Das Schweigen des IOC in China
Rogge störte sich am Jubelgebaren des mehrfachen Sprintsiegers Usain Bolt. Doch gegenüber den Gastgebern liess das IOC derart kritische Töne schmerzlichst vermissen. Das war eine ethische Bankrotterklärung. Russland ignorierte mit seinem Einmarsch in Georgien den olympischen Waffenstillstand, Chinas Regierung tyrannisierte ihre Bürger schlimm wie gewohnt – aber auf dem «Olymp» jammert man über einen frenetisch jubelnden Sportler.
2001 erhielt Peking die Zusage für die Olympischen Spiele. Die Regierung versprach, die Freiheit der Bürger zu erhöhen. Das war noch vor Rogges Präsidialzeit; er erbte diese Spiele gewissermassen. Doch China brach laut «Amnesty International» das Versprechen. Die Verletzungen der Menschenrechte nahmen gerade wegen der Spiele noch zu.
Hilfswerke schilderten Übergriffe auf Christen und Kirchen. So sei der christliche Geschäftsmann Alimjan Yimit wegen seiner missionarischen Tätigkeit festgenommen worden. Yimit ist Uigure, war früher Moslem und leitet eine Hausgemeinde. Der Grund für seine Verhaftung lautete auf «Landesverrat». Dafür drohte ihm die Todesstrafe.
Nach Protesten von Menschenrechtlern sahen die Richter wegen «mangelnden Beweisen» von einer Verurteilung ab. Aber Yimit ist in Haft geblieben. Möglich, dass der Fall jetzt, nach Olympia, wieder aufgerollt wird.
Yimit ist einer von ungezählten «Einzelfällen». Allem Anschein nach sind die leisen Worte der sogenannten «stillen Diplomatie» in den letzten Jahren nicht bis zu den Ohren der Empfänger vorgedrungen.
Datum: 03.09.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch