Die grösste Perle für China

Philippinisches Idyll. Amando Reyes ist Filipino.
Diese Bibel stammt aus der «Operation Perle». Die Seiten wurden vom Wasser gewellt.
Die Marcelo-Fernan-Brücke verbindet die Inseln Mactan und Cebu. Amando Reyes ist ebenfalls Brückenbauer.
Der Kawasa-Wasserfall.

Er war bei der «Operation Perle» dabei. Heute setzt er sich für verfolgte Christen ein: Amando Reyes, ein mutiger Filippino. Er erzählt aus seinem Leben.

Amando Reyes (Name geändert) entschied sich im Alter von 20 Jahren, seine Ausbildung nicht fortzusetzen. Zwei Monate später arbeitete er für das christliche Hilfswerk Open Doors. Er war dabei, als in einer einzigen Nacht eine Million Bibeln nach China gebracht wurden.

«Operation Perle» hiess diese Aktion, die im damals verschlossenen China nicht überall gern gesehen wurde. Ein eigens fabrizierter Lastkahn wurde unter der Wasseroberfläche Richtung chinesische Küste geschleppt. Die wasserdicht verpackten Ballen mit Bibeln trieben obenauf, sehnlichst erwartet von Tausenden von Christen. Die verteilten sie bis weit ins Landesinnere.

Das war 1981. Heute setzt sich Amando Reyes für die verfolgten Christen in Laos und Vietnam ein. – Im Fragebogen dieser Website gewährt er einen Einblick in sein Leben.

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Ich weiss jetzt, wie gross Gott ist. Bevor ich mich um Verfolgte kümmerte, war das alles nur Kopfwissen. Nun habe ich gesehen, wie Gott Unmögliches möglich macht. Er kann ein kleines Leben in ein wunderbares umwandeln. Über eine einzelne Person kann er Tausende anderer erreichen.

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
In einigen Ländern sind die christlichen Gemeinden nicht eins untereinander. Aber wenn sie für ein gemeinsames Ziel zusammenstehen, gibt ihnen das Kraft. Gott hilft mir, verschiedene Gemeinden zusammenzubringen.

Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Seine Gnade. Trotz meiner Grenzen und Fehler arbeitet er mit mir zusammen. Er erwählte mich dennoch. Er hebt die Scherben auf, wenn ich einen Fehler machte, und sorgt sich um die Probleme, die mich runtergezogen haben.

Manchmal werde ich hochmütig und fühle mich wichtiger als andere. Dann bitte ich ihn um Vergebung, und er ist gnädig. Egal, wie tief man fällt: seine Gnade ist grösser als die Sache, in der man grade steckt.

Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Warum Christen in manchen Ländern immer noch bedrängt und verfolgt werden. Ein Freund von mir ist Pastor in Laos. Er hatte hervorragende Arbeit geleistet, und der Segen Gottes kam.Aber jetzt ist er seit sechs Jahren im Gefängnis, getrennt von seiner Frau. Du tust Sachen für Gott, und dann passiert so etwas. Das ist einfach schwer zu verstehen.

Finden andere Gefangene durch ihn zu Gott?
Ja. Aber ich verstehe nicht, warum er noch mehr leidet. Ich weiss, dass unser Glaube geprüft wird. Aber es ist wohl normal, dass wir den Grund dafür nicht verstehen. Man kann sich’s theologisch zurechtlegen, aber es tut einfach weh, wenn Freunde in Schwierigkeiten stecken. Sie opfern viel, und dann müssen sie leiden. Solche Dinge bespreche ich mit Gott.

Open Doors arbeitet in Länder mit Glaubensverfolgung. Manchmal steht man oben auf dem Berg, dann wieder ist man im Tal, ein andermal wieder oben. Man sieht Freunde, die Probleme kriegen. Zum Beispiel dieser Pastor. Warum muss er da durch? Vieles verstehen wir nicht. Aber wir haben mal eine Ewigkeit lang Zeit dafür, um es zu verstehen. Von ganzem Herzen weiss ich, dass es dafür einen Grund geben muss. Gott muss sich nicht rechtfertigen, aber ich frage ihn nach diesem Grund.

Klagen Sie Gott manchmal an?
Ich kann ihn nicht anklagen, er ist Gott. Er ist die Liebe. Manchmal verstehe ich etwas nicht, aber seine Gnade bleibt. Manchmal stelle ich ihm Fragen. Die Bibel sagt: «Besprich dich mit mir!» Das ist eine Offerte von Gott. Unsere kleines Wissen reicht da nicht. Würden wir alles verstehen, wären wir selber Gott.

Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Warum Freunde leiden und geplagt werden. Meine älteste Tochter ist 13. In den ersten neun Jahr musste sie immer ins Krankenhaus, wenn ich unterwegs war. Dann musste jeweils meine Reise abbrechen und umkehren. Da fragte ich: «Herr, folge ich dir nicht recht?» Denn sonst würde sich doch Gott um meine Familie kümmern.

Es ist ein geistlicher Kampf. Der Feind weiss, dass die Familie meine Schwäche ist. So schlägt er mich durch sie. Meiner Tochter geht es nun gut. Von meiner zweiten Tochter hörte ich gestern, dass sie krank geworden ist ... Da kommen Fragen. Aber ich kenne nun die Antwort.

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
In der verfolgten Gemeinde erlebte ich die Gegenwart Gottes. Man spricht ihn laut an, wo immer man grade dran ist. Man schliesst nicht die Augen, sondern spricht einfach mit ihm. Denn man weiss, er ist da, den ganzen Tag, wie es die Schrift sagt. Das kann das Gebetsleben stärken.

Ich lese gerne Erfahrungen von Menschen. So wird das Wort Gottes lebendig. «Ich soll nicht sterben, sondern leben und die Ehre Gottes verkünden», steht in den Psalmen. Ich erlebte das, als wir 1981 in einer Nacht eine Million Bibeln nach China lieferten.

Ich war damals 20 und fürchtete mich. Gott redete durch diesen Vers zu mir. Für mich ist das nicht irgendein Satz, sondern er eine Beschreibung dessen, wie Gott handelt. Sein Wort wird lebendig im Erlebtes von ganz konkreten Menschen. Und das hilft mir auch, sein Wort zu verstehen.

Wie sind Sie Christ geworden?
Das war auf der Hochschule, auf einer Militärschule. Ich wollte Offizier werden. Ich war stolz und wollte Einfluss haben. Doch da war eine Leere in mir. Ich suchte nach Etwas, auch ich nicht wusste, wonach überhaupt. Dann kam ein Jugendarbeiter und erklärte uns die Bibel und dass man Gott persönlich erleben könne. Das nahm ich an; so einfach war das.

Zuvor hatte ich vieles ausprobiert; Alkohol, ein wenig Drogen, nicht dramatisch viel. Aber jetzt realisierte ich, dass Gott ein richtiges Gegenüber ist. Man muss nicht in ein bestimmtes Gebäude gehen, und er ist auch keine Statue. Das war im November 1975; ein einfaches Gebet: «Jesus, komm in mein Leben.»

Warum sind Sie Christ?
Weil Gott eine Person ist. Ich kann ihn kennen, spüren und Umgang mit ihm pflegen. Er kann ein Freund sein. Ich wuchs in einer religiösen Familie auf. Aber niemand sagte, dass man eine persönliche Beziehung zu Gott haben kann. Nun realisierte ich, dass er mich liebt, dass er für mich am Kreuz starb. Man kann ihn kennenlernen, umarmen. Früher wurde mir beigebracht, dass Gott sehr gross und ganz weit weg ist.

Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben.
Im Oktober 1980 spürte ich, dass Gott von mir verlangte, die Schule zu verlassen. Aber ich wusste nicht, was ich nachher tun sollte. Das war schwer. Ich liebte die Schule und war mitten im Medizinstudium. Meine Eltern arbeiteten hart, um das zu finanzieren.

Doch ich brach die Ausbildung ab. Im Dezember lud mich ein Mitarbeiter von Open Doors ein. Er arbeitete gerade an der «Operation Perle», dem grössten Projekt dieser Organisation. Das war Gottes Timing. Sonst wäre ich bis Oktober 1981 an die Schule gebunden gewesen und hätte dort nicht mitmachen können. Ich kann mir nicht vorstellen, wie dann meine 26 Jahre seitdem ausgesehen hätten.

Wenn jemand fragt, ob Gott etwas Bestimmtes für unser Leben vorgesehen hat, dann ist meine Antwort: «Ja! Er hat einen Plan für jeden von uns.»

Sie gründeten eigens eine Firma für diese Aktion?
Ja, wir brauchten einen seriösen Absender, um die Schiffe zu kaufen. Wir lösten sie dann aber nicht auf den Namen «Open Doors» ein. Die chinesischen Christen erzählten, Gott habe ihnen gesagt, dass die Engel Michael und Gabriel helfen würden. Weil die eine Art von Booten immer Frauennamen trägt, nannten wir es «Gabriela»; das andere hiess «Michael».

Ich bin überzeugt, dass diese Engel anwesend waren, denn in dieser Nacht konnten wir eine Million Bibeln übers Meer bringen. Tausende warteten an den Stränden. Am nächsten Morgen kam die chinesische Polizei. Christen, die noch dort waren, wurden geschlagen und eingekerkert. Die Ordnungshüter versuchten Bibeln zu verbrennen, aber sie waren nass, also warfen sie sie zurück in das Meer.

So fanden Fischer die Bibeln, die sie dann den Christen verkauften. Eine Bibel landete zuletzt bei mir, man sieht, wie das Wasser die Seiten wellte. Damals gab es sehr wenige Bibeln in China. Heute werden sie dort gedruckt. Die Firma lösten wir übrigens nach der Operation auf.

Warum, denken Sie, zahlt sich ein Leben mit Jesus aus?
Weil er rettet, ich brauche Gott und Jesus. Gott antwortete auf mein Schreien, schon das ist eine grosse Auszahlung. Er hat Interesse an mir, das ist ein Segen. Kommt dazu, dass er mich in sein Königreich bringen will, mit mir essen will und dass ich die Ewigkeit mit ihm verbringen kann.

Er sandte seinen Sohn, das ist wirklich speziell. Er ist würdig, dass wir ihm das Leben geben. Ich arbeite nun 26 Jahre für verfolgte Menschen. Warum er mich wählte weiss ich nicht, es ist seine Gnade.

Auszüge aus dem Interview als Audio-Beiträge:
So hat Amando Gott gefunden
Erlebt
Gott kann man kennenlernen
Gott ist persönlich
Warum ich Christ bin

Lesen Sie mehr über die Arbeit von Amando Reyes: Zerbrechliche Freiheit in Vietnam und Laos
Diesen Jesus kennenlernen: Jesus entdecken

Datum: 20.08.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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