Fragen Sie Ihren Arzt… oder das Internet
Dies zeigt die Studie «Health Care Monitoring 2009 Gesundheitsinformation im Internet». 2000 Internetnutzer ab 16 Jahren wurden repräsentativ zur Gesundheitsinformation im Netz, zur Bekanntheit, Nutzung und wahrgenommenen Qualität von 54 Gesundheitsportalen sowie der Website ihrer eigenen Krankenkasse befragt.
Beratungs-Hotlines spielen untergeordnete Rolle
In den vergangenen 12 Monaten haben sich demnach 79 Prozent der Internetnutzer im Netz über gesundheitliche Themen informiert, 72 Prozent beim Arzt, 64 Prozent in Apothekenzeitschriften und jeweils rund 60 Prozent in Gesundheitssendungen im Fernsehen, in Mitgliederzeitschriften der Krankenversicherungen sowie in Tageszeitungen oder Zeitschriften. Erst mit deutlichem Abstand folgen persönliche Gespräche mit Apothekern (44 Prozent) und den Krankenversicherungen (36 Prozent). Die Arzneimittelhersteller (13 Prozent), Patienten-/Selbsthilfegruppen (9 Prozent) und medizinische Beratungshotlines (8 Prozent) spielen in punkto Gesundheitsinformation nur eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.Top-Themen des Alltags
Ein Drittel der Internetnutzer (34 Prozent) informiert sich regelmässig und zielgerichtet im Netz über gesundheitsrelevante Themen; die Hälfte (51 Prozent) beschäftigt sich eher «zufällig» damit. Grundsätzlich wenig Interesse an Gesundheitsthemen zeigen nur 15 Prozent aller Internetnutzer.«Gesundheit zählt auch im Internet zu den Top-Themen des Alltags», sagt Markus Schöne, Leiter der Gesundheitsmarktforschung bei der YouGovPsychonomics AG. «Die Zahl der hier konkurrierenden Informationsquellen ist allerdings auch besonders gross.»
54 Gesundheitsportale im Nutzertest
Insgesamt untersuchte das aktuelle «Health Care Monitoring» 54 deutschsprachige Gesundheitsportale aus Sicht der Internetnutzer nach Bekanntheit, Sympathie, bevorzugter Nutzung und nach unterschiedlichen Qualitätsmerkmalen.Top 5 der bekanntesten Gesundheitsportale sind der Studie zufolge derzeit die Websites apotheken-umschau.de, docmorris.de, apotheken.de (gestützte Bekanntheit von jeweils über 50 Prozent) sowie gesundheit.de und netdoktor.de (gestützte Bekanntheit von jeweils über 33 Prozent). Bei der ungestützten Abfrage der Bekanntheit liegt netdoktor.de im Ranking vorne.
Die beliebtesten Internetportale im Gesundheitsbereich («erste Wahl») sind aktuell netdoktor.de, apotheken-umschau.de, gesundheit.de, apotheken.de und die Website bmg.bund.de/gesundheit des Bundesgesundheitsministeriums. Den zuletzt genannten Gesundheitsportalen wird zugleich auch das höchste Mass an Seriosität zugesprochen. Eine besonders hohe Eindeutigkeit und Zuverlässigkeit bei der Beantwortung ihrer gesundheitsrelevanten Fragen weisen aus Nutzersicht vor allem die Gesundheitsportale onmeda.de, medizinlexika.de, sprechzimmer.ch, medizin-netz.de und die Website rki.de des Robert Koch Instituts auf.
Das Ranking nach der wahrgenommenen Qualität wird aus Nutzersicht derzeit deutlich von den weniger bekannten Internetportalen onmeda.de und sprechzimmer.ch angeführt, die in punkto Besuchshäufigkeit jedoch nicht unter den Top-Platzierten landen können. Diesbezüglich führt mediknowledge.de das Ranking an.
Verunsicherung als Kehrseite
Trotz des hohen Stellenwerts von Internetportalen für die Gesundheitsinformation der Bundesbürger sollten diese in ihrer Bedeutung jedoch nicht überschätzt oder falsch eingeordnet werden. Denn als Kehrseite des Mediums Internet bleibt nach der Informationssuche nicht selten ein Gefühl der Verunsicherung. Rund die Hälfte der Internetnutzer wünscht sich daher eine unabhängige Instanz, die ihnen die Informationen aus dem Internet bestätigt. Zu den mit Abstand wichtigsten Qualitätskriterien von Gesundheitswebsites zählen daher Quellenangaben, ausgewiesene Expertenaussagen und Verweise zu anderen relevanten Informationsquellen. Darüber hinaus spielen, neben der allgemeinen Bedienerfreundlichkeit der Websites, nachvollziehbare und umsetzbare Inhalte eine besonders hohe Rolle.Surfen im Internet ersetzt Arztbesuch nicht
Freilich kann das Informationsangebot im Internet den Arztbesuch mit persönlicher Beratung, Untersuchung oder Diagnose nicht ersetzen, den Dialog zwischen Patient und Arzt aber durchaus sinnvoll ergänzen und unterstützen.«Qualität, Beliebtheit und Usability der untersuchten Gesundheitsportale unterscheiden sich aus Nutzersicht ganz erheblich», analysiert Schöne. «Die Betreiber sollten die differenzierten Studienergebnisse daher zur gezielten Überprüfung und Optimierung ihres Informations- und Unterstützungsangebots nutzen.»
Links zum Thema:Übersicht aller 54 untersuchten Gesundheitsportale
Weitere Informationen
Datum: 29.10.2009
Quelle: ots