Auf dem Platz bekennt er viel Farbe
Wegen seinen schwarzen, nach hinten gekämmten Haaren und seinen kantigen Wangen nennen ihn Spötter «Chiquidrácula» («Kleindracula»), weil er sie an eine gleichnamige Figur aus der TV-Kinderserie «Chiquilladas» erinnert, die in den 1980er und 90er Jahren ausgestrahlt wurde. Damit anfreunden mochte sich Marco Rodríguez nicht: «Dracula ist ein Dämon», empörte sich der gläubige Christ laut der «Süddeutschen Zeitung». Sein Spitzname gehe ihm auf die Nerven beschreibt «Bild» und zitiert: «Ich will nicht mehr, dass die Leute mich Dracula nennen. Denn der ist ein Dämon und passt nicht in meinen Glauben. Die Menschen sollen mich lieber Klein-Marco nennen... »
Gerechtigkeit walten lassen
Als Sportlehrer unterrichtet Rodríguez an der 1894 von deutschen Einwanderern gegründeten Schule «Colegio Alemán Alexander von Humboldt» in Mexiko-Stadt, zudem ist er als Laienprediger einer baptistischen Gemeinde aktiv. «Als Schiedsrichter habe ich kein Vorbild mehr», erläuterte er gemäss der «Süddeutschen» und weiter: «Wenn es für mich ein Vorbild gibt, ist das Gott. Ich verbringe so viel Zeit wie möglich in der Kirche. Vor jedem Spiel bete ich dafür, dass Gott es mir ermöglicht, auf dem Spielfeld Gerechtigkeit walten zu lassen.»Viele Karten
Für seine Kritiker ist Rodríguez ein pingeliger Referee, der die gelbe oder rote Karte zu locker zieht, für die anderen ist er ein gerechter Unparteiischer, der die Regeln korrekt anwendet. Seit 1999 amtet er als Profi, bei der WM 2006 pfiff er mit damals 32 Jahren als jüngster Spielleiter des Turniers die beiden Partien England gegen Paraguay (1:0) sowie Elfenbeinküste gegen Serbien und Montenegro (3:2) - in diesem Match verhängte er zwei Penaltys und zückte siebenmal Gelb und zweimal Rot. Im Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Australier (4:0) stellte Rodríguez einen Akteur der «Socceroos» vom Feld.Mexikaner gehören zu den Besten
Nach seiner Darstellung gehören die mexikanischen Schiedsrichter zu den besten. «Mexiko ist ein gutes Laboratorium für die Schiedsrichter. Wer Spiele in Arenen wie dem Azteken-Stadion gepfiffen hat, bekommt bei internationalen Wettbewerben kein Lampenfieber», wird Rodríguez in der «Süddeutschen» zitiert. Denoch zeigte sich der 36jährige Mexikaner in der «Zeit» «aufgeregt, weil ich eine grosse Chance habe zu zeigen, dass wir hart gearbeitet haben. Ich danke Gott dafür, in diesem Sport zu arbeiten. Wir geniessen jeden Augenblick.» Mit «Wir» sind neben ihm seine Landsleute und Assistenten Jose Luis Camargo und Alberto Morin gemeint.
Zum Thema:
Das WM-Dossier von Jesus.ch
Datum: 21.06.2010
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch