«Tatort»-Silber

Den Zuschauer nicht christlich manipulieren

Christoph Silber hat sich im deutschen Filmgeschäft einen Namen gemacht. Er lieferte die Drehbuchvorlagen zu «Good Bye, Lenin» und diversen «Tatort»-Folgen. Obwohl er einen Film über ein Heilungswunder gedreht hat, beurteilt er «christliche Filme» dennoch skeptisch.
Christoph Silber

Religion sei für ihn Privatsache, hält Christoph Silber gegenüber dem Medienmagazin «Pro» fest. «Ich glaube nicht, dass wir unseren Glauben haben, um ihn als Etikett zu tragen. Ich denke, es ist klüger und heilsamer, den Glauben aus unserem Herzen erwachsen zu lassen und ihn sich in dem zeigen zu lassen, was wir tun.»

Glaube wirke sich unter anderem in der Art aus, wie er mit Menschen umgehe. «Ich versuche, aufrichtig zu sein, berechenbar, vertrauenswürdig und verlässlich. Ich versuche, für Andere da zu sein, wenn es möglich ist. Das sind keine Dinge, die ich absichtlich tue, um ein guter Christ zu sein, sondern die Gott in mir wirkt.»

Filme nicht zu Predigten machen

Er versuche nicht bewusst, christliche Werte in seinen Filmen unterzubringen nach dem Motto: «Jetzt bauen wir mal Vergebung ein.» Das ergebe sich eher im Laufe der Geschichte. «Bei 'Nordwand' habe ich mit dem Regisseur Philipp Stölzl zusammengearbeitet. Wir beide vertreten ein christliches Weltbild. Insofern gibt es einige Gleichnisse, die das zeigen: etwa wenn ein Bergsteiger in seinem Seil hängt und dort stirbt, damit ein anderer leben kann.»

Dennoch halte er Filme nicht für ein religiöses Medium. «Ich halte es für nahezu unmöglich, gute Geschichten zu erzählen, wenn man sie mit einem missionarischen Ansatz verbindet. Dann werden sie zu Predigten und sind damit keine wirklich guten Geschichten mehr, weil immer klar ist, was der Zuschauer am Ende denken soll.»

«Das funktioniert nicht»

In Deutschland wie in Amerika, so Christoph Silber in «Pro», sei der christliche Markt vom säkularen abgekoppelt. «Es gibt unglaublich viele Denominationen, jede ist eine eigene Marke. Daher ist christliches Entertainment auch erfolgreich, gerade seit Mel Gibsons 'Die Passion Christi'. Das funktioniert, aber es macht das Filmgeschäft nicht christlicher. Da hat einfach jemand einen Markt entdeckt, und der wird nun gemolken.»

Fakt sei, dass dies nicht zur Missionierung beitrage. «Die christliche Kultur bleibt in der Szene. Bewerten möchte ich das nicht. Allerdings gibt es christliche Filme, die ich nicht leiden kann, weil ich sie für schnulzig und predigtartig halte.» So nennt Silber etwa den Film «Fireproof». «Wenn ein Nichtchrist einen solchen Film sieht, wird er ihn ganz ganz seltsam und peinlich finden.»

Trotzdem initiierte Silber die Gruppe «Faith in Film» mit, wenn auch weniger wegen sich selbst, wie er sagt. «Aber ich habe erlebt, dass immer wieder Christen zu mir kamen, die sich Fragen zum Glauben und dem Filmemachen gestellt haben, auch darüber, wie man beides zusammen leben kann. Ich dachte: Wenn man die Leute zusammenbringt, hilft ihnen das vielleicht. Dieses Format ist also für Christen gemacht und zu einer Begegnungsstätte geworden. Wir wollen aber kein geschlossener Club sein.»

«Das Wunder von Kärnten»

Aus seiner Feder stammt das Drehbuch über eine wahre Heilungsgeschichte, die vor wenigen Wochen im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Der Film hiess «Das Wunder von Kärnten».

Silber auf die Frage, ob er auch schon ein Wunder erlebt habe: «Ja. Der Film dreht sich um die Frage, ob Heilung ein Wunder sein kann. Es ist die Heldengeschichte eines Arztes, der nicht loslässt und die einer Mutter, die nicht aufhört zu beten. Dennoch ist es kein christlicher Film. In meinem eigenen Leben habe ich erlebt, wie Freunde und Bekannte auf unerklärliche Weise gesund wurden, wo Geschwüre verschwunden sind, wenn Menschen für sie gebetet haben. Allerdings habe ich auch erlebt, wie Menschen gestorben sind – trotz Gebet. Die Botschaft für betende Menschen lautet dennoch: Niemals loslassen. Und die höhere Macht höher sein lassen und Gott die Entscheidung über Leben und Tod überlassen.»

Datum: 09.05.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Christliches Medienmagazin pro

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