Hans-Peter Lang: «Sozialmanager braucht das Land!»

Als Christ engagiert, weil die Sozialdienste überfordert sind: Hans-Peter Lang.
Fachschule für Sozialmanagment (FSSM) in Aarau: Absolveneten an der Diplomfeier 2007.
Allein erziehende Mütter entlasten – ein weites Feld für Nachbarn. Die FSSM lehrt, wie Projekte aufzugleisen sind.

Angesichts sozialer Probleme möchten viele freiwillig helfen - zugleich fehlen den staatlichen Sozialdiensten kompetente Freiwillige und jene, die sie betreuen. Gefragt sind Sozialmanager. In Aarau gibt es eine Fachschule exklusiv für sie.

Lehrlinge, die aus der Lehre laufen, überforderte alleinerziehende Mütter, ziellose Sozialhilfeempfänger, nicht belastbare Arbeitnehmer: Mit ihnen befassen sich die Sozialdienste - und kommen oft nicht weiter, weil sie die Betroffenen nicht angemessen betreuen können.

Grundkenntnisse und Zusammenhänge

Die Fachschule für Sozialmanagment (FSSM) will Freiwillige befähigen, hier wirksam anzupacken. "Vielen Pastoren und engagierten Christen fehlt das Wissen über Wirtschaft und Sozialstaat", sagt der Aargauer Sozialunternehmer Hans-Peter Lang. Er hat die FSSM 2004 gegründet, um Christen die geforderten Kompetenzen zu geben. Die modulare Weiterbildung vermittelt in eineinhalb Jahren Grundkenntnisse in Sozialarbeit, Managment und theologischer Diakonie und umfasst auch ein Praktikum.

Die Politik wartet auf lokale Initiativen

Bundesparlamentarier unterstützen solche Initiativen, sie gestehen laut Hans-Peter Lang ein, dass Sozialdienste überfordert sind, und erwarten von Christen, dass sie aus den Kirchen herauskommen und sich engagieren. Der Bieler Stadtpräsident Hans Stöckli freue sich über die Initiative der Pfingstgemeinde, die in einem Problemquartier zwei Häuser kauft und mit sozialen Angeboten für Kinder und Erwachsene ausstatten will. Um das Projekt voranzubringen und mit den staatlichen Stellen fruchtbar zusammenzuarbeiten, studieren derzeit zwei Bieler an der FSSM. In Grosshöchstetten lässt der Sozialdienst nun instabile Arbeitnehmer in Betrieben durch Freiwillige betreuen. Um sie zu begleiten und die Arbeit zu multiplizieren, belegt jemand aus der Gemeinde die Module der FSSM.

Eine Schule, die wachsen will

In drei Durchgängen haben 45 Frauen und Männer die Schule abgeschlossen. Dieselbe Zahl ist derzeit eingeschrieben. Hans-Peter Lang wünscht sich grössere Klassen, auch weil er weiss, dass landauf landab Sozialdienste kompetente Leute suchen: "Die Berner Gemeinde Worb bat uns, für 20 ihrer 100 Sozialhilfeempfänger ein Programm zu erstellen. Zwei unserer Studenten arbeiteten ein Projekt aus (Budget, Businessplan) und unterstützten den Projektstart."

Neuer Leiter

Die Studierenden stammen aus allen Teilen der Deutschschweiz; der Anteil der Frauen steigt. Manche wachsen über sich hinaus: "In der ersten Klasse lernte eine 60-Jährige, die noch nie am PC gearbeitet hatte, Powerpoint-Präsentationen zu erstellen." Gemäss Lang widmet sie sich nun Demenzkranken in Winterthur. Die FSSM ist auch eine Ideenbörse, an der gute Projekte weitergegeben, diskutiert und von anderen aufgegriffen werden. Die Studierenden können Module überspringen. Die Leitung der FSSM übernimmt auf den 1. August der Berner Pfarrer Martin Kaltenrieder.

Dem raten, der sich nicht zu helfen weiss

Hans-Peter Lang kommt im Gespräch mit Livenet auf die vielen zehntausend Leute zu sprechen, die auf eigenen Füssen stehen, aber einmal Rat und Hilfe brauchen: Senioren sind mit den Problemen von Angehörigen oder mit der Steuerklärung überfordert. Ausländer brauchen Hilfe, um einen Antrag auszufüllen oder einen Brief an die Amtsstelle zu schreiben. In Aarau ist eine Anlaufstelle geplant, die von einem Sozialmanager geleitet wird. Lang träumt von hundert derartigen Anlaufstellen in der Schweiz. "Kirchgemeinden können diese Dienste anbieten!"

Sich als Partner bewähren

Laut dem umtriebigen Sozialunternehmer vertieft sich die Zusammenarbeit von staatlichen Stellen und Kirchen mit engagierten Freiwilligen an manchen Orten. "Wenn wir nach biblischen Grundwerten leben und professionell arbeiten, sind wir gute Partner." Sozialmanager braucht es dort, wo kleine Projekte im Sozialbereich durchgeführt werden sollen. Sie tun nicht nur Gutes für ihren Wohnort, sie geben auch ihren Kirchen Anstösse, wie Menschen in der Umgebung nachhaltig zu helfen wäre. "Unternehmerisch denkende Leute in der Kirche können mit dem Diakonieverantwortlichen etwas aufziehen. Bei uns bekommen sie die Grundlagen dafür."

Datum: 01.07.2008
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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