«Ich habe ein zweites Leben geschenkt erhalten»
Heute leitet Müller die Worship-Band «Upstream». Diese besteht auf einem ganzen Pool an talentierten Musikern; insgesamt ist eine ganze Jugendbewegung angegliedert.
Interview mit Sam Müller
Livenet: Sam Müller, eigentlich ist die Frage nach dem Bandnamen so absehbar, dass sie an erster Stelle stehend ein No-Go ist. Nicht aber, wenn die Band «Upstream» heisst, was für «flussaufwärts» steht. Dahinter muss sich ein Abenteuer verbergen. Haben Sie sich ein einmal mit Kanu und Buschmesser im Mund den Nil hoch gekämpft, oder wie ist er entstanden?
Sam Müller: Nein nicht ganz. Upstream ist eigentlich der Name unserer Jugendarbeit und soll andeuten, dass wir nicht einfach im Strom der Gesellschaft mitschwimmen, sondern uns bewusst fragen wollen, wie Gott sich das mit dem Leben eigentlich vorgestellt hat.
Inwieweit ist «Upstream» nicht nur eine Band, sondern eine Bewegung?
Wie bereits erwähnt sind die Musiker der Band eng mit der Jugendarbeit der Landeskirche Steinmaur-Neerach verwoben. Wir machen also nicht nur Musik, sondern engagieren uns stark in diversen Bereichen der lokalen Gemeindearbeit sowie auf regionaler Ebene.
Die Musik ist für uns unter anderem ein Mittel, um Menschen mit der Botschaft des Evangeliums zu erreichen und sie in der Nachfolge von Jesus zu stärken und zu ermutigen. Wir wollen als Musiker ein authentisches Christsein leben, Gott von ganzem Herzen lieben und ermutigen andere, dasselbe zu tun.
Auf der Website lädt Ihr alle Musikbegeisterten in den Proberaum ein. Wie fix ist die Zusammenstellung der Band?
Wir arbeiten mit einem Pool von Musikern. Sowohl lokal wie regional bilden sich je nach Anlass unterschiedliche Bandformationen. Unter dem Namen Upstream haben wir zwei Gruppen, die einen etwas jünger als die anderen, welche im Kern dieselben Musiker haben, jedoch meist unterschiedlich ergänzt werden.
Dies erlaubt uns, jüngere Musiker zu fördern und im Live-Einsatz mitzunehmen ... Hier ist uns wichtig, dass Upstream eben nicht bloss eine Band ist, sondern ein Zusammenschluss von Musikern, die dieselbe Gesinnung und dasselbe Ziel vor Augen haben.
Stellen Sie doch einen oder zwei Ihrer Songs etwas näher vor ...
Ok gerne. Beide Songs, welche ich erwähne, finden sich auf der «frei zum läbe» CD.
Gross isch dini Liebi: Dieses Lied hat Simon Walder geschrieben. Er ist das kreative Hirn von Upstream, ein begabter Musiker, hat immer tausend Ideen beim Arrangieren und ist nebst allem anderen auch ein super Songwriter. «Gross isch dini Liebi» ist ein sehr einfaches, aber gutes Worshiplied. Darin liegt sicher die Kunst beim Songwriting. Gut und einfach ist nämlich keine einfache Kombination. «Gross isch dini Liebi» entstand in einer spontanen Worshipzeit und passt bei verschiedenen Gottesdienstes gut rein.
Frei zum läbe: Dieses Lied habe ich geschrieben und der Titel wurde sowohl der Name unseres zweiten Albums sowie der dazugehörigen DVD. «Frei zum läbe» ist ein Ruf an junge Menschen, dass bei Jesus Freiheit und Leben ist! Am Abend der CD Taufe von «frei zum läbe» hat sich eine Konfirmandin unserer Gemeinde das Leben genommen und die Botschaft des Liedes bekam für mich dadurch noch mehr Gewicht und wir spürten, wie Gott den Menschen sagen will, dass nur bei ihm echtes und erfülltes Leben möglich ist.
Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Seine Treue. Ich gebe Menschen schnell mal auf oder bin enttäuscht und wende mich von ihnen ab. Gott ist anders. Seine Treue bleibt sogar da, wo ich untreu bin. Wenn ich zu ihm komme, nimmt er mich an.
Wie sind Sie Christ geworden?
An einer christlichen Konferenz bin ich dem Aufruf gefolgt, mein Leben ganz bewusst Jesus anzuvertrauen. Den Rest hat dann der Heilige Geist gemacht.
Warum sind Sie Christ?
