Von der Eishockey-Nati auf die Doulos
Der Coach ermöglichte mir, mit den Knaben zu trainieren. Sie behandelten mich wie eine Schwester, doch mir war stets klar, dass ich mein Können beweisen musste. Mit 15 wollte ich aufhören - die Jungs waren mir nun körperlich zu sehr überlegen. Doch dann wurde ich angefragt, in einem Frauenteam zu spielen. Ein Jahr später wurde ich in die Junioren-Nationalmannschaft berufen. Ich begann eine Banklehre und lernte für die Berufsmatur, doch Eishockey blieb meine Leidenschaft.
Geplatzter Traum - neues Leben
2002 gab es die erste Chance, an einer Olympiade Fraueneishockey zu spielen. Bisher war dies keine olympische Sportart gewesen. Während der Vorbereitungszeit erkrankte mein Vater schwer. Bis dahin hatte ich mich nicht für den christlichen Glauben interessiert, doch nun gehorchte ich einem inneren Impuls, kaufte eine Sportler-Bibel und begann darin zu lesen.Ich war überzeugt, dass wir uns für die Olympiade qualifizieren würden. Im entscheidenden Spiel gegen Japan fehlten uns jedoch ein paar Sekunden für den Sieg. Diese Niederlage zerstörte alle meine Hoffnungen, hatte ich doch erwartet, dass ein Sieg alle meine Probleme lösen würde. Als ich das Eis verliess, sagte ich leise: «Jesus, nimm mein Leben, tue damit, was du willst!» Sofort fühlte ich Frieden in mir. Eben hatte ich noch gedacht, ich hätte alles verloren, doch nun wusste ich, dass Jesus für mich da war. Ich hatte meinen olympischen Traum verloren, doch Gott schenkte mir ewiges Leben!
Amerika - neuer Traum
Mit 18 zog ich in die Deutschschweiz, richtete meine erste Wohnung ein, lernte Deutsch und arbeitete in einer Bank. Nach dem Angebot, in Amerika als Profi Eishockey zu spielen, kündigte ich meinen Job und bereitete mich vor. «Ein Traum wird wahr», dachte ich. Doch nun erhielt ich ein Angebot aus dem Tessin. Der Schweizer Coach sagte zu mir: «Nicht immer ist der direkteste Weg zum Ziel der beste. Oft helfen Kurven, um den Höhepunkt zu erreichen.» Ich realisierte, dass das Leben im Ausland vielleicht nicht so einfach war und beschloss, vorerst in der Schweiz zu bleiben.Olympia - erfüllter Traum
Wir bereiteten uns auf die Olympiade 2006 vor. Diesmal qualifizierten wir uns. In Turin erfüllte sich mein olympischer Traum! Und ich hatte auch Jesus in meinem Herzen. An der Abschlussfeier hatte ich das Gefühl, als würde nun ein wesentlicher Teil meines Lebens - das Hockey - zu Ende gehen. Jetzt wollte ich mit anderen teilen, was Gott für mich getan hatte. Allerdings hatte ich keine Ahnung wie.Bald darauf stiess ich auf die Internetseite von OM Schweiz. Die Schiffsarbeit weckte mein Interesse und ich meldete mich für das 2-monatige STEP-Programm an. Nach meiner Rückkehr zog ich einen längeren Schiffseinsatz in Erwägung. Vieles liess mich jedoch an diesem Plan zweifeln. Andererseits wollte ich im Glauben wachsen und meine Erlebnisse mit Gott mit anderen teilen. Nach einigem Zögern ging ich schliesslich im Februar 2007 für zwei Jahre auf die Doulos.
Auf Deck - neue Aufgabe
Ich genoss es, eine von nur vier Frauen zu sein, die auf Deck arbeiteten. Ich lernte da viel Neues: mit Schiffsleinen umgehen, Rost klopfen, malen, Wache schieben, Deckausrüstung bestellen, richtig lagern und warten. Später übernahm ich die Verantwortung für die Feuerbekämpfung, wartete die Ausrüstung und organisierte Übungen. Ich hoffe, dass ich diese Ausbildung einmal zuhause in der freiwilligen Feuerwehr anwenden kann. Natürlich habe ich auch meine Liebe zum Sport nicht verloren. Ich versuchte jede Möglichkeit wahrzunehmen, um in den besuchten Häfen Basketball, Fussball oder gar Eishockey zu spielen. Dabei kam ich mehr und mehr zur Überzeugung, dass ich mich gerne längerfristig in der christlichen Sportlerarbeit einsetzen würde. Da triffst du eine Menge Leute, die Jesus nicht kennen und sonst vielleicht keine Chance haben, von ihm zu hören, ausser durch dich.In Gottes Mannschaft
Letztes Jahr erfuhr ich, dass sich mein Schweizer-Team für die Olympiade 2010 qualifiziert hat. Ich werde nicht dabei sein, bedaure aber in keiner Weise, dass ich Gottes Willen folgte und auf die Doulos ging. Er wollte mich auf dem Schiff haben, damit ich im Glauben wachse. Und das Wichtigste im Leben ist nicht, was ich tue, sondern wer ich bin. Ich gehöre jetzt zu Gottes Mannschaft - und das ist das Beste, was mir passieren konnte!Aus OM Nachrichten Juni 2009.Webseite der OM Schweiz: www.ch.om.org
OM steht für Operation Mobilisation.
Autorin: Debbie Meroff
Datum: 24.06.2009
Quelle: OM Schweiz