Erst ab 18 Jahren: Skandalfilm in Zürcher Citykirche

City-Kirche Zürich
Pfarrer Anselm Burr

Trotz Titelseitenartikel der Gratiszeitung «20 Minuten» wird der Pasolini-Film «Salò oder die 120 Tage von Sodom» diesen Sonntag in der Zürcher Citykirche St. Jakob erst ab 18 Jahren gezeigt.

Die Pendlerzeitung schrieb, der «Skandalfilm» von Pier Paolo Pasolini werde «ohne Altersbeschränkung» gezeigt, und im Laden gebe es ihn erst ab 18 Jahren. Der Citykirchen-Pfarrer Anselm Burr ist entsetzt über den Zeitungsartikel. Er habe in einem Interview ausdrücklich gesagt, der Film werde in der reformierten Kirche beim Stauffacher erst ab 18 Jahren gezeigt, genau wie im Kino. «20 Minuten» habe diese Information aber einfach verschwiegen.

Pfarrer als Aufpasser

«An der Kasse werden im Zweifelsfall Ausweise verlangt, genau wie in den Kinos», sagte Burr am Donnerstag auf Anfrage der Reformierten Nachrichtenagentur. «Auch werden vor der Kasse Hinweise angebracht.» Er selber passe überdies stets vor der Kirche auf, wenn es eine Altersbegrenzung gebe.

An den Film heranführen

Auch für die reformierte Filmbeauftragte Christine Stark war «von vorneherein klar, dass der Film erst ab 18 gezeigt wird». Den Film aus dem Programm zu nehmen wäre für sie aber falsch. «Er gehört in eine ganze Pasolini-Retrospektive des Kinos Xenix», das wegen Umbau vorübergehend einzelne Filme in der Citykirche zeigen dürfe. Da Pasolini dem Publikum bewusst viel zumute, werde man es am Sonntag behutsam an den Film heranführen. Christine Stark: «Deshalb ist eine Einführung und anschliessend eine Diskussion vorgesehen.»

Sex und Gewalt

„Salò oder die 120 Tage von Sodom“, von Pasolini 1975 gedreht, ist eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte. Der Film ist in der faschistischen ‚Republik von Salò’ angesiedelt, dem von den Nazis in Norditalien eingerichteten kurzlebigen Marionettenstaat. Vertreter des untergehenden Regimes, die als amoralisch und sexuell pervers beschrieben werden, setzen Angehörige des Widerstands mit Waffengewalt in einem Anwesen gefangen, lassen sie grausam behandeln, vergewaltigen, foltern und ermorden. Wegen der Darstellung sadistischer Praktiken (als Vorlage diente der gleichnamige Roman des Marquis de Sade, der eine Gewaltorgie beschreibt) wurde der Film in vielen Ländern verboten.

Datum: 09.02.2007
Quelle: RNA

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