‚AIDS hat das Gesicht einer Frau‘

Frau
Aids-Aufklärung in Uganda

Genf - Erstmals waren Ende 2002 nach Expertenschätzungen mehr Frauen als Männer HIV-infiziert oder an AIDS erkrankt. In den schwarzafrikanischen Ländern liegt der Frauenanteil bei 58 Prozent. In einem Aufruf zum Weltfrauentag zählte Peter Piot, der Direktor des UN-Programms gegen Aids (UNAIDS), die Faktoren auf, die Frauen besonders verletzlich machen, und hebt eines hervor: Unzählige Frauen leiden unter häuslicher Gewalt und Einschüchterung.

Vom Ehemann angesteckt

Neuere Studien zeigen, dass in mehreren Ländern HIV-positive Frauen bis zehnmal häufiger Gewalt von Männern erlitten haben als HIV-negative Frauen. Und dass in manchen Regionen die Mehrheit der HIV-positiven Frauen von ihren Ehemännern angesteckt wurde. In einer Stadt in Asien gaben 90 Prozent der wegen Geschlechtskrankheiten behandelten Frauen an, sie hätten im ganzen Leben nur einen Sexualpartner gehabt: ihren Mann. Jede siebte dieser Frauen hatte das HI-Virus.

Mädchen nicht informiert

In manchen Hochrisikoländern weiss nur die Hälfte aller jungen Frauen über die Ansteckungsgefahr Bescheid. Mädchen werden, wenn das Geld in der Familie nicht reicht (wegen AIDS oder aus anderen Gründen), als erste aus der Schule genommen. Frauen haben in zahllosen Fällen nicht die Macht, geschützten Sexualverkehr durchzusetzen. Freier bezahlen denen, die sich prostituieren müssen, für ungeschützten Verkehr in manchen Fällen das Fünffache. In sozialen, ethnischen und politischen Konflikten nimmt die Gefährdung der jungen Mädchen noch drastisch zu.

Angst vor Ausgrenzung

Weil den Infizierten in vielen Gesellschaften ein Stempel aufgedrückt wird und sie vielfach ausgegrenzt werden, scheuen Frauen vor Tests zurück oder suchen Behandlungsstellen nicht auf. Laut Peter Piot „wissen wir, dass Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und die fehlende Macht der Frauen, diese Ungleichheiten anzugehen, ihrer Verletzlichkeit zugrunde liegen“.

Uganda erfolgreich im Kampf gegen AIDS

Letztes Jahr steckten sich weltweit schätzungsweise weitere fünf Millionen Menschen mit HIV an. Die Experten gehen nun von insgesamt 42 Millionen infizierten oder an Aids erkrankten Menschen aus. Die Regierung der USA will für ihr grosses Seuchenbekämpfungsprogramm von den in Uganda gemachten Erfahrungen profitieren.

Uganda ist von der Epidemie betroffen wie wenig andere Länder. Aber das ostafrikanische Land hat mit einer konsequenten Kampagne den Anteil der HIV-Infizierten an der Bevölkerung innert zehn Jahren auf ein Drittel senken können, wie die staatliche Agentur USAID errechnete. Der Schlüssel zum Erfolg in Uganda heisst ABC (Abstain, Be faithful, or use a Condom): die Kombination von Enthaltsamkeit, sexueller Treue und Kondomgebrauch.

UNAIDS: Frauen mehr Kompetenzen geben

Der UNAIDS-Direktor Piot zeigt in seinem Appell zum Weltfrauentag auch Wege auf, die sich im Kampf gegen als wirkungsvoll erwiesen haben. „Wir wissen, was funktioniert. Wir wissen, dass es hilft, Frauen zu eigenverantwortlichem Handeln zu ermächtigen... Dort wo Frauen mitentscheiden und in der Führung von Gesundheitsdiensten Einfluss nehmen konnten, haben die Programme gegen HIV und AIDS Wirkung gezeitigt. Wenn Mädchen Schulbildung erhalten und die Schule bis zum Abschluss durchlaufen können, sind sie eher imstande, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen.“

Laut UNAIDS geht es auch darum, Waisen vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Das geht nur, wenn sie ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln können. In einer traditionellen Gesellschaft, die den Wert eines jungen Menschen an seiner Nützlichkeit für die Mächtigen misst, sind Waisen hoch gefährdet. Und doch weist UNAIDS darauf hin, dass in Teilen Sambias, in Addis Abeba, in Malawi und in Kambodscha die Rate der HIV-Infektionen bei jungen Mädchen zurückgegangen ist. Für die Experten an der AIDS-Front sind das hoffnungsvolle Zeichen, Silberstreifen am Horizont...

Datum: 12.03.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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