Luis Palau ist heimgegangen

«Es muss nur deine Geschichte sein»

Der argentinische Pastor Luis Palau sprach in über 80 Ländern vor mehr als 25 Millionen Menschen. In den letzten drei Jahren kämpfte er gegen den Lungenkrebs. Nun ist er im Alter von 86 verstorben. Schon vor rund drei Jahren sagte er: «Ich bin bereit, heimzugehen.»
Luis Palau (Bild: palau.org)
Luis Palau
Redaktor Reinhold Scharnowski

Livenet-Mitarbeiter Reinhold Scharnowski erinnert sich an ein eindrückliches Erlebnis mit Palau.

Der internationale Evangelist Luis Palau ist im Alter von 86 Jahren nach einem dreijährigen Kampf mit Lungenkrebs verstorben. Dies in seinem Haus in Portland, im US-Bundesstaat Oregon, umgeben von seiner Familie, wie sein Sohn Kevin Palau in einer Mitteilung auf «Facebook» berichtet.

Er hinterlässt seine Frau Patricia und die vier Söhne Kevin, Keith, Andrew und Stephen und zwölf Enkelkinder. «Wir sind untröstlich, aber voller Hoffnung und Glauben. Wir dienen einem guten Gott, der uns unendlich liebt. Und Dad gab sein Leben, um diese Gute Nachricht mit der Welt zu teilen», schreibt Kevin. Er sei «plötzlich und sehr friedlich gestorben, genau wie er gehofft hatte».

«Angesicht zu Angesicht»

Die Familie plant einen kleinen, privaten Gottesdienst in Portland, der online gestreamt werden soll. «Dies ist eine harte Nachricht, aber Luis erlebt die Schönheit des Herrn von Angesicht zu Angesicht.»

Palau wurde am 27. November 1934 in Ingeniero Maschwitz, einer kleinen Stadt in der Nähe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, geboren. Er wurde im Alter von zwölf Jahren Christ, nicht lange nach dem Tod seines Vaters. Schon als Teenager begann er auf der Strasse zu predigen.

Im Alter von 19 Jahren moderierte er bereits seine eigene christliche Radiosendung. Er lernte seine Frau während seines Studiums an der «Multnomah School of the Bible» (heute Multnomah University) in Portland, Oregon, kennen, sein Dienst führte ihn in über 80 Nationen auf der ganzen Welt.

Praktikant bei Billy Graham

In seinen mehr als sechs Jahrzehnten im christlichen Dienst war er unter anderem Praktikant bei der «Billy Graham Evangelistic Association» und arbeitete gelegentlich als Übersetzer für die spanischsprachigen Einsätze des mittlerweile verstorbenen Evangelisten Billy Graham. Er und Graham blieben enge Freunde und sein Engagement in dessen Dienst legte den Grundstein für die Gründung seiner eigenen globalen evangelistischen Organisation im Jahr 1978.

Palau predigte in mehr als 80 Ländern und teilte die Botschaft von Jesus darüber hinaus mit einem grossen Publikum durch Fernsehen, Radio und Printmedien. Palau und sein Team führten mehr als 500 Evangelisationen, Festivals und Kundgebungen durch, darunter historische Kampagnen in Weltstädten wie New York City, Buenos Aires, London, Madrid, Singapur, Hongkong, Kairo und Mexiko-Stadt.

«Es muss nur deine Geschichte sein»

«Du musst keine atemberaubende Geschichte haben, wie du Jesus empfangen hast. Es muss nur deine sein», erklärte er einmal. «Manche haben das Licht, das vom Himmel fällt, das Erlebnis auf der Damaskusstrasse, das sie vom 'Obersten der Sünder' in die Arme Jesu führt. Manche von uns sind Kinder, die gerade erst lernen, was Sünde bedeutet und das Licht vom Himmel sieht aus wie ein wackeliger Taschenlampenstrahl auf einer Bibelseite, während ringsherum kalter Regen fällt. Alles, was bei unserer Bekehrung wichtig ist, ist die Realität.»

Will Graham, der Enkel von Billy Graham, sagt: «Er hatte einen bescheidenen Geist, eine aufrichtig freundliche Seele, ein wahres Dienerherz, eine Liebe zu seinem Erlöser und eine tiefe Leidenschaft für die Verlorenen. Das Wirken seines Dienstes werden für Generationen spürbar sein.» Luis Palau sagte einst: «Wenn man Menschen für Jesus Christus gewinnt, ist das die grösste Freude ... Und es ist ansteckend. Wenn man es einmal getan hat, will man nicht mehr aufhören.»

Livenet-Redaktor Reinhold Scharnowski erlebte Palau persönlich:

Es war 1983: die erste globale Konferenz für reisende Evangelisten. Billy Graham hatte eingeladen, und Tausende aus aller Welt kamen nach Amsterdam und liessen sich motivieren und inspirieren. Bill Bright, John Stott, Luis Palau, Ravi Zacharias, Michael Green – sie alle waren da. Ich war durch meinen Freund Werner Bürklin, der damals Billy Grahams Programmdirektor war, eingeladen worden, und unter den Tausenden von – vorwiegend dunkelhäutigen – Evangelisten fühlte ich mich total wohl. Die Vorträge und vor allem der Gesang waren gewaltig.

Bis ich plötzlich merkte, dass meine Kamera weg war. Sie hing am Morgen noch am Haken an der Garderobe unter dem Mantel, und am Nachmittag war sie weg. Schock. Geklaut, unter so vielen geistlichen Menschen! Ich war damals gerade 31, jung und idealistisch, und in mir brach eine Welt zusammen. Das Konferenzgelände war sicher abgeschirmt, es brauchte Badges zum Zutritt – einer dieser frommen Evangelisten musste der Dieb sein!

Ich war verwirrt, verletzt und enttäuscht. Wollte abreisen. Ich lief am Nachmittag durch die weitläufigen leeren Gänge des Konferenzzentrums und bat Gott «Zeig mir jetzt jemanden, mit dem ich darüber reden kann» Plötzlich kam Luis Palau auf mich zu. Ich fragte ihn spontan, ob er einen Moment Zeit hat, und erzählte ihm die Geschichte von der gestohlenen Kamera und meinen Frust. Er nahm mich ernst und erklärte mir, dass viele der reisenden Evangelisten aus der Dritten Welt zum ersten Mal in den reichen Westen gereist seien; dass man auch nicht immer wisse, wer sich da als Teilnehmer gemeldet hat; dass eine Reihe von ihnen auch im Rotlichtviertel von Amsterdam ihre Mühe hatten; und dass wir überhaupt alle von der Gnade Gottes abhängig sind. Dann beteten wir zusammen, und ich kam zur Ruhe. Es war eine Begegnung vielleicht von 10 Minuten, aber dank Luis Palau blieb ich bis zum Schluss und konnte wieder innerlich dabei sein.
Was da in Amsterdam von vorne gesagt wurde, habe ich weitgehend vergessen. Die Begegnung mit Luis Palau nicht. May he rest in peace.

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Datum: 12.03.2021
Autor: Daniel Gerber / Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Today / Premier

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