Musikerin Sara Lorenz

«Genau hinschauen» – und gut hinhören

In diesen Tagen erscheint das zweite Album von Sara Lorenz, «Ich seh dich». Sanft und doch lyrisch-kraftvoll präsentiert sich die junge Sängerin. – Wir trafen sie zum Gespräch.
Sara Lorenz arbeitet an ihrem zweiten Album, das am 10. September erscheinen soll.
Sara Lorenz

Durch die Teenband Sharona wurde sie bekannt. Jetzt ist sie auf Solopfaden unterwegs und präsentiert bereits ihr zweites Album. Hübsch, natürlich, fröhlich sitzt sie beim Gespräch über diese Neuerscheinung vor mir und nippt an ihrer Schorle. Eine dunkle Locke fällt ihr ins Gesicht, wenn sie lacht. Mit dem neuen Album hat sie etwas auf dem Herzen, das spürt man Sara Lorenz ab.

Was erwartet den Hörer auf deinem Album «Ich seh dich»?

Akustischer Pop im deutschen Singer-Songwriter-Stil. Ich finde, wir haben einen sehr hippen, modernen Sound hinbekommen. Es klingt aufgeräumt, fein, nicht zu überladen oder überarrangiert. Ich hatte das Glück, mit Matthias Meusel zusammenarbeiten zu können, der schon mit Musikern wie Roger Cicero gearbeitet hat. Einige seiner Produktionen waren auch schon in den deutschen Single-Charts. Er hat die Songs arrangiert und, wie ich finde, etwas ganz Besonderes daraus gemacht.

Warum zum Beispiel der Titel «Ich seh dich»?

Ich habe gemerkt, dass mich dieses Thema sehr bewegt: genau hinsehen und ehrlich werden. Es drückt eine Sehnsucht nach Gott aus: ihn kennenzulernen und mehr zu verstehen, wer er ist. Es bedeutet aber auch, andere Menschen zu sehen. Und damit meine ich: ehrlich hinzuschauen, wie es ihnen wirklich geht, weg von der Oberfläche hin zu einer Tiefe, die ganz wichtig ist.

Am Anfang war ich ein bisschen unsicher, weil es schon so viele christliche Alben mit ähnlichem Titel gibt, wie «Ich will dich sehen». Aber dann habe ich den Film «Avatar» gesehen und gewusst: «Doch das ist es!» Die Philosophie des Films ist, sich eins zu machen und zu verbinden. Dabei geht es nicht darum, schon den totalen Durchblick zu haben, sondern darum, sich immer tiefer kennenzulernen.

Als Liebeserklärung sagen die Hauptfiguren nicht «Ich liebe dich», sondern «Ich sehe dich». Das hat mich sehr bewegt. Ich denke, das ist ein wichtiges Konzept für uns Menschen. Wir haben verlernt, ehrlich hinzuschauen und für das, was man sieht, Verantwortung zu übernehmen.

Das ganze Album auf deutsch, war das eine Herausforderung?

Oh ja! Ich hatte auf meinem ersten Soloalbum schon ein paar Lieder auf deutsch und habe gemerkt, bei diesen Songs kommen die meisten Rückmeldungen. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich mache das Ganze ja nicht nur wegen der Musik, sondern auch, weil ich etwas vermitteln möchte. Ich spüre, dass im Moment eine Offenheit für deutsche Lyrik da ist. Aber es ist eine Herausforderung, gute deutsche Texte zu schreiben.

Ich habe noch nie so viel an den Worten gefeilt und gearbeitet wie bei diesem Album. Aber was herausgekommen ist, ist sehr intensiv und cool und inhaltlich total durchdacht. Man gibt sich eben nicht mit dem erstbesten Reim zufrieden. Ich habe lange gesucht und überlegt: Welche Worte drücken aus, was ich wirklich sagen will? Was macht es rund und nicht platt?


Gibt es auf dem Album ein Lieblingslied?
Das ist schwer zu sagen. Lyrisch finde ich «Oh Mensch» ganz besonders. Inspiriert ist es durch ein Gedicht. Vom Arrangement her vielleicht das Lied «Spieglein»; es hat sich ganz anders entwickelt als geplant, hat einen guten Groove und coole Samples.

Eine besondere Geschichte steckt zum Beispiel hinter dem Lied «Siehst du den Himmel offen stehen?». Es ist ein schlichter Anbetungssong mit dem Zuspruch, dass wir einfach so vor Gott kommen können wie wir sind. Ohne etwas zu leisten, ohne jemand zu sein. Gott möchte uns beschenken. Der Himmel steht offen für uns.

Während der Produktion gab es in der Familie meines Produzenten einen Todesfall. Von dem Lied existierte erst eine Rohversion, aber es hat alle Beteiligten tief berührt und durch diese Zeit begleitet und getragen. Und das, obwohl Sie mit dem Glauben gar nicht so viel am Hut hatten. Dieses Lied hat einfach gepasst. Es wurde sogar auf der Beerdigung gespielt.

Du selbst hast früh angefangen, Musik zu machen. Hast du einen Tipp für junge Musiker?
Bei Sharona war das so, dass wir einfach Spass hatten Musik zu machen und Konzerte zu organisieren. Und dann haben sich verschiedene Türen geöffnet. Wir haben das nie gepusht, sondern sind einfach nur durch die offenen Türen gegangen.

Ich denke, es ist gut zu prüfen: Wo steht mein Herz, was wünsche ich mir? Aber man muss auch gucken: Was ist mein Weg und wo gehen die Türen auf? Musik darf nicht verkrampft oder erzwungen sein. Es muss Leichtigkeit drinstecken, muss mit Leidenschaft und Leben gefüllt sein. Manchmal, wenn man etwas zu sehr will, verliert es diese Leichtigkeit.

Klar, würde ich auch Demos rumschicken, auftreten und mein Bestes geben. Aber dann einfach auf Gott vertrauen, und warten, ob Türen aufgehen.

Webseite:
www.saralorenz.de

Datum: 01.09.2010
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet.ch

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