Immer öfter: gedopte Arbeitnehmer

Immer mehr Arbeitnehmer greifen zu leistungssteigernden Mitteln, um den Anforderungen des modernen Arbeitslebens gerecht werden zu können. Einer Untersuchung der Deutschen Angestellten-Krankenkasse nach nehmen bereits rund fünf Prozent der Beschäftigten dopende Medikamente, um den Anforderungsprofilen vieler Arbeitgeber nach Ausdauer, Stressresistenz, Aufmerksamkeit, Erinnerungsvermögen und Kreativität überhaupt zu erfüllen. Arbeitspsychologen und Mediziner warnen indes vor enormer Suchtgefährdung.
Pillen gegen Stress im Trend

"Tatsache ist, und das belegen internationale Studien, dass der Druck am Arbeitsplatz in den vergangenen Jahren massiv zugenommen hat. Viele Angestellte sind auch angesichts grosser Restrukturierungen in den Unternehmen aufgrund der Angst um den Arbeitsplatz dazu bereit, unter schwierigsten Bedingungen zu arbeiten", erklärt Michael Lenert, Arbeitspsychologe bei der Arbeiterkammer Wien. Dem Fachmann nach ist es nicht ungewöhnlich, dass Mittel genommen werden, die in schleichende Abhängigkeit führen.

Wirkung verpufft

Die Einnahme leistungssteigender Präparate verfehlt langfristig gesehen jedoch ihre Wirkung. So haben Untersuchungen gezeigt, dass davon abhängige Mitarbeiter weniger produktiv sind. "Angesichts der Krise und damit einhergehender Angst um den eigenen Arbeitsplatz legt dies die Befürchtung nahe, dass es zu einem weiteren Doping-Anstieg kommt", schätzt Lenert. Es sei ein Trugschluss zu glauben, dass Alltagsdoping mit Kaffee oder Energy Drinks langfristig hilft. Problematisch sei, dass viele bereits zu verschreibungspflichtigen Medikamenten greifen.

Nebeneffekte

Die künstlichen Leistungssteigerungen am Arbeitsplatz haben jedoch ihren Preis, der sich vor allem in Nebenwirkungen wie Desorientiertheit, Schlafstörungen und sogar suizidalen Folgen niederschlagen kann. Methylphendiat zum Beispiel ruft irreale Euphorie, Selbstüberschätzung und Herz-Kreislaufbeschwerden hervor. "Gegen die Anspannung am Arbeitsplatz hilft oft nur eine funktionierende Work-Life-Balance.

Positive Rückmeldungen fehlen

Schlechte Manager sind die grösste einzelne Ursache für diese Probleme. Einfache Massnahmen wie positives Feedback, flexible Arbeitszeiten und zusätzliche Freizeit als Belohnung könnten die Auswirkungen um ein Drittel verringern. Cary Cooper, Psychologe betont, dass man die Bedeutung positiver Rückmeldungen für die Mitarbeiter nicht unterschätzen dürfe. Sie fehlten allerdings immer wieder. Rückmeldungen gebe es meist nur bei Fehlern - nicht bei guten Leistungen.

Quelle: pte

Datum: 14.01.2010

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