«Schweizergarde als Visitenkarte für die Schweiz»
Berufsausstellung der Päpstlichen Schweizergarde wird in Pratteln BL vom 26. Oktober bis Ende November 2019 die Päpstliche Schweizergarde in Rom, deren Geschichte, Wesen, Tätigkeit und Ausbildung inklusive der Karrierechancen für Jugendliche präsentiert. Präsidentin der Stiftung der Schweizergarde ist die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler. Veranstalter ist die «Stiftung Kunst & Kultur Region Basel».Auf Einladung der Päpstlichen Schweizergarde ist der Kanton Basel-Landschaft im Frühling 2020 offizieller Gastkanton an der Vereidigungsfeier des neuen Jahrgangs der Gardisten. Mit dem Auftritt in Rom nutzt der Kanton Basel-Landschaft die Möglichkeit, sich auf einer internationalen Bühne zu präsentieren.
Während der Ausstellung finden an den Samstagen moderierte Podiumsgespräche statt. Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Kunst berichten aus ihren eigenen Lebenserfahrungen und Erlebnissen mit der Päpstlichen Schweizergarde.
Schweizergarde erfüllt nicht nur Dienst für den Papst
Die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler ist Präsidentin für die Stiftung der Päpstlichen Schweizergarde und erzählt im Interview, was sie zu dieser Aufgabe motiviert hat und welche Eindrücke sie von der Schweizergarde in Rom hat.
Seit dem
1. Juli 2018 sind Sie Präsidentin der Stiftung für die Päpstliche Schweizergarde.
Was hat Sie zu dieser Aufgabe motiviert?
Ruth Metzler: Die Schweizergarde erfüllt
nicht nur ihren Dienst für den Papst, sondern ist auch eine Visitenkarte für
die Schweiz und unser Engagement im Ausland. Deshalb darf die Schweizergarde
auch auf breite Unterstützung aus der Schweiz zählen, da ihr Bestehen und ihr
Dienst nicht nur als «katholische Sache» betrachtet wird. Die Stiftung hat zum
Zweck, den Bestand der Schweizergarde nachhaltig zu sichern. Ich bin gerne
bereit, mich dafür zu engagieren.
Warum
braucht es eine Stiftung für die Päpstliche Schweizergarde?
Der Vatikanstaat übernimmt
als Arbeitgeber die Kosten des täglichen Einsatzes der Schweizergarde einschliesslich
der Entschädigung der Gardeangehörigen und gewissen
Sozialversicherungsleistungen, welche jedoch in keinster Weise dem Standard von
Arbeitnehmern in der Schweiz entsprechen. Die Stiftung erfüllt eine ergänzende
Rolle: Im Jahr 2000 in Freiburg gegründet, unterstützt sie die Gardisten und ihre
Familien im Vatikan, trägt zu den Kosten für die Ausbildung der Garde bei,
erleichtert die Integration der Gardisten in Rom und ihre spätere Rückkehr in
die Schweiz. Auch finanzielle Unterstützung für Öffentlichkeitsarbeit der Garde
ist Teil des Stiftungszweckes und hilft somit bei der Rekrutierung neuer
Gardisten.
Welche
konkreten Leistungen werden denn für die Familien erbracht?
Die
Stiftung übernimmt zum Beispiel die Kosten für die Schweizerschule in Rom, die
je nach Schulstufe gut 2'000 bis über 4'000 Euro betragen. Zudem richtet die
Stiftung Familienzulagen aus. Seit diesem Jahr übernimmt die Stiftung auch die
hälftigen Beiträge für die Freiwillige AHV. Damit übernimmt die Stiftung auch
eine wichtige Brückenfunktion zwischen dem Heimatland, in welches die Gardisten
früher oder später zurückkehren werden, und dem Lohnniveau gemäss italienischem
Arbeitsmarkt bzw. den durch den Arbeitgeber Vatikan erbrachten Leistungen.
Die
Päpstliche Schweizergarde steht vor wichtigen Veränderungen: Die Kaserne im
Vatikan muss für 55 Millionen Franken neu gebaut werden, es steht eine mögliche
Neuuniformierung an und der Sollbestand soll von derzeit 110 Gardisten erhöht
werden. Können all diese Aufgaben bewältigt werden?
Die Kaserne ist in einem sehr
schlechten Zustand. Die drei bestehenden Gebäude entstanden im 19. Jahrhundert,
seither wurden kaum Erneuerungen durchgeführt. Die mangelhafte Isolation und
die schlechte Gebäudesubstanz verursachen unverhältnismässig hohe
Unterhaltskosten. Zudem verfügt die Kaserne nicht über genügend Platz für die
Gardisten, zumal der Papst vor kurzem auch eine Bestandeserhöhung beschlossen
hat. Die Lebensumstände der Gardisten müssen unbedingt verbessert werden: Sie
leben ja mindestens zwei Jahre, einige aber auch viel länger im Vatikan – das
ist nicht nur die Zeitdauer einer Rekrutenschule. Für die Sicherstellung der
Finanzierung dieses Neubaus wurde vor rund drei Jahren eine separate Stiftung
gegründet.
Sie haben die Schweizergarde schon mehrmals
persönlich in Rom besucht. Welchen Eindruck haben Sie mitgenommen?
Es ist nicht einfach, junge
und qualifizierte Männer für den Dienst zu finden. Das hat auch mit dem sehr
guten wirtschaftlichen Umfeld in der Schweiz zu tun. Daher will unsere Stiftung
ihnen und ihren Familien eine Perspektive bieten. Von den Besuchen nehme ich
viel mit. Ich bin begeistert von diesen aufgeweckten jungen Männern, die mit
ihrer Überzeugung und ihren Wertvorstellungen bereit sind, im Extremfall ihr
Leben für den Papst zu lassen.
Zur Person
Ruth Metzler-Arnold
(CVP) war von 1999 bis 2003 Mitglied des Bundesrats und führte das
Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement. 2003 war sie zudem
Vizepräsidentin des Bundesrates. Heute ist sie als Präsidentin
bzw. Mitglied mehrerer Verwaltungsräte sowie von Aufsichts-, Stiftungs-und
Beratungsgremien tätig; sie präsidiert unter anderem Switzerland Global Enterprise
(Internationalisierung von KMU) und FehrAdvice (Verhaltensökonomie) und ist
Vizepräsidentin von Axa Schweiz.
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Datum: 29.09.2019
Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Berufsausstellung Päpstliche Schweizergarde in Pratteln