Die in den USA populäre Moderatorin Barbara Walters hatte seit Oktober fünf Elternpaare dabei begleitet, wie sie bei einem 16-jährigen Mädchen um ihr noch ungeborenes Kind warben. Die zunächst einmalige Sendung wurde jetzt in der Show "20/20" gesendet. Jessica Bohne aus Ohio war ungewollt schwanger geworden und wollte ihr Kind zu einer "offenen Adoption" freigeben. Sie wollte die Eltern selbst auswählen und Kontakt zu dem Kind behalten. Nachdem die 16-Jährige vor laufender Kamera den Eltern je eine halbe Stunde die Chance gab, sich als gute Eltern zu beweisen, sagte sie: "Ich habe hauptsächlich entschieden, wer das Baby kriegt oder wer nicht. Ich habe Gott gespielt." Der Pressetext zur Sendung wirbt mit den Worten: "Fünf Paare, die verzweifelt ein Kind adoptieren wollen, kämpfen um ein Baby. Vier werden verlieren, eines wird das Baby seiner Träume bekommen. Eine nervenaufreibende Auslese." Der amerikanische Adoptions-Verband ist laut einem Bericht der "Netzeitung" schockiert. Das Leben von Menschen, die den schweren Weg einer Adoption gegangen seien, werde zu einer Gameshow, kritisiert der Direktor eines New Yorker Adoptions-Instituts. Aus einer Adoption einen Wettkampf zu machen sei "unangebracht" und "unsensibel", schreibt eine Kritikerin in der "Chicago Tribune". Aufgrund der harschen Kritik änderte der Sender den Schluss der Sendung und den besonders kritisierten Werbetext. Dessen Aufmachung und Wortwahl hätten einen höchst intimen Vorgang als eine Art Game-Show mit den zukünftigen Eltern als "Gewinnern" und "Verlierern" dargestellt, sagen Kritiker. Das Kind der 16-Jährigen hat inzwischen Eltern gefunden: Ein Lehrer-Paar aus Ohio konnte erfolgreich um die Gunst der jugendlichen Mutter werben. Quelle: Kep
Datum: 10.05.2004
