Die Forscher um Michael Phillips, Psychiater am Huilongguan Hospital in Peking, untersuchten 519 Selbstmordfälle. 62 Prozent sind auf Konsum von Rattengift oder Pestiziden zurückzuführen, berichtet die New York Times. Weitere 20 Prozent erhängten sich, der Rest starb durch andere Methoden. Phillips schätzt, dass jährlich 287.000 Chinesen Selbstmord verüben, damit ist Suizid der fünft häufigste Todesgrund in China. Zusätzlich zur ländlichen Suizid-Epidemie steigen auch die Selbstmordraten und Depressionen in Chinas Städten. Die Autoren machen Stress und rasche Veränderungen in der schnelllebigen Gesellschaft verantwortlich. Psychologische Bücher, die Anleitungen geben, wie diese Veränderungen erträglich werden, sind Bestseller. Ein anderes Problem ist die Stigmatisierung von Selbstmord und Depression in China. In der Vergangenheit behandelten zwar Konferenzen das Thema, allerdings hinter geschlossenen Türen. Diese Woche eröffnet das erste von der Stadt Peking finanzierte "Beiing Suicide Research and Prevention Center". Geplant sind Hotlines für Depressive, Kampagnen, die ein Bewusstsein für Depressionen schaffen sollen und ein verstärkter Einsatz von Psychiatern in zumindest einigen Notaufnahmen der Stadt. Der Grund: "Nach einem erfolglosen Selbstmordversuch suchen die Kandidaten Notaufnahmen auf und werden medizinisch betreut. Psychiater sind nicht vor Ort", sagte Phillips. Patienten werden ohne Therapie entlassen. Die ersten Massnahmen in Städten sind auf dem Land aber noch Zukunftsmusik. Phillips drängt China, wenigstens einfache Vorsorgeeinrichtungen auf dem Land einzurichten und die Entwicklung von Netzwerken zur Hilfestellung zu fördern.
Datum: 02.12.2002
Quelle: pte online