Mission im Kreuzfeuer

«Mission Respekt» – der Ton macht die Musik

Bereits 2011 erschien das Positionspapier «Mission Respekt – Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt». Gemeinsame Herausgeber sind die Evangelische Weltallianz (WEA), der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog (PCID) und der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK). 2014 wurde die Erklärung offiziell angenommen und dabei von den einen freudig begrüsst, von den anderen vehement abgelehnt.
Michael Diener

Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener, betont momentan die Wichtigkeit dieser gemeinsamen Erklärung als verbindliche Ethik der Mission: «Als Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz weiss ich mich diesem Dokument verpflichtet und ich fördere dessen Inhalt nach Kräften.»

Worum geht es eigentlich?

Mission steht bereits seit langem im Kreuzfeuer, weil sie als übergriffig, intolerant oder gar imperialistisch empfunden werden kann. Hier setzten die Evangelische Allianz, die Katholische Kirche und der Ökumenische Rat der Kirchen an. Sie entwickelten eine Art Ethik der Mission. Nicht, um einzelne Glaubensinhalte oder Positionen festzuschreiben, sondern um zu beschreiben, was «Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt» – so der Untertitel der Vereinbarung – ausmachen soll. Die Ethik der christlichen Mission ist demnach unbedingt gekoppelt an einen respektvollen, menschlichen Umgang.

Wie kann das praktisch aussehen?

In einem Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro unterstrich Diener denn auch die praktische Relevanz der gemeinsamen Erklärung: «Das Papier sagt auf sehr eindrückliche Weise: Es ist unser Auftrag als Christen, Zeugnis abzulegen über unseren Glauben an Jesus Christus. Zugleich sagt das Papier ebenso deutlich: Die Art, wie wir unser Zeugnis ablegen, muss dem Inhalt entsprechen – ich kann also als Christ nicht von der Liebe reden und dies lieblos tun. Wer missioniert, der muss den Menschen mit Liebe und Respekt begegnen. Und da gibt es nach meiner Überzeugung auch evangelikal noch viel zu tun.»

Der Ton macht die Musik

Michael Diener bot auf der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg ein Seminar zum Thema «Mission Respekt – warum der Ton eben doch die Musik macht» an. Darauf angesprochen, wo evangelikale Christen hier Nachholbedarf haben, nannte er im Interview das Beispiel des Bremer Pastors Olaf Latzel, der sich in seiner viel zitierten Predigt vom Anfang des Jahres «herablassend und verletzend über andere Religionen geäussert» hatte. Diener stellte die Bedeutung des Papiers heraus, indem er festhielt: «Das, was Olaf Latzel eigentlich hatte sagen wollen, unterstütze ich inhaltlich voll und ganz. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben – diesen Satz bekennen wir Christen nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt. Olaf Latzel und ich sind uns hier einig über die Musik – aber wir waren uns uneinig über den Ton.»

Scharfe Kritik

Für diese kritischen Äusserungen Latzel gegenüber, für sein Mittragen einer ökumenisch geprägten Erklärung und vor allem für sein Eintreten für den EKD-Vorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm bei dessen Engagement im Münchner Forum für Islam erntete der deutsche Allianzvorsitzende teilweise scharfe Kritik. Natürlich kann man in diesen Fragen anderer Meinung sein, allerdings macht der Ton nicht nur in der Mission die Musik, sondern auch im Umgang mit Meinungsverschiedenheiten unter Christen. Gleichzeitig erlebte Michael Diener allerdings auch eine Welle der Solidarität.

«Mission Respekt» als Zukunft

Es geht beim Thema Mission nicht um die grosse Gleichmacherei, es geht auch nicht darum, dass theologische Fragen und Unterschiede auf Dauer ausgeklammert werden, aber Mission war nicht nur in der Vergangenheit wichtig, sie wird es auch in Zukunft bleiben. Und dazu ist eine positive Auseinandersetzung damit unbedingt nötig. «Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche. Darum ist es für jeden Christen und jede Christin unverzichtbar, Gottes Wort zu verkünden und seinen/ihren Glauben in der Welt zu bezeugen. Es ist jedoch wichtig, dass dies im Einklang mit den Prinzipien des Evangeliums geschieht, in uneingeschränktem Respekt vor und Liebe zu allen Menschen» (aus der Präambel von «Mission Respekt»).

Zur Webseite:
MissionRespekt

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Datum: 10.09.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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