, resümierte Lisa Huber-Hausberg am Jubiläumsfest; „Es war ein Krampf, eine richtige Lebensschule. Aber wenn der Herr Jesus im Mittelpunkt stand, war alles andere nebensächlich.“

Vom Evangelisationscamp zum Lernort

Zu Anfang war die Casa Moscia ein Evangelisationscamp, auf dem hunderte junge Leute Ferien machten, die Bibelauslegungen von Hans Bürki hörten und sich dann für den christlichen Glauben entschieden. Die Casa Moscia wurde damit zur eigentlichen Geburtsstätte für die heutige VBG. Und zu einer Lebensschule für Mitarbeitende und Ehepaare in Leitung und Betrieb. Sie brachte Menschen auch an ihre Grenzen und gelegentlich darüber hinaus, wie Ehemalige berichten. In Moscia wurden aber auch zahlreiche Glaubens- und Lebensentscheidungen gefällt – und nicht zuletzt Ehen gestiftet und gekittet.

Am Puls bleiben

Das Haus erlebte verschiedene Phasen, in denen immer wieder neue Fragen im Zentrum standen, welche neue Schwerpunkte erforderten. So wurde zum Beispiel die Hauskreisbewegung massgeblich durch die Casa Moscia gefördert. Akzente setzte zum Beispiel das Ehepaar Hans und Gret Corrodi (1975-88). Und später Hans Peter und Hanni Hausammann.

Wie weiter? Peter Flückiger, der die Casa Moscia zusammen mit seiner Frau Cornelia seit 1999 leitet, sprach von den Herausforderungen der Gesellschaft, die auch die Casa Moscia berühren und nach Antworten rufen. Flückiger nannte mit Berufung auf den Ökonomen und Informationswissenschafter Leo A. Nefiodow folgende Themen, die auch das Kursprogramm der Casa Moscia beeinflussen werden:

- Information: Informationsfluss zwischen Menschen fördern statt behindern, kompetenter, nicht manipulativer Umgang mit Informationen, bessere Handhabung mit Ungenauem und Strukturarmem
- Umwelt: Produkte und neue Dienstleistungen zum Schutz der Umwelt
- Biotechnologie
- optische Technologien (inklusive Solartechnik)
- Gesundheit der Menschen in einem ganzheitlichen Sinn, der auch psycho-soziale Kompetenz (Kooperationsfähigkeit) und Spiritualität einschliesst.

Noch scheinen in der Praxis Kursangebote zu Lebensthemen mehr Zugkraft zu haben als die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen. Aber auch hier könnte die Entwicklung wieder für Akzentverschiebungen sorgen.

Auf die Zukunft ausgerichtet

Vorausschauend hat die Casa Moscia bereits heute ein vorbildliches Energiekonzept realisiert. Schon vor 30 Jahren montierten die VBG-Architekten 42 m2 Sonnenkollektoren und bei einem weiteren Umbau 1994 nochmals 31 m2. Damit können im Sommer bis zu 90 Prozent des Warmwassers aufbereitet werden.

Heute ist das Ferienzentrum der VBG nebst einem Erholungsort vor allem eine Lebensschule für die Saisonteams und ein Lern- und Begegnungsort. Auch ein Ort für Stille und der geistlichen Vertiefung. Zusammen mit dem Campo Rasa im Centovalli, das von Hans Bürki von Anfang an als ein Ort der Stille und des Rückzugs gedacht war. Ein Ferienort auch für Familien und Jugendliche, die nicht finanzkräftig sind.

Nicht gewinnorientiert

Dass die Casa Moscia nicht gewinnorientiert ist, versteht sich. Die Einnahmen aus dem Gästebetrieb sollen zwar die Betriebskosten decken. Spenden von Freunden der Casa Moscia werden dazu verwendet, Kindern und Jugendliche günstige Ferienangebote zu machen. Renovationen und Umbauten werden ebenfalls durch Spenden oder zinslose bzw. zinsgünstige Darlehen finanziert.

Datum: 28.03.2007
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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