Ausgangspunkt der Arbeit war die Fragestellung, warum es in Ländern wie der Elfenbeinküste 76 religiöse Gruppierungen gibt, während in Norwegen nur 13 gezählt werden. Brasilien hat sogar 159 verschiedene Religionen, im Gegensatz zu dem flächenmässig grösseren Kanada mit lediglich 15. Auf der Suche nach einem allgemeingültigen Muster nahmen die Wissenschaftler eine Abschätzung der Bedrohung durch Infektionskrankheiten in 339 traditionell lebenden Gesellschaften der Erde vor. In die Berechnung flossen Grössen wie die Durchschnittstemperatur, die Niederschlagsmenge, die geographische Breite und Werte aus medizinischen Datenbanken ein, in denen Häufigkeit und Verbreitung von Erregern und Parasiten aufgelistet waren. Als die Forscher die Vielfalt religiöser Gruppierungen in den jeweiligen Ländern zu diesen Daten in Beziehung setzten, ergab sich ein klarer Zusammenhang: Je grösser die Bedrohung durch Infektionskrankheiten in einer Region ist, desto vielfältiger ist die religiöse Praxis. Ein hohes Infektionsrisiko führe zur Aufspaltung der Bevölkerung in immer kleinere Gruppen, da die Menschen dann den Kontakt zu Fremden eher vermeiden, sich stärker ihrer eigenen Gruppe zuwenden und keine so grossen Entfernungen mehr zurücklegen, erklären Fincher und Thornhill. So komme es zur Ausbildung immer kleinteiligerer sozialer Strukturen mit eigenen religiösen Traditionen. Quelle: Universität von New Mexico, Albuquerque
Datum: 05.03.2009