Weil Gott in seiner unverdienten Gnade entschieden hat, mich durch seinen Sohn Jesus Christus zu erlösen, das heisst, mich als sein Kind anzunehmen.
Was bringt der Glaube an Jesus? Was macht den Unterschied aus?
Wenn ich weiss, woher ich komme und wohin die Lebensreise geht, lebe ich anders. Ich habe andere Ziele, andere Prioritäten, andere Einstellungen, andere Erwartungen ... Jesus sagt, dass in ihm die Fülle des Lebens ist. Wenn ich mein Leben nach Gott ausrichte, habe ich Gewissheit, dass was immer auch geschieht, mir alles zum Besten dient. So kann ich auch Dinge annehmen, die im Moment unverständlich für mich sind. Durch Jesus habe ich eine begründete Hoffnung auf ein erfülltes und ewiges Leben.
Beschreiben Sie ein besonderes Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben:
In der Lehrzeit beim Traktorfahren hat mich mal ein Zug auf einem unbewachten Bahngleis gerammt. Übrig blieb nur noch die Kabine mit der Hinterachse und dem Anhänger. Ich bin ausgestiegen, dankte Jesus und habe den Unfall fotografiert. Gott hat mir das Leben ein zweites Mal geschenkt und hat mir totale Ruhe und Frieden in der Situation gegeben. Mir wurde noch klarer, dass ich mein Leben nicht im Griff habe und jederzeit bereit sein muss für die Ewigkeit.
Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Ohne Jesus wäre ich rastlos. Ich müsste alles erlebt und ausprobiert haben, jedes Land bereist und möglichst viel erreicht haben. Mein Egoismus und Stolz würde andere platt machen und wahrscheinlich hätte ich mit 30 ein Burnout. Jesus sagt mir, dass er genügt. Er macht mich zufrieden. Er lässt mich für etwas leben, das grösser ist als ich selber.
Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Huu wo soll ich anfangen... da gibt es so viel. Es ist das bewusste Zulassen, dass Gott durch seine Kraft – den Heiligen Geist – mein Leben verändert. Das sind schmerzhafte Prozesse. Wenn ich Gott in jedes Zimmer meines Lebenshauses reinlasse, dann muss da zuerst mal ordentlich aufgeräumt werden. Anschliessend kann der Heilige Geist sich in meinem Leben immer stärker ausbreiten und das macht den Unterschied. Und dieser Prozess muss immer wieder geschehen.
Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Seine Verwundbarkeit. Dass Gott sich ein Gegenüber schafft mit der Möglichkeit, von ihm enttäuscht zu werden.
Klagen Sie Gott manchmal an? Wenn ja: Wie und weshalb?
Selten. Wenn, dann klage ich eher vor Gott. Klagen ist etwas Befreiendes, weil ich meinen Frust, meine Sorgen und Enttäuschungen bei ihm deponiere. Er kann damit umgehen und schenkt mir im Gegenzug Mut und Zuversicht.
Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Wenn ich morgens um vier Uhr mit einer Stechmücke kämpfe, dann möchte ich schon gerne mal wissen, welchen höheren Sinn diese haben...
Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Gebet und Bibellesen ist für mich zuallererst Reden mit Gott und Hören von Gott. Es sind also zwei essentielle Elemente einer funktionierenden Beziehung. Wenn ich Gott mehr lieben und kennenlernen will, werde ich umso mehr beten und Bibel lesen ... und das wird so unterschiedlich sein, wie Beziehungen eben unterschiedlich sind. Aber genauso wie die Liebe zwischen Menschen zunimmt, je mehr ich investiere, desto grösser wird meine Liebe zu Gott, wenn ich Zeit mit ihm verbringe.
Steckbrief
Zivilstand, Kinder: verlobt, keine
Beruf: Jugendpastor
Wohnort: Steinmaur (ZH)
Werdegang: Schule, Lehre, BMS, RS, Hillsong College Sydney, IGW Bachelor in Theologie
Hobbys: keine expliziten wie Golf spielen oder Briefmarken sammeln
Welche Gemeinde oder Kirche besuchen Sie? Landeskirche Steinmaur-Neerach
Funktion oder Mitarbeit in Gemeinde? Mitglied im Konvent, Leiter der Jugendarbeit und diverse andere Bereiche
Lieblingsbibelstelle: «Gott aber kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können. So gross ist seine Kraft, die in uns wirkt.» Epheser 3, Vers 20
Lieblingsmusik oder -Musikgruppe? Kommt ganz auf meine Stimmungslage und das Setting an, aber United ist definitiv nach wie vor ein Favorit.
Webseite:
Upstream (inklusive Hörbeispiele)
Datum: 19.09.2011
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch