Der Fussballer des Jahres und sein Vers des Lebens
Der Entscheid viel klar aus: Traditionell befragt des Fachmagazin «kicker» über tausend Journalisten, Grafite siegte mit 331 Stimmen, vor Mario Gomez (171 Stimmen / neu bei den Bayern) sowie Edin Dzeko (169 Stimmen / ebenfalls Wolfsburg).
Die Wahl überrascht wenig. Der gläubige Familienvater spielte wegen einer Verletzung nur 25 von 34 möglichen Saisoneinsätzen und erreichte mit 28 Treffern dennoch eine Quote, wie sie vor ihm nur Deutschlands Torjäger-Legende Gerd Müller in besten Zeiten schaffte: durchschnittlich traf Grafite diese Saison alle 75 Minuten. Damit übertraf er selbst Gerd Müller («der Bomber der Nation»), der in seiner Rekordsaison alle 77 Minuten traf.
Mülltüten verkauft
Im Oktober starb Grafites Vater. Sein erstes Tor nach diesem Einschnitt widmete er dem Verstorbenen; es war das 1:0 gegen den nun entthronten Meister FC Bayern München.Noch vor neun Jahren sah sein Leben ganz anders aus: Grafite verkaufte Mülltüten in seinem Heimatort Campo Limbo Paulista nahe Sao Paulo von Haus zu Haus. Damit half er seinen Eltern, den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Erstmals als Fussballer Geld verdienen konnte er dann bei einem Club im Nordosten Brasiliens. Via Teams in Porto Alegre, Soul, Goiânia und Sao Paulo erreichte er den französischen Erstligisten UC Le Mans, wo er 2007 von Felix Magath entdeckt und für acht Millionen Euro nach Wolfsburg transferiert wurde.
Psalm vor jedem Spiel
Vor jedem Spiel betet Grafite Psalm 91. Dort steht unter anderem: «Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: „Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe."»In einem Gottesdienst sagte Grafite, dass der christliche Glaube die Grundlage seines Lebens sei. «Ich bete jeden Morgen und jeden Abend zu Gott, danke ihm für meine Familie und meine schöne Frau.»
Gott gab das Talent
Seinen Glauben bestätigt Grafite auch öffentlich; die Bildzeitung berichtete über sein Gebet vor dem Spiel und im «Aktuellen Sportstudio» im ZDF berichtete er ebenfalls über seinen christlichen Glauben: «Ich glaube, dass das, was in meinem Leben geschieht, Gottes Wille ist und dass er mir meinen Weg gezeigt hat, auch den Weg, Fussballspieler zu werden.»Er sehe seine Gabe, mit dem Ball umzugehen, als ein von Gott gegebenes Talent. «Und das setze ich ein.» Das führte zur Torjägerkrone und dem Titel «Fussballer des Jahres».
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Grafite heiss - Cacau ganz in Weiss
Datum: 05.08.2009
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch