Gardepräsidentin Ruth Metzler

«Schweizergarde als Visitenkarte für die Schweiz»

Das Korps der Päpstlichen Schweizergarde wird erweitert: Die Truppenstärke von derzeit 110 Gardisten wird auf 145 Mann erhöht. Mit der öffentlichen, aussergewöhnlichen
Ruth Metzler mit Christoph Graf
Ruth Metzler

Berufsausstellung der Päpstlichen Schweizergarde wird in Pratteln BL vom 26. Oktober bis Ende November 2019 die Päpstliche Schweizergarde in Rom, deren Geschichte, Wesen, Tätigkeit und Ausbildung inklusive der Karrierechancen für Jugendliche präsentiert. Präsidentin der Stiftung der Schweizergarde ist die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler. Veranstalter ist die «Stiftung Kunst & Kultur Region Basel».Auf Einladung der Päpstlichen Schweizergarde ist der Kanton Basel-Landschaft im Frühling 2020 offizieller Gastkanton an der Vereidigungsfeier des neuen Jahrgangs der Gardisten. Mit dem Auftritt in Rom nutzt der Kanton Basel-Landschaft die Möglichkeit, sich auf einer internationalen Bühne zu präsentieren.

Während der Ausstellung finden an den Samstagen moderierte Podiumsgespräche statt. Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Kunst berichten aus ihren eigenen Lebenserfahrungen und Erlebnissen mit der Päpstlichen Schweizergarde.  

Schweizergarde erfüllt nicht nur Dienst für den Papst

Die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler ist Präsidentin für die Stiftung der Päpstlichen Schweizergarde und erzählt im Interview, was sie zu dieser Aufgabe motiviert hat und welche Eindrücke sie von der Schweizergarde in Rom hat.

Seit dem 1. Juli 2018 sind Sie Präsidentin der Stiftung für die Päpstliche Schweizergarde. Was hat Sie zu dieser Aufgabe motiviert?
Ruth Metzler:
Die Schweizergarde erfüllt nicht nur ihren Dienst für den Papst, sondern ist auch eine Visitenkarte für die Schweiz und unser Engagement im Ausland. Deshalb darf die Schweizergarde auch auf breite Unterstützung aus der Schweiz zählen, da ihr Bestehen und ihr Dienst nicht nur als «katholische Sache» betrachtet wird. Die Stiftung hat zum Zweck, den Bestand der Schweizergarde nachhaltig zu sichern. Ich bin gerne bereit, mich dafür zu engagieren.

Warum braucht es eine Stiftung für die Päpstliche Schweizergarde?
Der Vatikanstaat übernimmt als Arbeitgeber die Kosten des täglichen Einsatzes der Schweizergarde einschliesslich der Entschädigung der Gardeangehörigen und gewissen Sozialversicherungsleistungen, welche jedoch in keinster Weise dem Standard von Arbeitnehmern in der Schweiz entsprechen. Die Stiftung erfüllt eine ergänzende Rolle: Im Jahr 2000 in Freiburg gegründet, unterstützt sie die Gardisten und ihre Familien im Vatikan, trägt zu den Kosten für die Ausbildung der Garde bei, erleichtert die Integration der Gardisten in Rom und ihre spätere Rückkehr in die Schweiz. Auch finanzielle Unterstützung für Öffentlichkeitsarbeit der Garde ist Teil des Stiftungszweckes und hilft somit bei der Rekrutierung neuer Gardisten.

Welche konkreten Leistungen werden denn für die Familien erbracht?
Die Stiftung übernimmt zum Beispiel die Kosten für die Schweizerschule in Rom, die je nach Schulstufe gut 2'000 bis über 4'000 Euro betragen. Zudem richtet die Stiftung Familienzulagen aus. Seit diesem Jahr übernimmt die Stiftung auch die hälftigen Beiträge für die Freiwillige AHV. Damit übernimmt die Stiftung auch eine wichtige Brückenfunktion zwischen dem Heimatland, in welches die Gardisten früher oder später zurückkehren werden, und dem Lohnniveau gemäss italienischem Arbeitsmarkt bzw. den durch den Arbeitgeber Vatikan erbrachten Leistungen.

Die Päpstliche Schweizergarde steht vor wichtigen Veränderungen: Die Kaserne im Vatikan muss für 55 Millionen Franken neu gebaut werden, es steht eine mögliche Neuuniformierung an und der Sollbestand soll von derzeit 110 Gardisten erhöht werden. Können all diese Aufgaben bewältigt werden?
Die Kaserne ist in einem sehr schlechten Zustand. Die drei bestehenden Gebäude entstanden im 19. Jahrhundert, seither wurden kaum Erneuerungen durchgeführt. Die mangelhafte Isolation und die schlechte Gebäudesubstanz verursachen unverhältnismässig hohe Unterhaltskosten. Zudem verfügt die Kaserne nicht über genügend Platz für die Gardisten, zumal der Papst vor kurzem auch eine Bestandeserhöhung beschlossen hat. Die Lebensumstände der Gardisten müssen unbedingt verbessert werden: Sie leben ja mindestens zwei Jahre, einige aber auch viel länger im Vatikan – das ist nicht nur die Zeitdauer einer Rekrutenschule. Für die Sicherstellung der Finanzierung dieses Neubaus wurde vor rund drei Jahren eine separate Stiftung gegründet.

Sie haben die Schweizergarde schon mehrmals persönlich in Rom besucht. Welchen Eindruck haben Sie mitgenommen?
Es ist nicht einfach, junge und qualifizierte Männer für den Dienst zu finden. Das hat auch mit dem sehr guten wirtschaftlichen Umfeld in der Schweiz zu tun. Daher will unsere Stiftung ihnen und ihren Familien eine Perspektive bieten. Von den Besuchen nehme ich viel mit. Ich bin begeistert von diesen aufgeweckten jungen Männern, die mit ihrer Überzeugung und ihren Wertvorstellungen bereit sind, im Extremfall ihr Leben für den Papst zu lassen.

Zur Person
Ruth Metzler-Arnold (CVP) war von 1999 bis 2003 Mitglied des Bundesrats und führte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement. 2003 war sie zudem Vizepräsidentin des Bundesrates. Heute ist sie als Präsidentin bzw. Mitglied mehrerer Verwaltungsräte sowie von Aufsichts-, Stiftungs-und Beratungsgremien tätig; sie präsidiert unter anderem Switzerland Global Enterprise (Internationalisierung von KMU) und FehrAdvice (Verhaltensökonomie) und ist Vizepräsidentin von Axa Schweiz.

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Datum: 29.09.2019
Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Berufsausstellung Päpstliche Schweizergarde in Pratteln

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